Kennt ihr Flexitarier? Vermutlich, denn etwa jeder Zweite Deutsche ist einer. Mir war der Begriff komplett neu, aber nach Angaben des Vegetarierbundes Deutschland und dem Institut für Demoskopie Allensbach (ifD Allensbach) essen 52% der Befragten einer Studie maximal zwei Mal die Woche Fleisch, haben ihren Fleischkonsum deutlich reduziert oder planen selbiges. Also quasi Halb-Vegetarier, die bewusst auf das enorme Fleisch-Angebot und den entsprechenden Konsum reagieren.
In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Rügenwalder Mühle. Doch wieso sollte gerade eines der deutschen Wurst- und Fleischunternehmen schlechthin sich für weniger Fleischkonsum interessieren? Ganz einfach: Mühle goes Veggie! Ab Dezember gibt es die traditionellen Schinken Spicker sowie die kleinen Frikadellen als vegetarische Variante im Einzelhandel. Perfekt für 7 Mio. Vegetarier, 42 Mio. Flexitarier und solidarische Fleischesser in Deutschland. Ich durfte die Wurstsorten vorab testen.
Und nein, ich bin kein Vegetarier, vermutlich eher das Gegenteil, sollte es das geben. Wenn ich mir genüsslich Mett auf das Brötchen schmiere, verdreht die Freundin nur angewidert ihre Augen. Aber vielleicht bin ich gerade dadurch der ideale Tester, weil ich mich eben in Sachen Fleischgeschmack auskenne. Dazu bin ich durchaus solidarisch, was veganes oder vegetarisches Essen angeht. Meine Freundin isst kein Rindfleisch und ist daher immer auf der Suche nach Alternativen zum Schweine- und Putenfleisch-Aufschnitt und vegetarische Freunde sind froh, wenn ich ihnen beim Frühstück auch etwas anderes als Gurkenscheiben anbieten kann.
Vegetarischer Standard
„Wir stehen mit unserer Marke für qualitativ hochwertige Wurst, Schinken und Snacks, die einfach lecker schmecken – und so soll es auch bei unseren fleischfreien Produkten sein. Damit bieten wir Vegetariern und vor allem Flexitariern ein echte Alternative zu ihrer Lieblingswurst“ (Godo Röben, Geschäftsleitung Marketing Rügenwalder Mühle)
Zunächst die Rahmendaten: Neben der (auch bei den Fleischprodukten) präsenten Prüfung durch das SGS Institut Fresenius muss natürlich auch der vegetarische Standard gewährleistet sein. Gerade in einem bislang absoluten Fleischbetrieb wirkt das zunächst wie eine utopische Herausforderung. Aber während des kompletten Prozesses gibt es keinen direkten oder indirekten Kontakt mit Fleisch, da in einer gesonderten Abteilung an den Veggie-Erzeugnissen gearbeitet wird. Das zeigt sich letztlich in der Kennzeichnung mit dem europäischen V-Label der Kategorie „vegetarisch“ und der Unterstützung durch den Vegetarierbund Deutschland. Vegetarischer Standard: Check.
Und wie schmeckt’s?
Jetzt aber genug zum Vorgeplänkel: wichtig ist auf dem Teller! Wie schmeckt denn nun die vegetarische Schinken Spicker-Variante? Ich habe die drei Sorten Mortadella, Schnittlauch und bunte Paprika kosten dürfen. In der Packung und auf dem Brötchen machen die Scheiben vom Aussehen her eigentlich keinen großen Unterschied zum Fleisch-Bruder, lediglich ein etwas hellerer und farbloserer Grundton ist erkennbar. Geschmacklich ist es absolut in Ordnung, man hat tatsächlich das Gefühl, man würde eine Art Light-Mortadella zu sich nehmen. Nicht ganz so geschmacksintensiv, aber vermutlich für jemanden, der nicht gesagt bekommt, dass es vegetarisch ist, nicht wirklich zu erschmecken. Lediglich die Konsistenz ist deutlich lockerer und wirkt gepresster. Die Faserung zerfließt quasi im Mund, was an der fehlenden Fleisch-Struktur liegt.
Der fehlende Biss und die letzte Geschmacksintensität sind aber eben dem direkten Vergleich zur Fleisch-Variante geschuldet. Betrachtet man das Veggie-Produkt einzeln, bleibt ein guter und leichter Geschmack. Am besten hat mir die Paprika-Variante gefallen, danach kommt die Mortadella. Nicht so richtig wollte mir dagegen die Schnittlauch-Sorte schmecken.
Fleischfrei genießen – das ist drin
Okay, sie ist erwiesen vegetarisch und schmeckt eigentlich auch – doch was ist das nun eigentlich? Hauptsächlich bestehen die Veggie Schinken Spicker aus Proteinen. Ei-Eiweiß und Rapsöl bilden die Basis, werden bei den Frikadellen noch mit Soja unterstützt. Also viele (mehrfach) ungesättigte Fettsäuren, die dem Körper gut tun. Hier noch ein Foto von der kompletten Zutatenliste von der Verpackungs-Rückseite für die, die es interessiert.
Fazit
Ich bin zunächst immer etwas skeptisch, wenn vegetarische Produkte „einen auf Fleisch“ machen. Und auch bei dieser Variante ziehe ich weiterhin das Fleisch vor, weil es schlichtweg intensiver ist und mir besser schmeckt. Dennoch schmecken mir auch zwei der drei neuen Veggie Schinken Spicker, die mir vor allem eine wunderbare Alternative zum Fleisch bieten, wenn ich wieder vegetarische Gäste zu Besuch habe. Und meine Freundin freut sich auch über rindfleischlose Alternativen auf dem Tisch. Und Vegetarier können sich sicher sein, dass gerade Fleischexperten wie die Kollegen der Rügenwalder Mühle den Geschmack so sehr mögen, dass sie selbst so nah wie möglich dort heran kommen möchten mit ihren vegetarischen Produkten. Und solange sie ihre Mettdöschen dadurch nicht einstellen, kann ich das nur gutheißen.
Stets auf dem Laufenden bezüglich neuer Produkte und Aktionen der Rügenwalder Mühle bleibt ihr, wenn ihr den unternehmenseigenen Blog oder auch die Fanpage verfolgt. Und ab nächste Woche könnt ihr selbst im Kühlregal zuschlagen und den Geschmackstest machen.
Mit freundlicher Unterstützung der Rügenwalder Mühle.
Hier frag ich mich mal wieder, wieso die Produkentwickler nicht ein komplett tierfreies Produkt auf den Markt bringen. Da esse ich lieber ein gesundes Tier aus Freilandhaltung, als vegetarische „Wurst“ mit Eiern aus Massentierhaltung. In solchen Produkten landen die Eier die keiner mehr kauft, da 90% nur noch Bioeier kaufen.
Also wenn vegetarisch, dann bitte richtig!
@Te Rin: Ich weiß nur, dass es wohl daran liegt, dass zu wenig „Bio-/Freilauf-Eier“ für eine solche Produktion vorhanden sind und deshalb auf Bodenhaltung zurückgegriffen wird, das stimmt wohl. Aber dadurch ist es ja nicht weniger vegetarisch. Das ist letztlich natürlich eine moralische Frage, aber da fällt ja quasi der komplette Einzelhandel drunter. Am besten ist eh noch, sich alles direkt beim Bauern aus der Region zu holen. Ist nur eben leider nicht immer möglich.
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