Früher, als noch alle Nationalmannschaftsspiele geschaut haben, hieß es gerne mal, es gäbe 80 Millionen Bundestrainer (damals gar noch ohne „Innen“ geschrieben) in Deutschland. Klar, kritisch sein ist einfach, man muss ja niemandem was beweisen. Und geflügelte Worte, wie „Den hätte ich mit verbundenen Augen gemacht!“ sind schnell gesagt, sollen sie doch einfach nur signalisieren, dass es eine „110-prozentige!“ Chance oder so war.
ESPN hat ein paar Leute unter fadenscheinigen Gründen in eine Sporthalle geladen. Dort werden sie mit Tweets konfrontiert, in denen sie Football-Profis niedermachen, weil sie das Field Goal nicht getroffen haben. Und direkt erhalten sie die Möglichkeit, zu demonstrieren, dass sie es wirklich besser können. Und das sogar ganz ohne Druck von tausenden Zuschauern vor Ort und Millionen an den Fernsehgeräten. Wir alle ahnen, was passiert…
„On Always Late with Katie Nolan, college football fans who sent mean tweets about kickers are invited to kick real field goals.“
Bei unserem Irland-Trip kam ich auch in den Genuss, mich mal am Football-Kick zu versuchen. Ich war ehrlich gesagt recht überrascht, wie gut das ging. Jetzt nicht wirklich jeder landete im Ziel, da das Ei dann doch recht unförmig ist für ungeschulte Füße, aber mein jahrelanges Fußballtraining hat geholfen. Bei der Gällischen Variante, die mit einer Art Volleyball gespielt wird, waren dagegen so ziemlich alle Treffer.
Allgemein fehlt vielen Leuten, die über Sportler urteilen, schlicht die eigene Erfahrung auf dem Feld. Natürlich gibt es die Über-Aussetzer, die selbst Profis haben (sollen ja bekanntlich auch nur Menschen sein), die zu Situationen führen, die wirklich JEDER besser hätte lösen können. Abseits derer wird aber oftmals unterschätzt, dass das die Besten der Besten sind. Ich habe mal ein bisschen Bezirksliga und -Auswahl gespielt, was für mich eine tolle Sache war. Da war ich aber keineswegs einer der richtig Guten. Und die wären auf der nächsten Stufe eben auch nur graue Mäuse. Und darüber gibt es noch X weitere Stufen und Ausleseprozesse. Am Ende ist es vielleicht nicht mal unbedingt die Technik, der Schuss oder sonst was, sondern die schiere Geschwindigkeit und Körperlichkeit, die man als TV-Zuschauer halt einfach nicht so gut greifen kann. Einfach mal zu einem Spiel gehen und es live anschauen, möglichst nah vom Spielfeldrand. Dann bekommt man eine Ahnung, wie schnell das abläuft. Dann verzeiht man vielleicht auch mal den einen oder anderen „Fehler“. Oder einfach sagen: „Den hätte meine Oma gemacht!“ – dann muss die sich bei ESPN beweisen.
Noch keine Kommentare