Vor etwa dreieinhalb Jahren habe ich mit zwei Kollegen eine Tour nach Holland gemacht. Da alle noch 16 oder 17 Jahre alt, bedeutete dies für uns: Tour de Käsköpp – Radfahren angesagt.
Was wir da wollten? Drogen, Frauen, Fußball, Käse – OK, Fußball passt nicht rein – wollten wir damals nicht wirklich, sondern hauptsächlich einen chilligen Kurzurlaub mit Erlebnischarakter. Denn in einem kleinen Ort namens Wessem liegt seit einigen Jahren ein kleines (mittlerweile restauriertes) Motorboot von uns, welches wir nutzen wollten. Also, kurz den Weg zum Ziel unter- und die eigene Leistungsfähigkeit unterschätzt und schon war die Idee geboren, mit dem Rad zu fahren. Na toll!
Es ging also einen sehr frühen Morgen los, aus Selm, etwa 25 km nördlich von Dortmund auf eine etwa 170 km lange Reise gen Holland. Schöne Landschaften, schönes Wetter, schöne Radwege, alles wunderbar. Zelt war bei mir hinten drauf, das Hinterrad (nahezu nagelneu) kaum hoch zu heben. Schlau, wie wir damals waren (ach, war das schön, schlau zu sein) haben wir uns übers Internet die Adressen mehrerer Campingplätze ausgeben lassen. Je nachdem, wie weit die Pedale tragen sollten am ersten Tag. Irgendwann hatten wir die Nase voll vom ständigen radeln, und dachten, es wäre genug für den Tag. Also ab zum nächsten Campingplatz. Endorphine der Vorfreude auf eine an sich unbequeme Luftmatraze setzten sich frei, und die Adresssuche in der Innensadt entwickelte sich zur Freud bringenden Schnitzeljagd.
Bis wir dann die Adresse gefunden haben. Dann war die empfundene Emtion zwar immer noch auf dem selben Level, aber um 180 Grad gedreht. Denn obwohl wir uns sehr sicher waren, die angegebene Adresse gefunden zu haben, waren wir uns recht sicher, dass es sich nicht um einen Campingplatz handelte. Denn wir waren mitten in einer Neubausiedlung gelandet.
Schnell ein paar EingeboreneEinheimische gefragt, wo der genau liegt (vielleicht war ja nur eine Hausnummer falsch, oder was auch immer), aber niemand wußte etwas von einem Campingplatz. Irgendwann kam der Rat, doch mal zum Rathaus zu fahren (daher auch der Name dieser Einrichtung). Nach etwaigen Stadtrundfahrten, Navis gab es ja damals nur im Dienste der NASA, kamen wir um ca. 16:09 Uhr beim besagten Rathaus an. Zu. Seit neun Minuten. Oh, nun sinds zehn Minuten. Toll! Nach erneuter Depression mit aufgrund mangelnder Energie ausbleibenden Wutausbruch schnell einen Blick auf einen naheliegenden Stadtplan geworfen…
Da konnten wir erkennen, dass in einem der etlichen folgenden Klein-/Vor-/angehenden Städten ein Campingplatz verzeichnet ist. Ist ja auch gar nicht so weit weg. Das sind vielleicht acht Zentimeter. Gut, das waren nochmal 12 Kilometer oder so, aber da mussten wir durch. Also quälende Fahrradminuten folgend, die aufschluss über die aktuellen Fitnesszustände der einzelnen Fahrer gaben, kamen wir nun endlich in den kleinen Vorort. Dort konnten wir den Campingplatz auch relativ problemlos finden. Er lag natürlich bergauf…
Die Fahrräder auf den Vorrasen geschmissen, sich selber daneben, bis wir merkten, einer solle doch mal bei den Eigentümern kingeln, und nach einem Platz fragen.
Stimme aus der Gegensprechanlage: „Hallo“
Wir: „Hi, wir würden gerne einen Platz für eine Nacht haben…“
„Wir sind voll!“
(kurzer Gedanke: ‚Wir auch, wollen trotzdem nen Platz!‘, aber verworfen…)
„Waaas?!“
„Ja, sind voll… wir haben leider keinen Platz mehr, tut mir leid.“
„Ähm… wir sind nun zirka 145 Kilometer mit dem Fahrrad angereist, und wollen wirklich nur da schlafen. Haben auch ein gaaaanz kleines Zelt, das einfach irgendwie in die Ecke gequetscht werden muss!“
„Hm… OK. Wir haben etwas weiter runter einen alten Bolzplatz. Da könnt ihr euch hinpflanzen. Ihr könnt auch die Sanitären Anlagen nutzen vom Platz, kostet allerdings zwei Euro.“
„Wunderbar. Danke, danke!“
Ab zum besagten Fußballplatz. Wow, der war aber wirklich alt. Anscheinend lange nicht mehr genutzt. Die Tore verrostet, die Netze besaßen nur noch etwa drei Löcher, die dafür umso größer waren, und das Graß der Rasen etwa kniehoch. Schnell das Zelt „aufgebaut“ (halt nur das notdürftigste) die Luffis „ausgeblasen“ (da ist mehr Luft in der Marke O²) und pennen gegangen. Um halb Sechs oder so… Hach, wie schön. Alle waren sofort weg vom Fenster.
Bis: BAM! Ein Fußball flog mitten in unser Zelt! Zwei von uns wurden mehr oder minder wach, so das es hieß, mal kurz die Situation zu klären. Es würde wohl eh irgendwann jemand nach dem Ball suchen… Draussen waren doch tatsählich einige Kiddies am kicken. Unser Zelt war aufgrund des anscheinend nicht zu nutzenden Platzes anscheinend relativ ungünstig postiert. Anscheinend wollten uns das die Kinder auch mitteilen. Ob der Schuss nun geplant war oder nicht, sei dahingestellt. Das Zelt musste also umgestellt werden. Da kein Bock vorhanden, galt es, dies grob und schnell über die Bühne zu bringen. Einfach mit zwei Leuten das Zelt mitsamt drittem Radprofi hochgehoben, und einige Meter neben das „Spiel“feld platziert. Jetzt aber, Schlafen!
Den Rest der Geschichte gibt es morgen. Das schlimme letzte Stück der Fahrt, sinkende Stühle und natürlich mehr Heineken! ;)
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