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Tracklist:
1 | Intro | 1:21 |
2 | Breakfast | 2:58 |
3 | Handclaps And Guitars | 2:48 |
4 | Mind Your Manners | 3:16 |
5 | Ray Charles | 3:43 |
6 | Does She Love Me | 3:41 |
7 | Run It Back | 4:03 |
8 | Out 2 Space | 3:13 |
9 | Whatever We Want | 3:02 |
10 | Talking To Myself | 4:12 |
11 | Happening | 3:16 |
12 | Baby Roulette | 3:42 |
13 | 4th Quarter | 3:18 |
14 | Interlude | 0:46 |
Gesamtlaufzeit: | 43:25 |
Jahre hat es gedauert. Unverständlicher Weise. Nach schier endlos vielen EPs binnen kurzer Zeit (Peanut Butter And Swelly, Air Swell und The Preview waren nicht umsonst in meinen Toplisten der besten Alben 2011 und 2010), die allesamt hohe Qualität und teilweise sogar Langspielplattenlänge besaßen, erschien am 28. Februar endlich das erste richtige offizielle Studioalbum von Chiddy Bang aus Philadelphia. Hinter dem Namen verbergen sich Rapper Chidera Chiddy Anamege und Beatbaslter Xaphoon Jones.
Das Album beginnt mit einem klassischen Intro-Kurztrack. Ein kleiner Junge zählt ungeduldig on 10 herunter, begibt sich dann scheinbar schnell auf die Suche. Aber Chiddy Bang treibt kein Versteckspiel. Mit ruhige Klängen leiten sie den Soul ein und lassen den Hörer nochmal kurz durchatmen. Einige Sekunden später geht es mit dem Titeltrack los. Breakfast zeigt, wo es die kommende Dreiviertelstunde hin geht. Elektronische Beats mit eingängigem Rap. Keine Kompromisse und dabei doch trotz fehlendem Gesanges mit Refrain, der spätestens nach dem dritten Run zum Mitgehen animiert.
Handclaps and Guitars bietet genau das: eifriges In-die-Hände-Klätschen umgibt die komplexe Beatlandschaft. Chiddy legt bereits mit einem unglaublichen Tempo los, so dass man froh ist, dass auch er im Refrain mal kurz pausieren kann. Die Line „I Just Came To Party“ demonstriert die bisherige Haltung der Platte: Das soll Spaß machen. Keine großartig politischen Lyrics, keine melancholischen Instrumentals. Allgemein jedoch ein etwas überfrachteter Track, der durchaus Gewöhnung benötigt. Dann folgt das erste Lebenszeichen zur Platte. Mind Your Manners hatte bereits vor Monaten für Vorfreude gesorgt. Ein absoluter Gute Laune-Song. Und bin das nur ich, oder singt er zwischendrin wirklich „Marshall Mathers“…?
Single-Duett: Danach erscheint mit Ray Charles auch schon die Release-Single. Wahrscheinlich seit dem Debüt von Opposit of Adults der erste Track, der auch bei Radio und TV Anklang findet und über die Grenzen bekannt ist. Wunderbar Hommage an Ray inklusive feinem Piano-Geplänkel. Cooler Track. Das folgende Does She Love Me hält die ersten ruhigeren Töne für uns bereits. Die ganze Zeit durchfeiern ist ja auch langweilig. Gefühlfvolle Beats und ein etwas langsamer spittender Chiddy lassen die Seele etwas zurücklehnen. Und auch wenn der Song allgemein etwas monoton ist, kann der Refrain vielleicht gerade durch die fehlende Feature-Stimme eine Menge Gefühl ausdrücken. Am Ende des Tracks ist man dann aber doch irgendwie froh, dass das Endlos-Sample ganz ausgespielt wird.
Run It Back fordert uns bereits im souligen Intro auf, die Tracks alle in Endlosschleife zu hören. Dann bringt uns ein alter 8-Bit-Beat zu den hektischen Rap-Parts. Ein sehr schwerer Song, der einen Gegenpunkt zu den lockerleichten Anfangstracks bildet. Für mich etwas zu arg gehalten. Die Stimmung lockert Out 2 Space wieder etwas. Power ist hier immer noch gegeben, wirkt aber geordneter auf den Hörer ein. Die Soundkulisse wirkt aufgeräumter, nimmt sich hier und da mal ein bisschen zurück um im Refrain aufzudrehen. Gekonnte Mischung. Einen sehr vocal-fokussierten Auftritt legt das folgende Whatever We Want ab. Mir persönlich auch ein Schritt too much. Die Refrain-Parts können nur kurz Abhilfe schaffen. Das ist meckern auf hohem Niveau, da auch dieser Track an sich wirklich gut ist, aber dieser Part der Platte wirkt etwas bleiern.
Dass es besser geht zeigt Talking To Myself. Ab hier nimmt die Platte wieder Fahrt für ein richtig starkes Finale auf. Nach Piano-Intro ist schlagartig Stimmung angesagt. Der eintretende Bass mitsamt quitschigem Gesang zeigt, dass es wieder in die Party-Richtung geht. Dabei gibt es keinen harten Cut, zunächst bleibt es in den Strophen durchaus smooth. Aber die Beats wirken euphorischer, der gesamte Track einfach rund. Schönes Ding. Dann folgt der wohl beste Track der Platte: In Happening ist Party pur angesagt. Bereits das Intro schreit zum Tanzen auf. Das Ding wird sicherlich noch einige Male dieses Jahr zu hören sein. Enorm kraftvoll und energetisch. Klasse! This is happening!
Dann eine Überraschung. Mit Baby Roulette hat es doch tatsächlich einer der EP-Tracks (aus Peanut Butter And Swelly) auf das Album geschafft. Wundert mich ehrlich gesagt, dass es gerade dieser ist. Hat es doch bspw. mit All Over , Under The Sheets oder Opposite of Adults weitaus bessere gegeben. Dennoch schön, etwas bereits Bekanntes zu hören zu bekommen. Mit dem eigentlichen Abschlusstrack 4th Quarter kann ich mich dann nicht mehr so wirklich anfreunden. Der Track gibt sich einfach zu aggressiv und rau, passt hier meiner Meinung nach überhaupt nicht in die Plattendynamik. Da wäre vielleicht ein Tausch mit dem ruhigen Vortrack denkbar gewesen. Klar, man will mit einem Knaller aufhören, aber das passt hier nicht. Denn danach folgt fast ironisch konterkarierendes Outro. Inklusive Streichern und an sich wunderbarer Melodie und entspannender Abschlussstimmung. Nur zum einen viel zu kurz und zum anderen einfach unpassend dahin geworfen.
Urteil:
Auch wenn sich das jetzt hier und da sehr meckerig liest, ist Breakfast eine sehr gute Platte geworden. Nur hat es sich Chiddy Bang durch die verdammt starken EPs im Vorfeld selbst schwer gemacht. Denn mixt man dort die besten Tracks zusammen, kommt man auf eine weitaus stärkere Vorstellung. So bleibt letztlich eine gute Platte mit etwas Luft nach Oben.
Das war das Frühstück, die angeblich wichtigste Mahlzeit des Tages. Bleibt abzuwarten, ob die nächsten Alben Lunch und Dinner heißen. Ich habe jedenfalls noch mehr Appetit auf neue Musik erhalten. Und bei dem Arbeitstempo der Jungs, muss man wahrscheinlich nicht lange auf neuen Input warten.
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