Artist: Mutemath
(Homepage)
Release: 04.10.2011
Genre: Alternative-Rock
Label: Wea/Warner Bros.
Urteil:
Kurzum:
„Alter Mutemath-Sound, noch experimentierfreudiger.“
Tracklist:
1. Odd Soul (3:15)
2. Prytania (4:13)
3. Blood Pressure (3:04)
4. Heads Up (2:53)
5. All Or Nothing (4:50)
6. Sunray (1:52)
7. Allies (3:14)
8. Cavalries (3:28)
9. Walking Paranoia (3:05)
10. One More (5:00)
11. Equals (3:29)
12. Quarantine (5:00)
13. In No Time (3:29)
Gesamtspielzeit: 50:18 Min.
Das dritte Studioalbum der Rockkombo aus New Orleans zeigt sich erneut experimentierfreudig und impulsiv. Aber im Einzelnen: Der Titeltrack Odd Soul legt bereits gewohnt ungewohnt los. Drummer Darren King leistet Schwerstarbeit beim immer wieder wechselnden Hack-Rhythmus. Letztlich bleibt ein aufwühlender Ersttrack, der zeigt, wohin die Reise auf Odd Soul gehen wird. Das folgender Prytania erinnert von der hintergründigen Bassline ein wenig an Spotlight vom Vorgänger Armistice (Review). Die Bridge hat durchaus Mitwipp-Potenzial, jedoch braucht auch dieser Song etwas ,um es in die Gehörgänge zu schaffen. Auch hier wirkt zunächst alles etwas unaufgeräumt, was sich aber durchaus legt mit der Zeit.
Die Singleauskopplung Blood Pressure ködert den Hörer mit einem ruhigen Into. Luft holen? Nichts da! Schon schnellt die Lead-Gitarre kreischend in den Vordergrund um den eigentlich Track einzuläuten. Der ist in der Strophe durchaus gesetzter. Hier tritt die gewohnte Mutemath-Atmosphäre ein, die es schon zu Chaos-Zeiten gab. Schön abwechslungsreicher Song mit energetischem Refrain, der ein wenig an Wolfmother erinnert. Heads Up kommt gängiger Bassline und allgemein aber etwas zu monotonem Tonkonstrukt daher. Der Refrain wirkt etwas zu brachialisch und gleichsam unspektakulär.
Mit All Or Nothing folgt so etwas wie eine Ballade. Hier zeigt vor allem Sänger Paul Meany sein unglaubliches Gefühl für Timing, Emotion und Wandlungsfähigkeit in der Stimme. Sehr atmosphärisch und erdend. Sunray kommt mit noch ruhigem Intro daher und entwickelt sich kurz darauf zum vermeintlichen Lounge-Chiller. Ja, komisches Lied, muss jetzt aber so. Denn letztlich handelt es sich hier lediglich um ein kleines Zwischenspiel.
Doch dann kommt Allies um die Ecke. Nahezu nahtlosübergehend beginnt es mit ruhigem Intro ehe ein elektronischer Bass wortwörtlich aufdreht und dem Hörer zeigt: Jetzt geht’s wieder los! Definitiv das beste Intro des Albums, eventuell sogar der beste Song. Denn die Strophe ist wunderbar aufbauend und der Refrain schafft den Spagat zwischen Integration im und Aufbruch des Songs. Track 8 hört auf den Namen Cavalrie und kommt mit einem gefühlten Hilfeschrei nach eben jener daher. Zunächst wirkt der Song etwas monoton und einfach zu simpel (für Mutemath-Verhältnisse). Ein gröberes Zwischenspiel weiß davon abzulenken, aber der große Wurf ist das sicher nicht.
Walking Paranoia nimmt das Lauf-Thema bereits in der Bassline auf. Meany passt seinen Gesang dem abgehackten Rhythmus in der Strophe an um im Refrain etwas die melodischen Wogen zu glätten. Es folgt One More das durchaus psycholdelisch beginnt aber nach einer Weile aus seinem eher dumpfen Cocoon ausbricht und ein durchaus fesselnder Song wird. Vor allem der Break inklusive Gitarrensolo im dritten Viertel des Songs weiß zu überzeugen. Die bestimmte Nachfrage Meanys „Am I getting through?“ Yes.
Equals schlägt wieder etwas ruhiger und geordnetere Töne an ehe Quarantiney versucht eine Abrissparty zum Abschluss des Albums zu veranstalten. Ein verstörendes Intro, eine verzerrte Gitarre – hier soll die letzte gesammelte Energie verbrannt werden. Doch plötzlich nimmt der Song das Tempo raus und doch so vieles rein: Das Wechselspiel zwischen enorm ruhigen, fas melancholischem, Refrain und pushender Strophe gefällt. Zum wirklichen Abschluss folgt In No Time, die zweite Ballade der Platte. „Where’s your Soul?“ werden wir gefragt. Unsere Odd Soul haben wir jedenfalls gefunden. Und das tatsächlich „In no time at all“. Sehr gelungener, ruhiger Abschluss der zurückliegenden Achterbahnfahrt.
Urteil:
Mutemath schafft es erneut, sich treu zu bleiben und doch komplett neu zu erfinden. Odd Soul bietet jede Menge komplexe Kost unterschiedlicher Geschmäcker. Vor allem die Songstrukturen an sich zeigen sich weitaus flexibler als auf den Vorgängern. Auch wenn man sicherlich seine Zeit braucht, um das träge Ohr daran zu gewöhnen, lohnt die Arbeit.
Und doch liegt das Album einen halben Stern hinter Armistice. Denn im Vergleich dazu fehlen einfach die Höhen und die Tiefe. Übertracks wie Backfire sucht man leider vergeblich. Dennoch eine empfehlenswerte Scheibe. Denn Odd Soul ist sicherlich beides: Sehr ungewöhnlich, aber auch voller Seele.
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