Seit heute ist FIFA 15 auf dem Markt und möchte natürlich das beste und tollste und schönste Fußballspiel aller Zeiten sein. Doch ist es das auch?
Ich habe nun einige Spiele mit der PS4-Version getestet und kann ein gemischtes Fazi aussprechen: einiges wurde aufpoliert und im Detail verbessert, die große Revolution ist es aber nicht. Die braucht Fifa auch gar nicht, konnte Fifa 14 bereits eine sehr gute Leistung auf den Next Gen-Konsolen abliefern.
Gehen wir gleich mal in die Details. Hatte ich beim Anzocken auf der Gamescom noch bemängelt, dass dringend etwas an der neuen Torhüter-Technologie getan werden muss, wurde da scheinbar wirklich dran geschraubt. In sechs Spielen gab es zwar einen haarsträubenden Logikfehler, aber gut, den hat jeder Keeper mal. Ansonsten ist es ungemein schwer geworden, den gegnerischen Keeper zu überwinden. Okay, ich war schon immer ein Chancen-Versieber, aber wenn ich sehe, wie schwach teils mein eigener Keeper agiert, wirkt das teils seltsam, wenn man mit 13:2 Schüssen am Ende 0:2 verliert.
Ebenso seltsam sind weitere Verteilungen im allgemeinen Spielbetrieb. So gibt es erstaunlich viele Verletzungen. Okay, das könnte ich als BVB-Fan auch als realitätsnah auslegen, aber auf mich wirkte das teils etwas sehr schlimm. Dazu gibt es sehr häufig klare Foul-Szenen, in denen der Schiedsrichter nichts macht. Solche Dinge kann man zwar alle im Detail für seine und die CPU-Mannschaft einstellen, aber im Standard-Setting sollte es doch eigentlich möglichst nah an der Realität sein, oder nicht?
Die Spielpräsentation wirkt insgesamt sehr rund. Das Spielgeschehen wirkt minimal langsamer als bei Fifa 14, aber auf eine glaubwürdige Art und Weise. So wird mehr Zeit für die Kleinigkeiten, die Ballannahmen und -Verarbeitungen, die Ausrutscher und Dribblings gelegt, das passt. Und auch Details wie im Rasen zurückbleibende Grätsch-Male machen einen positiven Eindruck. Natürlich ist auch die Grafik allgemein aufpoliert worden. Gerade in der Premiere League wurden Spieler und Stadien ungemein detailgenau nachgebildet. Mittlerweile kann man aber auch den Großteil der Bundesliga-Spieler gut erkennen, auch was Statur und Habe anbetrifft. Dazu gibt es ungemein schick aussehende Cut-Scenes, die zwar nach einigen Spielen fast nur noch geskippt werden und teils arg mit Tiefenschärfe spielen, aber eben schick aussehen. Muss ja auch mal sein.
Sehr positiv hat sich bei mir die neue Spracherkennung eingebracht. Mit der Playstation Eye (oder auch der Kinect auf der Xbox) kann man nun diverse taktische Eingriffe per Stimme tätigen, anstatt wild auf dem Controller herumzudrücken. Gerade bei Auswechslungen finde ich das super, weil so das Spiel nicht unterbrochen werden muss. Und gerade kleine Dinge, wie die Abseitsfalle oder die Offensiv-/Defensivausrichtung geht so einiges direkter (und wirkt irgendwie auch mehr wie das Eingreifen eines Trainers von der Seitenlinie).
Von den neu angekündigten Features hat man zwar im Detail, wenn man drauf achtet, ein bisschen was gesehen (s. Grätscherinnerungen), aber es ist eben nicht komplett neu und übertoll, wie ich es mir erhofft hatte. Die spielverlaufsabhängigen Emotionen wirken teils noch hölzern und aufgesetzt. Man merkt, dass genau DA der Schalter umgelegt wurde, so dass der Spieler weiß, er muss dramatisch gen Boden gehen. Natürlich ist anders.
Ein wenig wurde auch an der Menüstruktur gearbeitet. Dabei ist bspw. auffällig, dass die Spielerattribute nun noch prominenter in der guten alten Spinnennetzform dargestellt werden, die die alten PES-Teile ausgemacht haben. Insgesamt bleibt es jedoch bei der Kacheloptik, die sich ja auch bewährt hat mittlerweile. Hinzu kommt ein erneut frischer Soundtrack, kreative neue Skill-Übungen und neue Online Koop-Modi, wie bspw. ein gemeinsames Turnier. Der FUT-Part ist natürlich auch wieder dabei, gerade heute beim Release hatte ich aber mehrfach Konnektionsprobleme, da die Server wohl etwas viel Traffic bekommen. Das sollte sich (hoffentlich) legen. Und bringt bitte endlich wieder den Lounge-Modus zurück!
Insgesamt kann man Fifa 15 aber wenig Vorwürfe machen. Klar, im Detail kann man noch einiges justieren und gerade der Kommentar bedarf unbedingt einer Verbesserung (und das bereits seit Jahren). Aber eigentlich ist alles da, was Fifa 14 schon ausgemacht hat nur eben im Detail verbessert. Die Keeper wurden scheinbar tatsächlich deutlich verbessert, das Sprachsystem ist ein schönes kleines Goodie und die vielen kleinen Grafik-Verbesserungen lassen ein realitätsnaheres Erleben zu. Dennoch hatte ich vom ersten richtigen Next Gen-Jahrgang etwas epochales erwartet, halt einen größeren Sprung, vor allem, was Atmosphäre und flüssigem Spiel angeht. Das wirkt leider teils noch hölzern und zu sehr auf neue kleinklein-Physik ausgelegte Bewegungsabläufe bedacht.
Dennoch schafft auch Fifa 15 wieder das Erlebnis, das man sich nach Spielschluss sagt „Ach komm, eins geht noch!“.
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