Am Wochenende war „ExtraSchicht“ – und ich war dabei! Wie vorab hier angekündigt habe ich meiner Heimatregion einen Besuch abgestattet und so viel Kultur in so kurzer Zeit und vor allem so vielen unterschiedlichen Orten erleben können, wie nie zuvor. In diesem nicht ganz so kleinen bebilderten Rückblick nehme ich euch mit auf meine ganz eigene Nacht der Industriekultur durch die Stadt der Städte.
Vorab habe ich mir mein Rahmenprogramm zusammengestellt. Entgegen aller Mahnungen, dass man doch möglichst nur drei Orte anfahren solle – „mehr schafft man nicht!“ – wollte ich dann doch mehr versuchen. Klar, alle 22 teilnehmenden Städte aus der Metropole Ruhr würde ich nicht anfahren können, aber so viele wie möglich. Das ist ja der Vorteil des Ruhrgebietes bzw. der „Metropole Ruhr„, dass man binnen weniger Minuten bereits in der nächsten (Groß)Stadt ist. Entsprechend hat sich die Region kulturell zusammengetan und bietet so die dichteste Kulturlandschaft Europas. Die „ExtraSchicht“ ist perfekt, um die Essenz dessen in konzentrierter Zeit erfahren zu können.
Also stellte ich mir viele optionale Programmpunkte zusammen, einen gaaaanz groben Zeitrahmen und vor allem mein Kamera-Equipment. Der Beginn war klar – möglichst weit im Westen, damit ich mich Richtung Veranstaltungsende (2 Uhr) gen Osten bis Dortmund vorarbeite. Also ging es zunächst nach Duisburg.
Stadt 1: Duisburg
Die Regionalbahn dorthin war brechend voll, was auch daran lag, dass schlauerweise am gleichen Tag ein gigantisches Pokémon-Event mit geschätzten 50.000 Leuten in Dortmund abgehalten wurde (Wahnsinn, wie „damals“ auf den Straßen…). Ab Duisburg selbst hatte sich aber was die ExtraSchicht angeht alles angenehm verteilt, so dass man eigentlich den Abend über immer problemlos überall mitfahren, sich beim Essen und Trinken hinsetzen und bei Programmpunkten mitmachen konnte. Das hatte ich mir schlimmer vorgestellt.
Im Innenhafen Duisburg haben wir zunächst bei einem Architektur-Rundgang mitgemacht. Alte Mühlen- und Speichergebäude treffen dort auf moderne Architektur. Das war wirklich interessant, aus Zeitgründen mussten wir (ich war mit meinen Eltern unterwegs) aber nach der Hälfte aussteigen. Eine Currywurst und ein bisschen Areal-Begehung später besprachen wir unseren weiteren Reiseplan.
RE36
Eines meiner Highlights war die Fahrt nach Oberhausen. Nicht etwa, weil die Bahn leerer und die Strecke wunderhübsch war, sondern weil Programm geboten wurde. Eine der über 500 an diesem Abend im ganzen Ruhrgebiet abgehaltenen Kulturpunkte war, dass in der 12 Minuten zwischen Duisburg und Oberhausen hin und her fahrenden Regionalbahn Musik gespielt wurde. Klasse Idee! Ähnliches wurde mit Comedy und Poesie auch in vereinzelten U-Bahn-Linien, z.B. in Bochum, gemacht. Solche Programmpunkte sollte man unbedingt ausbauen, denn gerade die Bahnfahrten oder auch das Warten an den Bahnhöfen kostet viel Zeit, vor allem, wenn man interstädtisch unterwegs ist.
Stadt 2: Oberhausen
In Oberhausen haben wir das Gasometer aus Zeitgründen gestrichen und uns auf das dortige Schloss konzentriert. Da gab es mit Comics nämlich einen angenehmen Kontrastpunkt zur sonst doch eher industriell angehauchten Programmplanung. Per Vortrag wurden die Grundlagen des Comic-Zeichnens erläutert, in der Ausstellung konnte man u.a. alte Fix und Foxi-Sachen sehen und Kinder konnten selbst zum Comic-Künstler werden.
Stadt 3: Mülheim a.d. Ruhr
Einer meiner Höhepunkte (im wahrsten Sinne des Wortes) war das „Aquarius Wassermuseum“ in Mülheim an der Ruhr. Ich meine, schaut euch diese Schönheit von Gebäude (rechts) an:
Für den Aufstieg haben wir leider einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Zum einen, weil die goldene Stunde gerade vorbei und die Dämmerung in ihrer finalen Phase war, zum anderen, weil die Schlange am Eingang sehr lang war. Natürlich nur, bis ich im Turm war, nach meiner Rückkehr konnte man direkt rein gehen und der Turm war wundervoll von Außen beleuchtet, da es jetzt dunkel genug war. Hmpf.
Die Wartezeit wurde aber mit kurzweiliger Musik (passend zum Thema Wasser gab es „New Wave“ und „Neue Deutsche Welle“-Cover) verkürzt. Der Aufstieg hat sich allemal gelohnt, der Ausblick war schon gigantisch. Weil das Tageslicht nicht mehr ganz wollte und ich aus Zeitgründen den Museumspart im Gebäude auslassen musste, kommt ein erneuter Besuch auf jeden Fall auf meine Liste.
Stadt 4: Bochum
Mittlerweile schreiben wir kurz vor 12. Seit fast sechs Stunden sind wir bereits unterwegs (mehr sogar, wenn man die Fahrt nach Duisburg dazu nimmt, noch viel mehr, wenn man meine Fahrt von Berlin heran nimmt…). Grund dafür ist leider auch die Verkehrsplanung. Aufgrund fehlender Beschilderungen an den größeren Bahnhöfen sind wir an so ziemlich jedem in die genau falsche Richtung gelaufen. Die postierten Informations-Personen haben zwar stets kompetent ausgeholfen, aber etwas Zeit ging eben verloren, das könnte man noch optimieren. Die Sondershuttles fuhren durchaus zuverlässig, aber man hatte wenig Information darüber, wann und wo denn nun genau.
In Bochum ging es fußläufig zur Privatbrauerei Fiege. Dort haben wir noch den letzten Rundgang durch die Brauerei erwischt, was auch ein Erlebnis ist, so gegen Mitternacht durch Lager- und Brauhallen zu schreiten. Draußen gab es Lichtinstallation und auch hier unterhaltsame Musikeinlagen. Und natürlich Bier.
Stadt 5: Dortmund
Mein Abschluss- und Übernachtungs-Ort. Weil wir dann doch erst nach 1 Uhr dort waren, konnten wir innerhalb der Stadt nicht mehr so viel herumfahren. Also noch kurz zum Fußballmuseum für ein Foto (die Ausstellung hatte ich letztes Jahr erst gesehen) und im Dortmunder U nachschauen, wo es noch ein bisschen Kunst zu sehen gab. Mehr konnten die Augen und Beine dann eh nicht mehr erfassen…
Fazit
Gut war es! Tatsächlich hat mein grober Plan einigermaßen funktioniert, auch wenn ich in Bochum und Dortmund gerne noch etwas mehr Zeit gehabt hätte (vor allem, weil an einigen Spielorten nicht wirklich bis 2 Uhr Programm vorlag). Aber die acht Stunden waren schneller vorbei, als ich dachte. Insgesamt ist es schon recht „stressig“ (im positiven Sinne), vor allem, wenn man so viele Städte und unterschiedliche Shuttle-Linien besucht (selbst schuld…). Wie empfohlen sollte man sich wohl lieber auf eine Shuttle-Linie und wenige nahegelegene Städte konzentrieren. So kann man lieber wenige Programmpunkte und Spielorte richtig intensiv mitnehmen und eben im nächsten Jahr eine andere Planung angehen. Die ExtraSchicht gibt es seit 18 Jahren, so bald wird sie hoffentlich nicht enden.
Unterwegs geholfen hat neben dem umfassenden Programmheft vor allem der vorab ausgedruckte Merkzettel mit Informationen zu den favorisierten Spielorten, den man über die Website zusammenstellen konnte. Für die nächste „ExtraSchicht“ würde ich mir noch eine eigene App zur Veranstaltung wünschen. Die würde nicht nur Papierdruck mindern, sondern könnte vor allem in Sachen Geo-Lokalisierung helfen, aber eben auch in Sachen Erinnerungen und Fahrplänen. Dazu ist die Preisgestaltung an sich zwar vor allem aufgrund des integrierten Nahverkehrstickets vollkommen in Ordnung, in Sachen Familienpreisen und fehlender Behinderten-Ermäßigung (hier erhält „nur“ die Begleitperson freien Eintritt) könnte aber noch optimiert werden, um so ggf. weiteren Personen(gruppen) einen Besuch ermöglichen zu können.
Denn der lohnt sich allemal! Alle Leute sind freundlich, gut drauf und man bekommt richtig viel und vor allem abwechslungsreiches Programm an tollen und kulturbedeutsamen Schauplätzen geboten. Der Spruch „da ist für jeden was dabei“ passt hier absolut. Von für manche eher trocken anmutenden Kunstausstellungen bis zu feucht-fröhlichen Party-Events ist alles dabei. So macht Kultur Spaß! Und ist vor allem erlebbar. Ganz nebenbei lernt man Ecken und Teile der Metropole Ruhr kennen, die man so sonst vielleicht nicht besucht hätte und erlebt, was der Begriff „Stadt der Städte“ eigentlich bedeutet: ein nachbarschaftlicher Verbund vieler kulturell wie regional verbundener Orte und vor allem Menschen. Und aufgrund des gigantischen Angebotes erlebt jeder seine ganz eigene „ExtraSchicht“. Für mich könnte der ganze Tag auch gerne früher beginnen, damit man länger etwas davon hat.
Weitere Impressionen
Zum Glück gibt es das Internet, so kann man all die Dinge, die man aus zeitlichen Gründen nicht sehen konnte, ein bisschen nachholen. So gibt es Impressionen zur ExtraSchicht 2018, die Social Wall zum Event, sowie die Bildergalerie zum Fotowettbewerb, bei dem man noch bis 08. Juli 2018 mitmachen kann. Wer bei der ExtraSchicht zu Gast war, kann auch über die Gästebefragung dazu beitragen, dass die nächste Runde noch ein Stück besser werden kann.
Die steigt nämlich am 29. Juni 2019 – rein in den Kalender damit!
Mehr zur „Metropole Ruhr“ gibt es auf der offiziellen Website zu sehen und natürlich könnt ihr auch auf Facebook, YouTube oder Instagram auf dem Laufenden bleiben.
Mit freundlicher Unterstützung vom Regionalverband Ruhr.
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