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Tracklist:
1 | In Time To Voices | 3:44 |
2 | Lost Kids | 3:44 |
3 | Cold | 3:32 |
4 | Two Dead Minutes | 3:41 |
5 | The Silence And The Drones | 4:30 |
6 | Night Light | 2:56 |
7 | Je Me Perds | 1:28 |
8 | Stop Kicking | 3:11 |
9 | Slip Into Blue | 4:14 |
10 | Down Here In The Dark | 3:22 |
11 | 7 Years | 4:48 |
Gesamtlaufzeit: | 39:11 |
„Set on fire like a paper plane, falling down again, back to the start“. Mit diesen Worten begrüßt uns Laura-Mary Carter, ihres Zeichens Sängerin des Duos Blood Red Shoes zu Beginn des Titeltracks zum neuen Album In Time To Voices. Und in gerade diesen Zeilen steckt jede Menge Wahrheit, auch wenn sie sicherlich anders ausfüllt, als zunächst gedacht. Denn dieses dritte Album ist nicht etwa ein erneuter Aufguss der Vorgänger Box Of Secrets und Fire Like This. Nein, diesmal ging es zurück an den Start um sich neu auszurichten. In Time To Voices ist anders. Ist besser. Und lässt letztlich nicht die Essenz der Beginne missen. Aber im Einzelnen:
Der Titeltrack kommt sehr ruhig und melodisch daher. Auch wenn die mitreißende Hook fehlt, wird jedem, der den Track mehr als ein Mal gehört hat, der gesungene Titel nicht so schnell aus dem Kopf gehen. Runder Track, der die kommende halbe Stunde einleitet. Das folgende Lost Kids lässt das erste Mal auch Drummer Steven Ansell zu Wort kommen. Auch wenn der Track noch etwas ruhiger daher kommt, zeigt sich schnell seine Stärke des etwas aggressiveren Gesangs. Bis hier hin zeigen die Shoes bereits in zwei Songs so viel Tiefe, Ruhe und Ausgefeiltheit, wie in der gesamten vergangenen Platte. Das teils grobe Geschrammel wirkt um mindestens eine Dimension erweitert und es lassen sich doch tatsächlich Unterschiede zwischen einzelnen Tracks ausmachen.
Cold war ja bereits mit Musikvideo hier. Vor allem das Intro samt donnernden Drums weiß zu überzeugen. Der Track bringt jede Menge Energie mit sich, erst recht, wenn Ansell das Mikrofon besetzt. Toller Song. Um einiges ruhiger geht es in Two Dead Minutes her, einen Song, den es so bislang noch gar nicht zu hören gab vom Duo. Ruhiger, fast melancholischer Gesang, kaum musikalische Untermalung. So etwas wie Atmosphäre ist greifbar. Und wenn man gerade denkt, die zwei Minuten sterben lautlos dahin, bricht gegen Ende dann doch noch die Musik in Wellen aus und lässt den Zuhörer baff zurück. DAS waren die Blood Red Shoes? Glaube ich nicht, spiel nochmal ein anderes Lied! Kein Problem, denn mit The Silence And The Drones geht es gar noch ruhiger weiter. Carter zeigt, dass sie tatsächlich die ein oder andere Gesangsstunde hinter sich hat und schafft es, einem sonst eher statischen Gitarrenanschlag Leben einzuhauchen. Ein langes, ruhiges, sich sehr gemächlich aufbauendes Intro, das eigentlich bereits die erste Strophe und den eigentlichen Song ausmacht.
Night Light zeigt, dass die beiden voran gegangenen Tracks keine Ausnahmen darstellen. Im Gegenteil. Es geht noch ruhiger. Noch intensiver. Noch besser. Waren die beiden Songs zuvor teils noch etwas breiig hier und da, kann Night Light vollends durch Melodie und vor allem Stimmung überzeugen. Man spürt die Stille im Studio, als der Track aufgenommen wurde. Absolut nichts für Party-Live-Action, aber das ideale Unplugged-Lied. Ich hoffe, dass diesen ganz groß raus bringen werden. Damit keiner einschläft und darüber lästert, die Blood Red Shoes seien zu Schnulz-Poplern mutiert, steigt Je Me Perds ordentlich aufs Gas. Ein zackiger Trommelwirbel und eine aufkreischende E-Gitarre zeigen binnen Sekunden, wo es lang geht. Die verzerrte Stimme von Ansell gibt ihr Übriges. „What the fuck am I doing her, lying facedown on the floor?!” hallt es uns entgegen und beide zeigen uns beim Geschrei, wie es um ihre Stimmbandelastizität steht. Und, dass zumindest in diesen 1:28 ein bisschen Nirvana in ihnen lebt. Bäm, der sitzt!
Das folgende Stop Kicking hätte es in dieser Form wohl am ehesten auf eines der Vorgänger-Alben geschafft. Ein interessantes Gitarrengeplänkel zu Beginn wird schnell vom gewohnten Shoes-Sound abgelöst. Slip Into Blue sägt den finalen Energie-Ausstoß etwas ab. Von Männerstimme gesungene Strophen wechseln sich mit seichten Frauenstimmenklängen im Refrain ab. Eine Stärke, die die beiden bislang so gut wie nie ausgespielt haben. Anders. Aber nicht schlechter. Ein ganz starkes Stück bietet uns das Duo kurz vor Schluss. Down Here In The Dark ist dabei zunächst gar nicht so spektakulär. Ein banales „ah-ah-ah aaaha-aaahhh“ lässt schlimmen Mitsingpop vermuten. Doch langsam baut sich der Track nach und nach auf und wird im Refrain richtig energisch. Ich hätte mir jedoch danach noch einen Gang mehr gewünscht. So verfällt der Track leider recht schnell in eingängige Ödnis, die das Instrumentensolo gegen Ende gerade noch retten kann. Meiner Meinung nach etwas Potenzial verschenkt. Mit 7 Years folgt der Abschlusstrack, der zum einen das Album gut zusammen fasst und zum anderen zu einem der besten Tracks gehört. Ruhiges Intro, ungewohnt melodische Atmosphäre, solider Gesagt. Eine Art Wehmut stellt sich ein. Der Gesang im Refrain kommt noch etwas verhalten daher. Doch schnell übernehmen die Gitarren und lassen den Großteil des Tracks zu einer Art Ausfahrthymne mutieren. Und plötzlich ist alles vorbei. Ein Grollen der Verstärker bleibt noch einige Sekunden bestehen, ehe endgültig Schluss ist. Es bleibt letztlich ein Gedanke: DAS waren die Blood Red Shoes? Verdammt, es geht doch!
Urteil:
Denn genau das, was ich ihnen beim Vorgänger vorgeworfen habe, haben sie endlich hinbekommen. Die Band hat sich weiter entwickelt, der Sound wurde runder und vor allem Abwechslungsreicher. Dabei haben sie ihre Wurzeln nicht verloren, ihre Roots nicht verachtet, der Ganze Phrasendresch halt. Letztlich haben sie mit In Time To Voices ihr vielleicht stärkstes Album abgeliefert und das, obwohl die großen Hits zum Abfeiern streng genommen fehlen. Kommen die noch dazu, steht dem Duo die Musikwelt offen.
sehr schönes album mit genau der richtigen distanz zu ihren vorwerken. thumbs up!