(Dieser Gastbeitrag stammt von einem noch unbekannten Wichtler. Danke schön!)
Wenn die Langeweile einen mal derart packt, dass weder YouTube, eine seltsame DVD oder ein Griff in das CD-Regal mehr hilft, bleibt noch der Bücherschrank. Bücher, richtig, diese Papier-Teile, die man noch selbst lesen muss. An einem besonders langweiligen Tag fiel mir beim Durchsuchen der Bücherkiste plötzlich ein Science-Fiction aus dem Jahr 1961 in die Hand. Dem gelblich-braunen Papier sieht man sofort die säurehaltige DDR-Produktion an, und „Zukunftsroman“ klingt in unseren englisch-trainierten Ohren fast fremder als Sci-Fi – ein guter Start!
Zur Story: Kurz vor dem Zusammenbruch der von den USA geführten kapitalistischen Welt gelingt ein paar Ewig-Gestrigen die Flucht ins Weltall. Die Erde ist befreit, alle sind glücklich und froh – und so verblasst die Flucht mehr und mehr aus dem Bewusstsein der Menschheit. Gut 200 Jahre später möchte man eine Expedition zu eben diesem Planeten starten, der auch das Ziel der damaligen Böslinge war. Und in diesem Moment entdeckt man in einer Kühlbox Oberst Sydney Mordgen, ein Überbleibsel aus jener finsteren Zeit, der im Kampfgetümmel bei der Flucht schlichtweg vergessen wurde. Jetzt, wo eindrucksvoll der damalige Technik-Stand bewiesen wurde, fragt sich die Expeditionsleitung, ob die finsteren Ausbeutern damals vielleicht doch diesen fernen Planeten erreichten…
Kurz, sie nehmen Sidney Mordgen, den Helden der Geschichte, mit auf den Flug. Die Reise, auf der er im Club der Gutmenschen bewähren muss, bietet Platz für eine ausführlichere Beschreibung, wie man sich in der damals noch jungen DDR am Anfang der 60er ein Schlaraffenland vorstellte: das Essen wurde in einer automatischen Küche gebrutzelt, die elektronische Zeitung mit Patronen aufgeladen, Mobiltelefone waren nie erfunden worden – es ist schon interessant, wie anders sich die Welt in den knapp 50 Jahren seitdem entwickelt hat. Am Ende siegen – natürlich – die Guten, Sidney bekommt die (blonde!) Frau seines Herzens, und der Kommunismus hat auch auf der neuen Welt gesiegt. Hurra!
Die mit Abstand stilvollste Methode, sich den Zukunftsvisionen vergangener Zeiten zuzuwenden, ist das Stöbern auf den Altbücher-Verkäufen. Viel Spass!
Hi Maik & Peter,
da ihr kein Veto gegen ein Aufdecken eingelegt habt: der Beitrag stammt aus meiner Feder. Und jetzt, nachdem ich aus der Deckung aufgetaucht bin, kann ich auch offiziell bei euch kommentieren, ohne Verdacht zu erregen :)
Grüsse aus Graz
Tigger
@Tigger: Ah, wunderbar. Hatte mich schon gefragt, woher der stammt. ;) Danke jedenfalls nochmal und genieß die letzten Weihnachtsstunden! Vielleicht sieht man sich ja nun öfters auf den gegenseitigen Blogseiten. :)