Zumindest auf der Main Stage (der „Common Stage“) konnte man aber auch weiter hinten gut hören (und teilweise auch sehen), da es neben einer weiteren Leinwand auch alle paar Dutzend Meter Lautsprechertürme gab. Da könnte sich FKP Scorpio mal Inspiration von holen. Ebenso beim Essen, denn irgendwie hat man es geschafft, dass es nicht nur viel Auswahl gab, sondern auch kurze Warteschlangen – selbst zu absolut üblichen Mahlzeit-Zeiten.
Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass Essen und Trinken schlicht arschteuer sind. Die meisten Speisen gab es für 11 bis 12 Britische Pfund – also 13-15 Euro. Und davon wird man halt zumeist nicht wirklich satt. Bierpreise lagen zwischen 6,60 und 7,60 Pfund – aber jetzt kommt’s: für Dosenbier. So einen richtigen Standard gab es zudem auch nicht. „Coors Light“ hat mir nicht geschmeckt, „Madir“ war etwas besser, das einzig wirklich gute Bier war jedoch ein IPA von SALT, das jedoch nur in einer 0,33-Liter-Dose angeboten wurden (die anderen hatten 440ml oder mehr) und somit nicht nur in Relation nochmal teurer war, sondern vor allem ab Sonntag auch vergriffen. Uff. Da lobe ich mir doch das Gezapfte auf deutschen Festivals, das einem mit 6,50 Euro dann plötzlich günstig und lecker erscheint. Zumal wir in Deutschland meist etliche kleine Bars haben, die man flexibel ansteuern kann. Auf dem Victorious Festival gab es eine überschaubare Anzahl großer Bar-Zelte, die mit großen Gitter-Labyrinthen anzusteuern waren. Das ging zwar auch in der Regel zügig (klar, muss ja auch niemand was zapfen), fühlte sich aber deutlich sperriger und nerviger an.
Ein weiteres Problem war, dass es auf die Dosen keinen Pfand gab. An sich ist das ja eine gute Sache, aber über die Festivaltage hinweg hat man immer mehr Müll auf dem Boden gehabt. Einige Leute haben die Dosen wenigstens in die allgemeinen Müllcontainer geworfen, eigentlich sollte man sie aber zu dedizierten Recycling-Zelten bringen. Davon gab es jedoch noch weniger als Bars, das sollte man nochmal optimieren.
Viele Leute dürften für Essen und Trinken eh das Festivalgelände verlassen haben. Einige Straßen weiter gab es viele Bars, die extra für das Victorious-Wochenende Aushänge und Angebote vorbereitet hatten. „Günstiges“ Gezapftes für To-Go allerortens. Ja, man sollte tunlichst satt und sitt zum Festival ankommen.
Musik gab’s auch!
Jetzt habe ich so viel über das ganze Drumherum geschrieben, dass ich kaum zum eigentlichen Hauptinhalt, der Musik, kam. Deshalb ist man doch bei einem Musikfestival! Und die war super.
Die IDLES konnten wir leider nicht sehen, weil sie zeitgleich zu Maxïmo Park aufgetreten sind. Aber die hatten wir erst auf dem diesjährigen Hurricane gesehen, also halb so schlimm. Die Wahl war jedenfalls die Richtige, haben Maxïmo Park nicht nur gewohnt gut gespielt, es gab es auch technische Probleme mit dem Keyboard, was in so fern lustig war, dass Sänger Paul Smith meinte, dass sie auf der Busfahrt zum Victorious Festival noch darüber gesprochen haben, dass seit der Umbesetzung auf der Keyboard-Position nie wirklich etwas schiefgelaufen ist mit dem Instrument. Tja, heraufbeschworen, würde ich meinen. Noch besonderer wurde der Gig, als einige Meter neben uns während des Auftrittes ein Hochzeitsantrag erfolgt (und positiv abgeschlossen) wurde. Yay, alles Gute euch!
Ansonsten haben wir noch Snow Patrol, ein bisschen was von den Lightning Seeds („Three Lions“!), The Amazons, die Sugababes, ein bisschen was von The Hunna, etwas Arlo Parks sowie erste Teile von Biffy Clyro und letzte Teile von Wet Leg (die musste natürlich parallel auftreten…) gesehen.
Hervorheben möchte ich noch zwei weitere Acts, die wir gesehen haben. Zum einen Red Rum Club, die wir vor einer Weile von einem Freund empfohlen bekommen haben und sehr mögen. Haben leider nur eine halbe Stunde performt, aber solltet ihr euch mal geben. Absolutes Highlight waren aber mal wieder The Pigeon Detectives. Die waren so gut, dass sie als einziger Act mit zwei Fotos hier im Beitrag sind. Das lag natürlich mal wieder vor allem an Frontmann-Schrägstrich-Bühnenflummi Matt, der so viel Energie auf die Bühne bringt, dass sie irgendwann zwangsläufig auf das Publikum überschwappt. Großartiger Gig!
Das klingt jetzt erst einmal nach gar nicht so viel für drei Tage, aber neben den großen Acts haben wir auch etliche kleine auf den kleineren Bühnen gesehen, die teilweise richtig gut waren. Und dann gab es da ja auch noch das Zelt…
Comedy gab’s auch!
Inhaltlich gab es dann nämlich noch einen gewaltigen Unterschied zu deutschen Musikfestivals: Es gibt nicht nur Musik zu hören. Neben einigen Spoken-Word-Inhalten auf anderen kleinen Bühnen gab es auch das große Comedy-Zelt. Dort sind unter anderem drei große Comedians aufgetreten, die wir aus „Taskmaster“ kannten und daher auch unbedingt sehen wollten. Und so haben wir jeweils eine gute Dreiviertelstunde von Russel Howard (der Beste am Wochenende!), Frankie Boyle (uff, der Dialekt…!) und Al Murray (Wie viel trinkt der Mann bitte!?!) gesehen. Schöne Abwechslung!
Fazit
Das hat ziemlich viel Spaß gemacht! Trotz der Menschenmassen ist auf dem Victorious Festival ein ziemlich entspanntes Wochenend-Erlebnis möglich. Das Festivalgelände ist riesig, so dass man einige Schritte einplanen muss. Aber es gibt auch überall irgendwas zu sehen, kaufen oder hören. Einige Dinge werden besser gemacht, andere schlechter als in Deutschland, einiges ist einfach nur anders. Insgesamt nimmt sich das nicht so viel, da letztlich alle für die Musik vor Ort sind. Und da zählt letztlich schlicht die Qualität des Line-Ups, was den eigenen Geschmack anbelangt. Wir haben jedenfalls ein schönes Wochenende gehabt.
Bis 3. September kann man übrigens Early-Early-Bird-Tickets für das nächstjährige Victorious Festival zum Preis von 145 Pfund (also rund 175 Euro) für das komplette Wochenende bekommen. Noch sind keine Acts für 2025 bekanntgegeben worden, aber wir werden denke ich zuschlagen.
Abstecher nach Bristol
Wir hatten nicht wirklich bedacht, dass wir an den Wochenendtagen so ziemlich nichts von Portsmouth selbst zu sehen bekommen und dachten uns einfach mal, noch für zwei Tage nach Bristol zu fahren. Das machen wir beim nächsten Mal anders. Nicht, weil Bristol nicht schön wäre, im Gegenteil, aber die zusätzlichen Reisestunden hätten wir uns sparen können. Aber: In rund anderthalb Stunden ist man mit dem (unbequemen und engen) Zug in Bristol, wo es viel schöne Street Art und Architektur zu bestaunen gibt. Und von dort gibt es auch wieder Direktbusse zum Flughafen Heathrow.
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