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Ich habe jetzt einige Stunden mit Titanfall verbracht. Keineswegs habe ich das Spiel „durchgespielt“ oder gemeistert, aber es reicht, um mir eine Meinung zu bilde. Respawn Enterteinmant hat es tatsächlich geschafft, etwas frischen Wind in das zu erstarren drohende Shooter-Genre zu bringen. Dabei haben sie leider aber auch ein paar Grundlagen missachtet.
Der Anfang ist kompakt. Der Spieler nimmt die Position eines Piloten in nicht allzu ferner Zukunft ein. Zunächst steht ein Simulationstraining an. Das verdeutlicht auf gute und nachvollziehbare Weise die Steuerung des Spiels. Toll, man wird an die Hand genommen! Und soo schwer ist das eigentlich alles gar nicht! Die ersten Erfolgserlebnisse gegen Computer-Gegner im Simulator machen Lust auf das Spiel. Vor allem die Parkour-ähnlichen Wandläufe machen Laune und man erhält schnell ein Gefühl für die Leichtigkeit in der Steuerung. Titanfall ist schnell, verdammt schnell. Das merkt man dann spätestens beim echten Spieleinstieg.
Klickt man auf „Kampagne starten“ startet jedoch nicht etwa die lokale Kampagne, nein, man spielt geschichtlich angeordnete Level online. Gegen andere menschliche Spieler. Ich bin ja eher so ein Schisser, spiele erst die Story lokal durch und traue mich dann nach etwas Training in die weite Multiplayer-Welt. Hier ist das jedoch anders.
„Das Spiel vereint dabei temporeiche Online-Action mit heroischen Spielsequenzen, wie sie traditionell im Kampagnenmodus zu finden sind. Die nahtlose Verknüpfung dieser beiden Aspekte trägt entscheidend zu der einzigartigen Identität bei, die Titanfall auszeichnet.“
Es gibt zwar durch Cutscenes und Voice-Over-Ansprachen durchaus ein Kampagnen-Feeling, wenn ich mit Stufe 1 aber gegen Erfahungsstufe-Gegner 30 bis 50 antrete, habe ich nicht gerade das sicherste Gefühl. Und so werde ich inmitten des rasanten Kampfgeschehens geschmissen und frage mich stets, wie ich das noch einmal so bombastisch im Simulator gemacht hatte. „Ach ja, X, dann…“ – tot. „Oh, diese Umwelt schaut ja cool aus!“ – tot. Die ersten Runden musste ich definitiv Lehrgeld zahlen.
Doch das komplette Gemüt wird besser, wenn man einen Titan erlegt – oder selber steuert. Neben dem „normalen“ Shooter per Männchen auf dem Boden gibt es eben die namensgebenden Riesenroboter. Die Titans werden von jedem Spieler nach einer bestimmten Dauer aus dem Orbit bestellt, krachen mitten auf das Kampfgebiet und können bestiegen und somit gesteuert werden. Stellt man sich gut an, dauert es weniger lange, bis der eigene Titan ankommt.
Und nicht allzu überrascht sind genau die Titans das absolute Prunkwerk von Titanfall. Das Gefühl, in einen dieser Stahlkolosse zu steigen, ist schon cool. Die zuvor furchteinflößenden Gegner sind nur noch kleine Ameisen und man fühlt sich gigantisch. Und doch hat man als gemeines Fußvolk noch das Gefühl, dass man einem Titan schaden kann. Das gefällt mir sehr gut, das Machtgefüge ist ausgeglichen. Ebenso gefällt mir, dass das Verliererteam nach beendeter Mission versuchen muss, eine Evakuierung durchzuführen, die der Gegner aber vereiteln kann. Quasi eine finale Runde vor Ladenschluss.
Ich habe die Xbox One-Version getestet. Darauf sieht man eine weitere Stärke des Spiels: die Grafik. Ungemein detailreiche Landschaften, inklusive Bewegungen im fernen Hintergrund. Man fühlt sich beinahe überfordert, möchte stehen bleiben, um sich alles in Ruhe anzuschauen – aber gibt’s nicht! Wer steht, stirbt. Eine künstlich geschaffene Stress-Situation, die der Dynamik im Spiel förderlich ist. Dennoch wird so der Einstieg für Spieler ziemlich schwer gemacht. Die Lernkurve ist da, aber hart erarbeitet. Zunächst herrscht vor allem Frust, gepaart mit Grafikstaunen.
Urteil:
Aber genau das macht Titanfall aus: der Wechsel zwischen wuseligem Bodeneinsatz und robustem Titan-Manöver. Die Dynamik durch Jetpack-Sprung und Parkour-Wandgang. Die gigantische Grafik. Und doch hat Macher Respawn Entertainment meiner Meinung nach ein paar grundlegende Dinge vergessen. Ein lokaler Modus ist für mich unabdingbar (schon alleine, weil man so nur mit Xbox Gold Account zocken kann!). Dazu fürchte ich, dass das Spiel nach einer Weile etwas eintönig wird, sind die taktischen Bezüge doch eher überschaubar, ebenso wie die unterschiedlichen Klassen. Dennoch macht Titanfall Spaß. Und mittlerweile habe ich mich auch an den Multiplayer heran gerobbt. Wenn man dann noch gegen ein paar echte Freunde spielt, ist schnelle Unterhaltung vorprogrammiert.
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