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2001 hat für Clueso alles angefangen. Das Debütalbum Text und Ton hat es nicht einmal in die Charts geschafft damals, wird von den Fans der ersten Stunde aber geliebt. Jetzt, 13 Jahre später, erscheint nicht nur das bereits fünfte Studioalbum, nein, es ist das erste, das auf dem neuen Label von Clueso erscheint. Name: Text und Ton. Wir hoffen jetzt einfach mal, dass das nicht die Einrahmung einer Karriere ist, sondern ein erneuter Start. Denn Stadtrandlichter ist das erste Album, das auf diesem professionellen Niveau in kompletter Eigenregie von Thomas Hübner alias Clueso entstanden ist. Vielleicht wäre aber der ein oder andere Einfluss von Außen nicht verkehrt gewesen.
Track by Track
Ein startendes Auto, energetische Klavierklänge – Clueso ist wieder da. Pack meine Sachen ist ein Track, wie man ihn kennt und liebt, aus belebten Weit weg-Zeiten. Am Ende verliert sich der Track zwar in kleineren Sound-Spielereien, aber der Beginn ist gelungen. Es folgt die Radiosingle schlechthin, die ihr alle schon kennt. Freidreh(e)n ist nicht spektakulär, schafft es aber mit minimalistisch-leichter Elektro-Struktur, die an Zwischenspiele aus dem letzten Album erinnern im Kontrast mit dem „freidrehenden“ Refrain einen Nerv zu treffen. Kein Hit, aber solides Single-Material.
Alles leuchtet erinnert vom Namen her direkt an die Zeilen aus Überall bist du. Der Track könnte aber nicht unterschiedlicher sein, möchte etwas düsterer im Klanggewandt sein, wirkt aber wie mit angezogener Handbremse, zwischen verträumt-melancholisch und düster-bedrohlich. Tut mir leid, aber nichts Halbes und nichts Ganzes. Das folgende Wach auf ist beinahe auf gleichem Niveau, kann aber mit einem durchaus gut konzipierten Refrain aufwarten. Allerdings hätte ihm wohl eine Wiederholung weniger gut getan. Nach einem nichtssagenden Interlude folgt der Titeltrack der Platte. Doch Stadtrandlichter schafft es leider nicht über die Mentalität eines netten Lagerfeuersongs zu gelangen. Leiste und ruhig muss nicht schlecht sein, dass hat Clues’n bereits mit Tracks wie Winter Sommer, Chicago oder auch Kein Bock zu gehen bewiesen. Aber hier will der Funke nicht ganz überspringen, es bleibt leider etwas zu platt.
Unter Strom ist musikalisch eher auf dem Level „Akku ist fast leer“ anstatt „unter Strom“. Allerdings kann die Zeile „Warum bin ich noch wach?“ sicherlich viele Leute erreichen, die des nachts noch wach im Bett liegen und gedankenverloren sind. Dennoch ist man dann nicht gerade unglücklich, wenn es vorbei ist, denn mit Okay folgt ein ungemein sympathischer Zwischentrack, der es eben schafft, mit Akustikgitarre und Gesang binnen kurzer Zeit Atmosphäre und Wohlgefühl aufzubauen. Starkes Zwischenspiel!
Danach folgt mit Lass den Kopf nicht hängen eine Phrasendreschmaschine par excellence. Alles wird gut, du schaffst das schon, tschakka. Wohlfühlpop ohne Ecken und Kanten, leider. Das zweite Interlude kann wenigstens ein bisschen Atmo aus den früheren Alben überbringen, aber bleibt ansonsten auch eher weniger hängen.
Eines der wenigen Highlights folgt mit Sein Song, bei dem es tatkräftige Unterstützung von Udo Lindenberg gibt. Gerade in der Strophe kann der Track mit belebender Sprachrhythmik aufwarten und ein bisschen „gedu-deldu-du“ vom großen Hutmann hat noch nie geschadet. Dazu ist die „von einer Liebe zur anderen“-Geschichte stimmig erzählt und für die Zuhörer problemlos nachzuvollziehen. Eben konkrete Erzählung, keine lose Aneinanderreihung von Phrasen und Gedankenfetzen, wie teils zuvor.
Still schafft es, im Refrain eingängig zu wirken, bleibt aber ansonsten recht fantasielos und schwülstig. Mit Ich falle noch geht es leider auch stimmungstechnisch weiter bergab. Wenigsten kann Geradeaus eine etwas komplexere Struktur aufweisen, die keine Angst hat, auch mal lauter zu werden. Eine gern gesehene und leider viel zu seltene Facette.
Galerie ist zunächst wie der verträumt-verliebte Gang durch eben jene, kann dann aber mit einem laut eingeläuteten Solo auftrumpfen. Hier (und bei einigen Stücken zuvor) hätte man gerne mal experimenteller in der Instrumentierung sein können, viele der kleinen Sounds und Lautebenen fühlen sich etwas kopiert bzw. reproduziert an. Ein letzter Interlude später folgt im Intro zu Nebenbei zunächst eine Mischung aus Johnny Cash und Philipp Poisel – und ganz nebenbei ist das Album dann auch zuende.
Zusammenfassung
Im PR-Text heißt es:
„Stadtrandlichter ist ein Bauchalbum, ein spielerisches Sammeln von Momentaufnahmen.“
Man könnte positiv formulieren, dass das Album sehr rund und in sich verwoben konzipiert ist, so dass man gar nicht merkt, wie uns gerade 17 Tracks vorgespielt worden sind. Ich empfinde es aber leider als negatives „Geplätscher“, das zu wenig herausstechende Momente hat, die sich entweder in Form von kantigen und einfach anderen Tracks oder zumindest in kontrastreichen Refrains zeigen. Vielleicht waren das zu viele, zu gleiche Bauchgefühle, die sich hier eingefunden haben. So bleibt es leider häufig die gleiche Mixtur aus schmachtendem Sprechgesagt auf einfach gehaltenem und ruhigem Soundteppich. Kann der Beginn noch punkten, ebenso wie das Lindenberg-Feature, bleibt der Rest leider grau. Und richtige Hits wie annodazumal kann man leider gar keine entdecken.
Urteil:
War sein letztes Album An und für sich noch auf Platz Sieben meiner Jahrescharts gelandet, dürfte das dieses Jahr schwer werden für ihn. Dennoch sind einige schöne Momente dabei, ich hole aber lieber noch einmal Gute Musik raus…
Zum Abschluss gibt es noch einen kleine Albumplayer, der zwar nur Ausschnitte der Tracks von sich gibt, aber besser als nichts.
Tracklist:
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Tourdaten:
24.11. Hof – Freiheitshalle |
Klasse Bewertung!Schon mal was von Weiterentwicklung gehört?Nein?
Dann *lanweiledich* mal weiter!
„Wenn man keine Ahnung hat…“usw.
(Dieter Nuhr)
Klar, habe ich was davon gehört, und wie geschrieben hat Clueso sich auch weiter entwickelt – nur eben in eine sehr einheitsbreiige Richtung, die mir eben nicht zusagt. Wenn es dann neues Lieblingsalbum ist – herzlich Glückwunsch, ich freu mich für dich! Ich höre aber lieber die alten Alben, die weitaus mehr Abwechslung und Charme hatten.
P.S.: Immer wieder amüsant, wenn Leute sich öffentlich gegenüber Meinungen anderer echauffieren, dann aber zu feige sind, ihren eigenen Namen zu nennen…
Ich geh mit Review total daccord.. Wobei mir die interludes noch irgendwie gefallen.. Generell reißt die Band noch einiges raus.. Aber das Gesülze da oben kann nur von nem Fanboy/girl kommen, dass keine klare Sicht auf das Album hat, oder haben will. Clueso zähl ich mitunter zu einem meiner inspirierende Musiker, und genau deshalb enttäuscht mich das Album ebenso. Bei Pack Meine Sachen hatte ich noch Hoffnung, zumal mir aufgefallen ist, wie alt der Song schon ist. (mindestens 5 Jahre – siehe YouTube ) Deshalb die Brücke zu weit weg! Und ja sonst.. Es zerläuft sich einfach zu sehr und textlich sind da echte Graupen bei.. Ne Clueso, beim nächsten mal bitte wieder n Produzenten ranholen! Mir als 3 Sterne hätte ich dem Album auch nicht gegeben.. Wäre die erste Hälfte nicht so „gut“ gewesen, waren es sogar nur 2 geworden.
„P.S.: Immer wieder amüsant, wenn Leute sich öffentlich gegenüber Meinungen anderer echauffieren, dann aber zu feige sind, ihren eigenen Namen zu nennen…“
Und es lustig wie egal es ist wie ich heiße, weil da auch Kunibert als Name stehen könnte und es würde keinen jucken bei dieser Art von Kommentarfunktion.
Dann bin ich halt ein Fanboy/whatever für euch.
Mich berühren die Songs und klar reißt die Band auch viel raus im Zusammenspiel.
Aber es ist sein erstes Projekt unter Eigenregie.
Ich finde es mutig und in meinen Augen gelungen.
Aber über Musikgeschmack braucht man nicht lange streiten…weil bringt eh nix.
Peace!
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