„Willst du die Frauen verstehen, musst Du ihre Serien schauen“. Diesen Satz hat ein sehr weiser Mann vor vielen vielen Jahren einmal geprägt. Der war ich. Dezember 2004. Ich hatte bei dem Radiosender, bei dem ich damals die Morgensendung mitgestalten durfte, die Aufgabe, die allerletzte Folge von „Sex and the City“ zu schauen und am Morgen danach eine emotionale Zusammenfassung zu produzieren. In der letzen Folge kommt das Lied „La belle et le bad boy“ von Mc Solaar vor und das haben wir anschließend gespielt. Wir bekamen sehr sehr sehr viele Mails von weinenden Mädels, die das gerade sooooo schön fanden und die total traurig sind, dass „Ihre“ Serie nun vorbei ist. Ab da habe ich mir vorgenommen, was auch immer meine Freundinnen oder Bekannten für Serien schauen, ich schaue sie mir auch an. Und das waren einige. Also Serien, nicht Freundinnen.
Natürlich habe ich „Grey’s Anatomy“ geschaut. Fand ich sogar ok. Wobei mir Meredith irgendwann zu langsam und komisch wurde. Natürlich habe ich „Desperate Housewifes“ geschaut. Bin aber nie wirklich heimisch geworden in der Wisteria Lane. Und natürlich habe ich „Gilmore Girls“ geschaut. Für mich ja die Serie für die zurückhaltende Frau. Es war keine Serie, die permanent in den Medien oder auf Plakaten zu sehen waren. Aber es gab sie richtig lange. Und jetzt, letzte Woche, endlich der Moment: das große Comeback. 10 Jahre danach. Lorelai, Rory und Luke zurück im Fernsehen, in dem Fall auf Netflix. Und wie fühlt es sich für mich an? Mich, der ich die Serie damals mit und für meine damalige Freundin anschaute? Gar nicht so schlimm. Eher vertraut. Schaue ich hingegen alte Folgen mit Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda, nur echt in 4:3, wirkt es als wäre es aus einer anderen Zeit. Die Frisuren, die Kleidung, was und wie die Figuren reden… da fühle ich mich nicht nur ein bisschen alt. Und kann manchmal nicht glauben, so etwas mal geschaut zu haben.
Bei den neuen vier Gilmore Girls-Folgen kommt dieses Gefühl zum Glück nicht hoch. Ich denke schon eher „man, sind die alt/dick/dünn geworden“. Verstehe aber sofort wieder, was die Mädels damals gut an der Serie fanden. Es ist dieses warme Gefühl beim Schauen. Alte Mutter-Tochter-Konflikte, neue Beziehungen und das in vertrauter Umgebung. Und ich frage mich kurz, was wohl aus meiner damaligen Freundin geworden ist? Ob sie mittlerweile auch älter geworden ist, ob sie das jetzt auch anschaut oder auf ihre Kinder aufpasst? Ob sie vielleicht auch eine Schwiegermutter hat, die sie zum Aufbau eines Diner-Imperiums zwingt? Oder zumindest zur Therapie? Oder ob sie zwischen NYC, London und Stars Hollow pendelt, um ihr Glückskleid zu finden?
Vielleicht werde ich noch viele Serien schauen müssen, um die Frauen, die sie schauen, auch wirklich zu verstehen. Aber ich hoffe, es werden nicht mehr all zu viele. Also Freundinnen, nicht Serien. Denn mit der einen könnte ich noch unzählige Abende zusammen auf der Couch verbringen. Netflix and Chill.
Bild: Netflix
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