Normalerweise sind Kreativagenturen da, die Welt mit Schönheit zu manipulieren. In der Werbe- und Marketing-Welt muss alles immer besonders ansprechend sein. Schöne Menschen, tolle Verpackungen, allgemein angenehme Vibes, damit die Leute das Produkt oder die Marke toll finden und bestenfalls kaufen. Julian O’Shea erzählt uns die skurrile Geschichte eines ganz anderen Auftrages, bei der eine Agentur ein möglichst unansprechendes Design erstellen sollte und dabei auf die „hässlichste Farbe der Welt“ zurückgegriffen hat – um Leben zu retten. Es ging um Zigaretten-Verpackungen und den Farbton Pantone 448 C, den ihr hier oben sehen könnt. Ein Wunder, dass ihr da überhaupt drauf geklickt habt…
„This colour has been named the ugliest in the world. What’s the best use for a colour that is universally disliked, and how we can harness that for good?“
Spannend. Ja, auch Hässlichkeit will durchdacht sein. Und hat ihren Nutzen. Vor allem aber ihre Daseinsberechtigung. Vergessen ja in unserer heutigen Picture-Perfect-Instagram-Welt ganz gerne mal alle. Gäbe es keine Hässlichkeit, wäre alles gleich und entsprechend nicht mehr schön, da es sich nicht abheben kann. Klingt jetzt total oberflächlich, aber ohne Licht kein Schatten und ohne Schatten keine Erleuchtung. Oder so. Jedenfalls hat alles ihren Platz. Und sind wir mal ehrlich: Wäre alles perfekt und schön, wäre uns doch auch wieder langweilig, oder nicht? Siehe Instagram: Das war mal ein so schöner Platz, im Sinne von unperfekt-schön und authentisch. Jetzt sieht man überall den gleichen Kram und irgendwie kotzt mich das an. Nun gut, ich bin jetzt etwas vom Thema abgedriftet…
Den Farbton oben finde ich übrigens gar nicht mal so hässlich. Geschweige denn als „hässlichste Farbe der Welt“. Als dunklen Kontrast-Ton auf einer Wand kann ich mir das durchaus gut vorstellen. Aber das ist eben die Sache mit so ziemlich allem auf der Welt: Kontext und Inszenierung. Im knallig-bunt durchsetzten Supermarkt-Sortiment geht das unter und im Bezug auf Lebensmittel oder „in-den-Mund-zu-Steckendem“ (Zigaretten) kommen eklige Assoziationen auf. Packt man es aber als Wandfarbe hinter eine Reihe Zimmerpflanzen, kann das ziemlich geil aussehen. Das macht es dann auch schwer, eine „hässlichste Farbe der Welt“ auszumachen. Aber ja, es gibt definitiv schönere Farbtöne.
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