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Gedanken einer 17-Jährigen: Deutschrap ist mehr als nur Jugendkultur gedanken-einer-15-jaehrigen-livia-2017

Für sehr viele Jugendliche ist Deutschrap eine Lebenseinstellung, vielleicht sogar eine Art „Ersatzintegration“! Wie ich das meine? Niemals war deutschsprachige Musik erfolgreicher als jetzt. Der Grund dafür sind nicht irgendwelche Schlager oder Bands wie Silbermond. Nein! Schuld daran ist einzig und allein der deutsche Rap. Und das sieht man am deutlichsten in den Musikcharts. Wenn ich als Beispiel die offiziellen deutschen Musik-Charts vom 29. März 2019 ansehe, dann sieht man etwas Einmaliges. Alle Top Ten Titel sind Deutschrap.

Es gibt einige neue Rekorde, die der Deutschrap in den letzten Monaten erreicht hat. Ein ganz Großer der Musikszene ist mittlerweile Rapper Bausa. Er war mit seinem Song „Was du Liebe nennst“ ganze 9 Wochen auf Platz 1 und sensationelle 65 Wochen in den Top 100. Aber auch die Top 100 sind gespickt mit Deutschrap-Songs, nämlich ganze 48 Stück. Also fast die Hälfte der Charts besteht aus deutschem Rap. Und 7 von 48 Songs sind von Rapper Capital Bra. Er hat aber noch einen anderen Rekord. Er gehört zu den ganz großen Stars der Musikszene. Denn gemessen an der Anzahl der Nummer-Eins-Singles in Deutschland ist er der mittlerweile erfolgreichste Künstler aller Zeiten. Er lässt jetzt mit zwölf Nr.1-Songs sogar die Beatles hinter sich. Mit seinem letzten Nr.1-Song hat er sogar die Musik von Modern Talking in meine Generation gebracht. Worauf ich aber locker hätte verzichten können, denn ich persönlich finde den Song peinlich! Aber wer mit einer Rap-Version von „Cherry Lady“ auf Platz 1 kommt, der macht ja anscheinend irgendwas richtig. Falls jemand neugierig auf diese Version ist, kann sie auch gerne mal anhören. Aber keine Angst es besteht keine Suchtgefahr!

Soweit zur Statistik. Dieser enorme Erfolg muss ja einen Grund haben. Und das hat er natürlich auch. Der schlechte Ruf des Deutschraps ist aber wahrhaftig nicht unbegründet. Wie ich hier schon mal beschrieben habe. Gerade frauenfeindliche oder antisemitische Texte gehen gar nicht und haben weder in der Musik noch im Alltag etwas verloren. Hier müssen sich alle Künstler ihrer Rolle als Vorbild auch endlich mehr bewusst werden. Und gerade der Inhalt der Texte in der Rapszene verändern sich langsam.

Viele der erfolgreichen Rapsongs handeln einfach über das Selbstbewusstseins-Problem von Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Musik gibt ihnen so eine Plattform und eine Möglichkeit sich verstanden zu fühlen. Es gibt jedem einzelnen das Gefühl, kein Außenseiter unserer Gesellschaft zu sein und suggeriert so eine Art „Ersatz-Integration“. Gerade hier ist die Aussagekraft der Texte besonders wichtig. Ich möchte das Thema jetzt auch gar nicht künstlich politisieren, aber diese Künstler haben eine Lücke mit maximalem Erfolg gefunden und das muss man eben auch sehen.

Und dann gibt es den „neuen“ Deutschrap, in dem es textlich wie bei vielen anderen Songs einfach nur um Liebe und Beziehung handelt oder auch um ehrliche sozialkritische Themen.

Zwei Beispiele davon sind von Leon Machère „Copacabana“ oder von Kool Savas feat. Nessi „Deine Mutter“.

So ist für alle Fans des Deutschraps etwas dabei, individuell für jeden Geschmack. Für mich persönlich sind weniger die Texte, sondern der Rhythmus wichtig. Denn zu vielen Deutschrap-Songs kann man einfach sehr gut tanzen.

Ich denke, so kann man diesen Riesenerfolg des Deutschraps in etwa erklären. So sehe zumindest ich als Jugendliche das Ganze. Aber das sehe ich auch an meinem Umfeld, denn Deutschrap ist für die Masse meiner Generation eine ganz normale Musik, die gerne gehört und worüber auch viel diskutiert wird.

So wird auch viel über die Texte von Rapperin Shirin David diskutiert. Denn sie greift vor allem frauenfeindliche Texte in der Rapperszene an, indem sie durch ein sehr selbstbewusstes Auftreten und ganz klaren Aussagen knallhart zurückschießt. Sie zeigt ein neues Frauenbild meiner Generation, dass es egal ist, wie kurz der Rock ist oder wie lange und bunt die Fingernägel sind. Es geht viel um Respekt und um ein selbstbewusstes Frauenbild. Und das verändert nicht nur langsam die Inhalte der Rapszene, sondern das merkt man auch in der Welt von uns Jugendlichen.

Letztendlich ist aber Deutschrap nur eine weitere Form von Musik. Die natürlich nicht jeder mögen muss, aber sehr viele junge Menschen erreicht. Es ist eben die Musik meiner Generation.

Junior-Bloggerin Livia (Website) aus München ist trotz ihrer jungen Jahre bereits eine alte Häsin hier. Als Erste Kolumnisten ist sie bereits seit September 2015 hier aktiv und schreibt monatlich über gesellschaftliche Dinge aus der Sicht einer modernen Jugendlichen.
Beitrag von: Livia Montag, 15. April 2019, 12:51 Uhr

3 Kommentare

  1. „Für mich persönlich sind weniger die Texte, sondern der Rhythmus wichtig. Denn zu vielen Deutschrap-Songs kann man einfach sehr gut tanzen.“ …. nun gut, wenn das der Ansatz für die Bewertung von Sprechgesangsmusik ist, verstehe ich einiges besser und finde es trotzdem nicht gut.
    So waren und sind Texte im HipHop/Rap für mich das elementarste Bewertungskriterium…aber ich bin auch schon alt. :-D

  2. Frank Ropen says

    „Denn gemessen an der Anzahl der Nummer-Eins-Singles in Deutschland ist er der mittlerweile erfolgreichste Künstler aller Zeiten. Er lässt jetzt mit zwölf Nr.1-Songs sogar die Beatles hinter sich.“
    Zu Beatles-Zeiten war auch der Aufwand höher einen Song rauszubringen und bekannt zu machen. Heute reicht da schon YouTube und Instagramm.

  3. Pingback: Meine Kolumne für das Online-Magazin LangweileDich.net – Livia Josephine Magazin

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