Eigentlich beginnt so ein Tag ja ganz normal: Augen aufklappen, Erst links, dann rechts. Kind Nummer Zwei sitzt mir auf dem Brustkorb. “Mama! Ich habe meine Windel ganz alleine ausgezogen!” Schön… Kind Nummer Eins schläft tief und fest. Klar, es ist ja Mittwoch, gegen 07:00. Also werden fünf Ehrensalven aus der Kanone abgeschossen. Etwas rührt sich unter der Decke. Gut. Es lebt noch. Aus dem Bad erklingt die liebliche Stimme vom Ehemann: “TÜR ZU!”. Jemand hat sein beim Duschen entstandenes Dampfbad mit einem Zischen in die Bude entlassen. Kind Nummer Zwei hat sich nämlich nicht nur die Windel alleine ausgezogen, sondern war auch alleine auf Klo. Läuft!
Kind Nummer Eins hat entdeckt, dass es gaaaaaar niiiiichts zum Anziehen hat. Und mein “Nimm einfach etwas, das auf dem Boden liegt!” fällt offensichtlich nicht unter mütterliche Fürsorge, sondern unter Affront. Aber da liegt doch genug… Naja. ICH habe auch mittlerweile etwas zum Anziehen gefunden. Ich habe dafür nicht den Boden, sondern einen sinnvoll platzierten Stuhl. Dann geht es relativ normal weiter. Zähne putzen, waschen, eincremen. Ringe unter den Augen checken. Ich habe da extra eine Skala für. Von Schwarz wie die Nacht (in der man nicht geschlafen hat), bis zum Hellblau eines Sonnenaufgangs, den man bewundern durfte. Aber dazu später mehr. Mittlerweile haben sich drei von vier Personen beim Esstisch eingefunden. Wer fehlt, variiert. Diesmal ist es der Ehemann, der mit seinem 0,5 Liter-Becher Kaffee (keine Übertreibung an dieser Stelle) schon in sein Home Office verschwunden ist. Kind Nummer Eins hat die Aufsteh-Muffel-Phase hinter sich gelassen und deckt schonmal motiviert den Tisch mit Wurst und Käse. Und ist total überrascht, als ich mitteile, dass wir morgens unter der Woche Müsli essen. “Seit wann das denn?” Seit ungefähr… IMMER! K2 verkündet, dass es sein Müsli wie gestern möchte. Als mein planloses Gesicht mitteilt, dass ich mir noch nicht einmal sicher bin, welcher Wochentag gestern war, geschweige denn, was ich in die Müslischüsseln geworfen habe, wird mir mit einer fachmännischen Miene erklärt, was ich zu tun habe. Bis hin zu den Winkeln, in denen ich den Apfel zu schneiden habe. Dann der Kindercheck. “Ja, du lernst das noch!”. Danke! Als dann endlich alle versorgt sind, am Tisch sitzen und essen, kommt eine Email. “Übrigens habe ich gestern noch die 3.756,4 restlichen Aufgaben vergessen, die Ihr Kind bis 08:11 im Homeschooling machen soll. Finden Sie im Anhang! Liebe Grüße Klassenlehrerin von K1” Es ist übrigens 08:10 und 57 Sekunden. Aber Moment! Da fehlt doch was?! Zweite Email: “Hier nun auch der Anhang!”. Sie hat wirklich viel zu tun. Aber wie der geneigte Leser weiß, habe ich den größten Respekt vor den Lehrern, die in dieser Zeit noch nicht das Handtuch geworfen haben. Und Verständnis für die, die es getan haben. So, nach dem Tischabräumen und Hände waschen, Tisch wischen. Schnell noch an den Kindern Riechproben nehmen (Gewaschen? Ja – Nein? Zähne geputzt? Ja – Nein?). Dann geht der normale Wahnsinn erst richtig los.
Im Vergleich zum Alltag ist das Wochenende gaaaaaanz anders. Nehmen wir den Sonntag. Am Samstag haben sich alle ausgetobt, damit man den Sonntag so richtig smooth angehen kann. Okay, also der Tag beginnt mit dem Geruch in der Nase von frischaufgebrühtem Kaffee, Brötchen aus dem Ofen und brutzeldem Speck aus der Pfanne. Der Blick auf die Uhr zeigt 10:30. Ein bisschen früh zum Aufstehen an einem Sonntag, oder? Genüsslich rekelt man sich. Im Traum! Und dann wacht man auf. Der Tag beginnt wieder mit Augen aufklappen. Diesmal erst rechts, dann links. K1 sitzt am Bettrand. “Endlich bist du wach! Kann ich aufstehen?” Mit etwas Sabber im Mundwinkel schaue ich mit triefenden Augen auf meine Uhr. Als sich das verschwommene Bild zusammengeschoben hat, ist es scheinbar auch nach dem Doublecheck 05:18. “Ist die Sonne schon aufgegangen?”, murmel ich. K1 zuckt mit den Schultern und rauscht hinaus. Ich werfe ein Kissen hinterher. Ich treffe nur die Tür, die sperrangelweit aufgelassen wurde. Der Ehemann dreht sich noch einmal um und schiebt mir das unförmige Ding rüber, das auf seiner Bettdecke liegt. K2! Seit wann das Kind sich hier rumdrückt weiß man nicht so genau. Wird’s mir auch nicht so schnell mitteilen, denn es schläft tief und fest. Wenigstens einer. Ich schlafe natürlich nicht mehr ein. Dann kann ich auch aufstehen. Es ist Winter, also ist es noch dunkel. Im Sommer könnte man das Hellblau meiner Augenringe mit dem Morgenhimmel abgleichen. K1 sitzt auf dem Sofa und hat so ziemlich alles an, was im Kinderzimmer auf dem Boden lag. Die Nase in einen Asterixcomic gesteckt. Ich überlege mir, ob es sich lohnt, noch einmal zu meinem Kleiderschrank-Stuhl zu gehen und mich formschön anzuziehen. Ich ziehe dann doch einfach die Socken an, die beim Nähkorb liegen, weil sie gestopft werden müssen, Warme Füße! So wichtig!! Ich schlurfe in ein Zimmer und überlege, ob das die Küche sein könnte. Die Chancen stehen gut. Es hat einen Herd und eine Spüle. Nach einer Weile höre ich von oben ein freundliches “TÜR ZU!” Als dann irgendwann alle am Esstisch sitzen, riecht es nach frischgebackenen Brötchen und brutzelndem Speck mit Rührei. Kaffee kochen kann ich nicht.
Und das, meine Lieben, war nur der Anfang… Nach dem Frühstück geht es ja erst richtig los. Werde ich vielleicht ein Nickerchen machen können? Verkauft K1 das Geschwisterchen endgültig an den Zirkus? Wird der Ehemann eine Safari in den Supermarkt machen oder essen wir trockene Nudeln? Fragen über Fragen!
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