TITEL | Die Känguru-Verschwörung | START | 25.08.2022 | |
GENRE | Comedy | REGIE | Marc-Uwe Kling | |
CAST | Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Petra Kleinert, Michael Ostrowski, Benno Fürmann … | URTEIL | ||
KURZUM | Amüsanter Flickenteppich aus Bekanntem ohne viel Geschichte. |
Es ist wieder da! Nicht als Buch oder Hörbuch, sondern als Film. Das Känguru hat gestern mit seinem zweiten Film Weltpremiere im Zoo Palast Berlin gefeiert und ich konnte mir vorab ein Ticket sichern. Okay, das Känguru selbst war nicht vor Ort, dafür aber dessen Synchronisationssprecher und Erfinder Marc-Uwe Kling. Der hat dieses Mal auch Regie beim Film „Die Känguru-Verschwörung“ (Teaser) geführt, den ich euch in diesem Spoiler-armen Review näher bringen möchte.
Kampf gegen die Schwurbel-Windmühlen
Die Grundgeschichte des Filmes ist schnell erklärt, da sie leider auch recht simpel gehalten ist. Das Känguru und Marc-Uwe versuchen sich im scheinbar unmöglichen Vorhaben, Querdenkende und Schwurbler:innen argumentativ von der Realität zu überzeugen. Das ist nicht nur gesellschaftlich relevant und bietet Angriffsfläche für Gags, sondern bringt auch eine gewisse Dramatik in den Film. Doch leider fällt das alles recht flach aus. Zum einen wirkt es nicht so, als gäbe es einen wirklichen, längeren roten Faden, der sich aufspannt, auch fehlt so recht der Gegenspieler. Selbst der als großer Oberschwurbler (was ein Wort!) aufgezogene Adam Krieger (Benno Fürmann) hat nur wenige Momente. Im Zentrum steht vielmehr eine Wette mit Marie. Und ganz viel Klein-Klein.
Wie bereits beim ersten Film, „Die Känguru-Chroniken“, weiß auch „Die Känguru-Verschwörung“ mit vielen kreativen Ideen aufzuwarten. Das beginnt bereits mit einem Fake-Trailer vorab oder dem Einstieg in den Film. Und geht dann gefühlt 100 Minuten so weiter… Der Film ist ein Flickenteppich aus Übergängen, kreativen Ideen und Altbekanntem. Vielleicht war es nur persönliches Pech, aber etliche der aus den Hörbüchern bekannten Dinge hatte ich gerade erst vor einer Woche nochmal gehört (zwei Abende kurz zum Einschlafen!). Es gibt also wieder ein paar Best-of-Schnipsel aus den Hörbüchern, die mehr oder weniger 1:1 ins Drehbuch übertragen worden sind. Das ist an sich unverwerflich, immerhin handelt es sich ja (zu Teilen) um eine Verfilmung und diese Elemente gehören da auch rein. Immerhin werden die teilweise noch etwas weiter gesponnen als es in der Vorlage der Fall war.
Zu diesen eigenen Übernahmen gesellen sich dann Elemente, die vorab in der Promo zum Filmstart bereits rausgehauen worden waren. Zum Beispiel das Videospiel oder die Querdenkenden-Dating-Plattform Wahrheitsliebe.info – online wird da gekonnt weitergesponnen, was im Film nur kurz angerissen wird, aber auch hier gibt es halt wenig Überraschung für Informierte. Auch einige Gags kennt man bereits aus der allgemeinen Humorgeschichte (respektive dem Internet), so dass man bereits beim Aufbau die Pointe erkennt.
Bleibt witzig
Das klingt jetzt alles sehr negativ, dabei ist der Film grundsätzlich unterhaltsam. Das Känguru bleibt halt schlagfertig und witzig! Der Film ist mal wieder mit so vielen kleinen Details vollgepackt, dass man davon vermutlich erst alle beim zweiten oder dritten Anschauen entdeckt. Den ersten Film habe ich beim zweiten Anschauen auch besser empfunden als im Kino. Was seltsam ist, funktionieren Comedies doch meist dann am besten, wenn viele Leute um einen herum lachen.
Besonders gefreut darüber habe ich mich, dass viel Musik von Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi im Film zu hören war. Käptn Peng ist sogar ganz kurz zu sehen gewesen. Dota Kehr soll wohl auch drin gewesen sein, die habe ich aber wohl nicht erkannt. Wie gesagt, zweites Mal anschauen…
Dennoch muss ich nochmal auf die Handlung zurückkommen. Die schlägt hinten heraus nämlich ziemlich absurde Bögen. Das Ende hat mir leider gar nicht gefallen. Da kommen Figuren aus dem Nichts zu unglaubwürdigen Entwicklungen dazu. Allgemein hat mir die Verbindung zum ersten Teil nicht gefallen. Beispielsweise ist Maria kaum mehr sie selbst und genauso wenig präsent. Es fühlt sich so an, als habe man etliche Gags und Inhalte zusammengekramt und dann geschaut, wie man eine lose Handlung drumherum biegen kann, damit alles in den Film passt. Auch fühlten sich Regie und Edit an, als wäre man deutlich fokussierter auf möglichst kreative Übergänge und kleine kreative Sequenzen, als längere Passagen von hoher Qualität zu filmen. Die Optik war aber insgesamt (vor allem für eine deutsche Produktion) vollauf in Ordnung, auch wenn ich mir einen größeren Sprung bei der Animationsqualität des Kängurus gewünscht hätte.
Doch noch ein kleiner Spoiler!
Diesen Absatz hier solltet ihr nicht lesen, wenn ihr nicht gespoilert werden wollt. Denn eine Sache, die mich richtig geärgert hat, war, dass der Pinguin nicht im Film auftaucht. Noch so vielsagend in der Post-Credit-Szene vom ersten Teil angekündigt, tritt er einfach mal nicht auf. Okay, bei einer Flughafenszene wird er im Hintergrund ausgerufen, aber das war es. Wieso?!
Kurzum: Der erste Film war besser. Gerade in Sachen Handlung bleibt „Die Känguru-Verschwörung“ leider blass. Auch funktioniert die inhaltliche Verbindung zum ersten Teil nicht gänzlich und vor allem zum Ende hin wirkt die Handlung undurchdacht. Alles wirkt wie ein Potpourri aus zusammengesuchtem alten Material mit einigen neuen Ideen, die zusammengetackert worden sind. Das Ergebnis ist auf seine Art und Weise unterhaltsam, vermutlich noch vielmehr für Nicht-Känguru-Fans, aber es wirkt nicht so abgerundet. Das chinesische Essen und der Erdwürfel waren aber gut! Wer das Känguru mag, wird sich erneut gut unterhalten fühlen, aber ich hätte mich jetzt auch nicht darüber geärgert, den Film am Fernseher statt im Kino gesehen zu haben. Das soll euch aber nicht davon abbringen, den Film so früh wie ihr wollt zu sehen, um mir in die Kommentare zu schreiben, dass ich keine Ahnung habe und den Film unnötig schlechter mache, als er ist!
Weitere Informationen zur Produktion findet ihr auf der entsprechenden Film-Seite bei X-Verleih.
Bilder: X-Verleih
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