TITEL | Downsizing | START | 18.01.2018 | |
GENRE | Science Fiction | REGIE | Alexander Payne | |
CAST | Matt Damon, Christoph Waltz, Hong Chau, … | URTEIL | ||
KURZUM | Das Potenzial war groß und wurde niedergeschrumpft. |
Ihr wisst vermutlich mittlerweile, dass ich ein sehr kritischer Mensch bin. Schon irgendwie begeisterungsfähig, aber eben doch rational, realistisch und darauf bedacht, Relationen zu wahren. So sind Höchstwertungen bei mir recht selten der Fall. Und ja, mir ist auch bewusst, dass ich dazu neige, aufgrund von großer Vorfreude auch hohe Erwartungen zu stellen. Aber was mich gestern im Rahmen der Pressevorführung von „Downsizing“ erwartete, hatte ich NICHT so erwartet…
Ich dachte tatsächlich, der Film von Paramount Pictures könnte einer der größten Must-Sees der letzten Zeit werden. Das Konzept hatte mich schnell in seinen Bann gezogen, die Besetzung sah auf den ersten Blick gut, die Produktion budgetär angemessen und visuell nach State of the Art aus. Nicht umsonst habe ich Teaser sowie beide Trailer vebloggt. Die waren kurzweilig, zeigten vielversprechende Szenen und ließen meine Euphorie wachsen. Mission erfüllt, könnte man meinen und dem Marketing-Team auf die Schultern klopfen. Das sind aber auch die einzigen, die Lob verdient haben.
Die Story
Die Menschheit sieht sich der Erkenntnis gegenüber, dass man die natürlichen Ressourcen aufgebraucht hat und es dem Ende zugeht. Einziger Ausweg: das „Downsizing“. So wird der Verbrauch pro Person verringert, ehemals teure Dinge werden total erschwinglich und wir alle brauchen viel weniger Platz. Also werden Personen nach jahrelanger Forschung auf 0,6% der Körpergröße geschrumpft. Ein Thema, das (leider) aktueller kaum sein könnte, Raum für Fantasie lässt, Science Fiction bietet, aber doch heimisch wirkt, dazu mit Matt Damon MATT DAMON(!) in der Hauptrolle und diversen anderen hochrangigen DarstellerInnen daneben – passt doch, oder nicht?! Ne. Leider nicht.
„A social satire in which a guy realizes he would have a better life if he were to shrink himself.“
Meine Meinung
Vielleicht hätte ich vor den gestrigen 135 Minuten mal bei IMDb reinschauen sollen. Ich wollte halt möglichst unvoreingenommen in den Film gehen und mich überraschen lassen – heutzutage nehmen Trailer ja eh viel zu viel vorweg. Die schlappe Zusammenfassung (s. oben) und vor allem das aktuelle Rating von 6.x sollten bereits Warnung genug sein. Und ja, eigentlich ist es beinahe wie immer: Die besten Gags und Anspielungen und tollen Aspekte sind in den Trailern zu finden. Ein ganz netter One-Liner folgt noch, dazu vielleicht eine Hand voll netter „kleine Leute machen mit jetzt überdimensionalen Normal-Dingen irgendwas“-Gags – das war es. Und es gibt sogar einen kompletten Handlungsstrang, der so durch die Trailer gar nicht erwartbar ist – aber der ist halt unsinnig, unnötig und auch noch doof erzählt.
Das Schlimme bei diesem Film ist eigentlich, wie oft das gigantische Potenzial angedeutet wird. Das Setting ist an sich durchaus durchdacht und beinahe so etwas wie authentisch – aber im Detail eben dann doch nicht realistisch genug. Wieso sind superteure Dinge auf einmal und vor allem dauerhaft für Geschrumpfte supergünstig – die Herstellung muss ja bis auf Material- und Frachtkosten noch immer teuer sein (erst recht, sollte alles zuvor geschrumpft worden sein)? Dafür wird wert auf Details gelegt, die für die Story unwichtig sind (wie gezeigte Dentalarbeiten beim Schrumpfprozess). Kurz werden Dinge wie Diskriminierung und Konsequenzen dieser Zwei-Größen-Gesellschaft angerissen, nur um sie dann wieder komplett zu ignorieren. Da wäre so viel Potenzial gewesen, auf all die zwischenmenschlichen Dinge einzugehen. Dann gibt es so etwas wie eine Liebesgeschichte, die aber unbequemer und erzwungener kaum sein könnte. Ach ja, und witzig will der Film auch sein, bleibt aber bis auf vereinzelte Ausnahmen bei slapstickhafter Nettigkeit hängen, da hilft auch das mittlerweile klischeehafte Grinden von Christoph Waltz wenig (der natürlich irgendwie sich selbst spielt, nur als Serbe, damit es nicht heißt, er würde immer den Österreicher/Deutschen spielen…).
Einzelne Figuren, die im Trailer und zu Filmbeginn prominent platziert wurden (z.B. die von Kristen Wiig und Jason Sudeikis) werden nach wenigen Minuten komplett fallen gelassen, dafür nimmt eine Hauptfigur in Person von Hong Chau den Screen ein, die für ein paar Momente noch erfrischend schroff und ihr fehlendes Gefühl für englische Sprache lustig wirkt, ehe es anstrengend und sich wiederholend bis nervig wird. Von der Endstory und vor allem dem eigentlichen Ende mal abgesehen, das schlicht unfertig und der Hauptfigur und dessen Geschichte gegenüber ungerecht wirkt.
Urteil:
Man hat das Gefühl, „Downsizing“ wollte schlicht zu viel. Geschichtlich relevant, gesellschaftlich anstoßend, liebevoll-herzlich und lustig sein – Popcorn-Kino für alle, das aufgrund seiner ausufernden Länge wie Bedeutung Oscars in Hülle und Fülle sammeln soll. Es bleibt bei Ansätzen, die offenlegen, wie viel mehr mit diesem Stoff hätte möglich sein können, wäre man nicht in alle Richtungen gleichzeitig los gerannt. Denn so kommt man nicht vom Fleck und bleibt statt mit einem der größten Filme mit einer der größten Enttäuschungen des Jahres im Kinosessel sitzen. Schade.
Bilder: © 2017 Paramount Pictures Germany. All Rights Reserved.
Du sprichst es ja selber an:
Viele Trailer nehmen heutzutage viel zu viel vorweg und/oder schüren Erwartungshaltungen, die dann letztendlich nicht erfüllt werden, weil die guten Szenen im Trailer schon verbraten werden.
Privat gucke ich schon gar keine Trailer mehr, im Kino kommt man ja nicht drum herum.
Wir haben dort mal die Vorschau von Geostorm gesehen. Sah sehr interessant aus, also ab ins Kino und der Film enttäuschte.
Ganz toll sind auch Trailer , die 2 bis 3 Minuten lang sind. Da weiß man sofort, dass man den Film eigentlich gar nicht mehr gucken brauch.
Von Downsizing selber hab ich bis jetzt noch nichts gehört,klingt von der reinen Story / Thematik aber wirklich interessant.
Ich werde es Mal im Hinterkopf behalten und mir den in 2 Jahren wahrscheinlich dann mal im TV angucken. 10 Euro Eintritt scheinen da ja nicht zu lohnen.
Bei Filmen, die ich auf jeden Fall sehen möchte, gehe ich Trailern auch aus dem Weg. Oftmals ist man sich aber ja auch unsicher und muss zumindest einen sehen. Und 2-3 Minuten ist ja mittlerweile beinahe kurz – gibt ja welche, die binnen beinahe 5 Minuten gar sämtliche Twists oder das Happy End vorwegnehmen. Ich verstehe diese Entwicklung in keinster Weise… :/ Aber solltest du den Film dann mal gesehen haben, denk gerne daran, deine Einschätzung hier zu lassen. :)
Ich habe gehört, dass das ZDF angeblich eine Doku zum dem Thema plant. Sie soll wohl im Frühjahr bei „TerraX“ zu sehen sein… Vielleicht ist die ja spannender…
Danke für den Hinweis, werde ich mal im Hinterkopf behalten.