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Vor kurzem hatte Gastautor Matthias etwas zum Verfall der Indierockmusik geschrieben. Für mich sind die Arctic Monkeys eigentlich eine der Bands, die zumindest noch immer gute Musik machen. Nicht mehr ganz SO gute, aber immerhin noch gute. Ich fand auch das 2011er Suck It And See eigentlich auch ganz gut, weil es einfach anders war. Das geht mit ihrem jüngsten Werk AM nur bedingt so weiter.
„The band’s initials, a new morning, an analogue radio frequency and an existential statement – the title of Arctic Monkeys’ fifth album AM suggests all of those things and more.“
Vielseitigkeit und Unberechenbarkeit soll es also sein. Und das ist es auch, in gewisser Weise. Erneut anders als die alten Sachen, aber auch experimentierfreudig. Ein beinahe sanfter Beat begrüßt einen in Do I Wanna Know? und lässt einen bereits jetzt in himmlischen Erinnerungen an die Drum-Eskapaden ehemaliger Tage schwelgen. Dennoch weiß der Track mit geringen Mitteln eine schön schaurige Stimmung zu schaffen und ist definitiv ein Reißer.
R U Mine?dagegen lässt schnell das Herz höher schlagen. Ein Song, der bereits im Februar 2012 aufgetaut ist. Dreckige Gitarre, dreckiger Gesang – bisher macht die Platte ungemein Spaß und man fühlt sich an bessere Zeiten erinnert. Der erste Track ohne Fragezeichen im Namen nimmt dann aber wieder etwas Freude weg. One For The Road ist eben der Absacker, der einem mit Eunuchengesang einstimmt um in eine Art Reggearocktrott zu verfallen. Eine Überleitung zu Arabella, wo beinahe die identische Beatline genutzt wird. Doch zum Glück wird diese jäh durchbrochen. Gitarren und Gesang, der an Rockmusik aus dem späten letzten Jahrhundert erinnert retten den Track und geben ihm Struktur.
Das folgende I Want It All nimmt wieder etwas Tempo auf, ist aber leider – bis auf eine schöne E-Gitarreneinlage gegen Ende – etwas zu monoton geraten. Die selbstbenannte No. 1 Party Anthem ist wohl eher was für den Schmusetanz kurz vor Ladenschluss. 50er Jahre Schnulzenrock. Was ein 505 so stark gemacht hat damals, will hier einfach nicht fruchten. Mad Sounds geht einen ähnlichen Weg, baut sich langsam auf, bleibt aber auf einem zahmen „Uh-lalala“ hängen. Das nachfolgende Fireside bringt etwas Rhythmus mit, bleibt aber auch Energie schuldig.
Why’d You Only Call Me When You’re High? ist dann wohl das Unvorhergesehene der Platte. Nicht nur vom minimalistischen Sound her, sondern auch von der Tatsache, dass es eine Überraschung darstellt. Die erzählte Geschichte, der locker-melodiöse Gesang – das ist tatsächlich eine willkommene Abwechslung. Snap Out Of It bringt wenigstens etwas Drive, bleibt ansonsten aber auch eher blass. Eine gute Notenstrecke bringt Knee Socks zu Beginn mit sich, verliert sich dann aber auch darin. Das abschließende I Wanna Be Yours ist der klägliche Liebesschrei einer Platte, die verweichlicht und gebrochen am Boden liegt. Eine Ballade als Abschlussstatement der Monkeys? Was hat sich nur verändert?!
Urteil:
Und dann sitzt man erneut dort. Geblendet von zwei starken Auftakttracks. Ich wollte die Platte gut finden, aber es fehlen mir die Brecher. Die Drums. Die Verteilung guter Songs. Ich höre die ersten Tracks und schalte dann aus. Das ist zu sehr 50s, zu sehr weichgespült, zu wenig Rock. Schade, dass sich nun scheinbar auch die Monkeys in die Liste der enttäuschenden Indie-Hoffnungen einzureihen scheinen. Ein bisschen Plus gibt es dann auch noch für Albumtitel und Cover. Bei Letzterem muss selbst Frontmann Alex Turner lächeln und sagt: “It kind of looks like a bra“. Na, immerhin!
Tracklist:
1 | Do I Wanna Know? | 4:32 |
2 | R U Mine? | 3:22 |
3 | One For The Road | 3:26 |
4 | Arabella | 3:27 |
5 | I Want It All | 3:05 |
6 | No. 1 Party Anthem | 4:03 |
7 | Mad Sounds | 3:35 |
8 | Fireside | 3:01 |
9 | Why’d You Only Call Me When You’re High? | 2:41 |
10 | Snap Out Of It | 3:13 |
11 | Knee Socks | 4:18 |
12 | I Wanna Be Yours | 3:04 |
Gesamtlaufzeit: | 41:43 |
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