"Shaun of the Dead" trifft "LaLaLand"?

Review: Anna und die Apokalypse

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TITEL Anna und die Apokalypse START 06.12.2018
GENRE Zombie-Musical-Comedy REGIE John McPhail
CAST Ella Hunt, Malcolm Cumming, Sarah Swire, … URTEIL Review: Anna und die Apokalypse rating_stars_35
KURZUM Kurzweilig, aber in Passagen etwas schwach auf der Brust.

Wenn ein Film unter anderem mit den Worten „‚Shaun of the Dead‘ trifft ‚LaLaLand'“ beschrieben wird, werde ich natürlich hellhörig (s. meine Posts zum Filmtrailer). Nicht nur, weil ich erstgenannten Film unter meine absoluten Lieblinge einstufe, sondern vor allem aufgrund der skurrilen Mischung. Zombie-Comedy trifft Musical – kann das funktionieren? Und wenn ja, wie gut? Gestern konnte ich den in genau einem Monat bei uns startenden Film im Rahmen der Berliner Pressevorführung vorab sehen und sage ich spoilerarm, wie viel von der Prominenz-Filmtitel-Mischung funktioniert.

Review: Anna und die Apokalypse anna-und-die-apokalypse

Alles begann 2010 mit dem Kurzfilm „Zombie Musical“ von Ryan McHenry, der auch (gemeinsam mit Alan McDonald) das Script für die Langfilmversion „Anna und die Apokalypse“ schrieb und die Umsetzung auf dem Regiestuhl leiten sollte, aber leider 2015 dem Krebs erlag. Seinen Platz eingenommen hat John McPhail, der mit modernem Auge und diversen visuellen Stilmitteln von Edgar Wright, Guy Ritchie und Co. eine durchaus gefällig, wenn auch selten spektakuläre Bildsprache inszeniert. Aber grundsätzlich passen die Perspektiven sowie das Timing im Schnitt, vor allem im Zusammenspiel mit dem typisch britischen Humor. Da kann man auch darüber hinwegsehen, dass in einer Szene sehr billiger Kunstschnee zum Einsatz kommt und keine Atemwolken zu sehen sind.

Shaun of the Dead?

Kommen sich die Worte „Zombies“ und „Comedy“ in die Quere, denkt man zwangsläufig an den tollen Klassiker „Shaun of the Dead“. „Anna und die Apokalypse“ weist einige Parallel dazu auf und spielt vor allem zu Beginn gekonnt mit Zombie-Film-Klischees. Insgesamt ist der Streifen unterhaltsam mit lustigen Momenten, ohne dabei wirkliches Schenkelklopferniveau zu erreichen. Viele kleine Schmunzler und Auflockerungsmomente schaffen es aber, zwischen den Songs zu unterhalten. Dazu gibt es viele bedachte Kleinigkeiten zu entdecken, die detailverliebt eingebaut worden sind. Bei den vielen englischen Wortspielen würde ich (ohne die deutsche Synchro-Fassung zu kennen und wie allgemein immer) zur Originalversion raten.

Und ich meine sogar die ein oder andere direkte Anspielung an das große Kinofilm-Vorbild entdeckt zu haben. So wird mal ein Cricketschläger testweise geschwungen und eine auffällig oft rezitierte Songzeile lautet „Nothings gonnna stop me now“, während sich gerade Menschen mit Untoten bekebbeln. Womit wir auch schon bei der Musik wären…

LaLaLand?

Um es direkt vorwegzunehmen: Nein, in puncto Stil und musikalischem Arrangement kann man DEM Hollywood-Musical der Neuzeit nicht das Wasser reichen. Eher habe ich mich (ohne es je gesehen zu haben) an „High School Musical“ oder „Glee“ erinnern lassen. Zu cheesy und College-Teenager-haft waren die Einlagen zumeist.

„It‘s like Narnia threw up over Oz?“ (Anna)

Aber schlecht war es nun auch nicht. Passend zum Anti-Hollywood-Touch wird über „Keine Hollywood Enden“ gesungen, oftmals (aber leider nicht immer) stehen die Figuren nicht nur starr herum während des Gesanges, sondern interagieren, breiten die Story in meist frischen Choreos weiter aus und setzen kleine Gags. Auch funktioniert die Wort-Bild-Schere einige Male prächtig, vor allem natürlich als Anna (wie im Trailer zu sehen) „What a time to be alive“-singend durch die Straßen hüpft, während sich im Hintergrund die Untoten auftun.

Review: Anna und die Apokalypse anna-und-die-apokalypse

Das musikalische Bett der Songs ist modern, aber dann doch häufig ähnlich, etwas austauschbar und erinnert nicht selten an irgendwelche anderen Lieder, die man kennt. Meine Highlights waren da noch die Lieder, die am meisten herausstechen, und zwar zwei über Fische rappende Pinguine und ein ganz besonderer Weihnachtsmannsong. In Sachen Gesangeskunst kann man den jungen DarstellerInnen eigentlich nichts vorwerfen. Da sind einige richtig gute Stimmen bei, die aber leider zu oft unnötig im Zaum gehalten werden. Naja, bis auf einen…

Charakter?

Da wäre dieser komplett unnötige Antagonist, der nicht nur den kompletten Film über nervt, sondern auch mit Abstand am schlechtesten singen kann. Der hat tatsächlich einiges an einem sonst kurzweiligen und vielversprechenden Film kaputt gemacht.

Ansonsten ist der Cast recht angenehm gestaltet. Neben der charismatischen Anna-Darstellerin Ella Hunt ist mir vor allem Sarah Swire in ihrer Rolle als Steph positiv aufgefallen. Die hat nicht nur die charaktervollste Gesangsstimme, sondern weiß auch in ihrem Schauspiel mit Ecken und Kanten zu überzeugen. Dazu gesellt sich mit Ben Wiggins eine Art
Denver-Rio-Mischling, solltet ihr „Haus des Geldes“ gesehen haben.

Fazit

„Anna und die Apokalypse“ ist wahrlich ein besonderer Film, denn so hat man Zombies noch nie über die Leinwand tanzen sehen. Bis zum ersten einsetzenden Song meint man sich auch wirklich in einer Art „Shaun of the Dead“-Comedy wiederzufinden. Einige Gags sind sehr originell, die Splatter-Parts sind da und werden größtenteils visuell elegant gelöst und das Tempo ist angenehm hoch mit einigen Überraschungen auf dem Weg. Dennoch weiß die Produktion einige Schwächen nicht kaschieren zu können. Das Ende ist etwas sehr schnell da und erstaunlich interpretationsoffen, der Gesang funktioniert zwar oft, aber eben nicht immer und gerade durch die Figur Savage geht viel Filmspaß verloren.

Aber wer mal Lust auf moderne Indie-Unterhaltung hat, dem sei „Anna und die Apokalypse“ ans Filmherz gelegt. Und bleibt unbedingt sitzen. Nicht, weil es eine Hidden Scene am Ende gibt, die gibt es leider nicht, aber der Abspann ist sehr schön und unterhaltsam illustriert.

Abschließend nochmal der Trailer in Originalsprache für euch. Mehr zum Film gibt es auf auf der offiziellen Facebook-Seite zu sehen.

Bilder: SPLENDID Film.

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