Tatsächlich gab es letztmals im Mai eine Ausgabe meiner zuvor so zuverlässlich über Jahre laufenden Kurzreview-Reihe. Im Juni ist der geplante Termin aus Krankheits-Gründen ins Wasser gefallen, im Juli hatte ich schlicht keine Lust und es hat sich irgendwie ganz gut angefühlt, das nicht machen zu müssen. Beim Blick in meinen gewohnt weitergeführten Ordner potenzieller Besprechungs-Alben hatte ich aber immer wieder ein schlechtes Gefühl, immerhin schlummerten da so einige drin, die es schlicht verdient haben, hier erwähnt zu werden. Deshalb gibt es dieses Mal eine Art Sonderausgabe, in der auch einige ein paar Wochen ältere Platten vorkommen. Dafür ist die Qualität aber insgesamt um so höher ausgefallen! Sieben Alben sind es letztlich geworden, wovon zwei dann immerhin doch auch aus dem August stammen. Wie „früher“ alles mit Streaminglinks und Hörproben!
Review: „10 Tracks to Echo in the Dark“ (The Kooks)
Release: 22.07.2022 | Genre: Indie-Rock-Pop | Spotify
Beginnen wir mit der schwächsten Platte dieser Ausgabe – äh, pardon: Der am wenigsten guten Platte! Die zehn neuen Tracks sind nämlich nicht nur zum Im-Dunkeln-Abspielen geeignet. Da steckt viel gewohnter alter Kooks-Vibe drin, der einige gelungene modernisierende Elemente erhalten hat. Insgesamt ein bisschen mehr in Richtung elektronisch aufbereitetem Pop denn klassischem Indie-Rock, weshalb es für mich persönlich auch kleine Abstriche gibt. Regt aber dennoch zum Tanzen an und der Closener „Without A Doubt“ ist ohne jeden Zweifel einer der herzlichsten Songs, den die Jungs je geschrieben haben.
Review: „Einen Schritt Weiter“ [EP] (BABE)
Release: 05.08.2022 | Genre: Nu Rock | Spotify
Wie immer muss ich an dieser Stelle einschieben, dass es mit EPs einfacher ist, zu überzeugen. Vor allem, wenn es die erste der Bandgeschichte ist. Das Berliner Duo BABE bedient sich zudem einiger Elemente, die bereits Kraftklub genützt hatten (und erinnert mich zudem in Songs wie „Irgendwie egal“ stimmlich bisweilen an das früher Jennifer Rostock). Wechselgesang, klare musikalische Kante, was zu sagen und diese gewisse Attitüde – das passt schon alles gut zusammen und geht vor allem ins Ohr! Lieblingszeile: „Früher pflückten sie noch Gänseblümchen: Er liebt mich, sie liebt mich nicht. Heute haben wir ne App: den fick ich, die fick ich nicht“.
Review: „Life Is Yours“ (Foals)
Release: 17.06.2022 | Genre: Funkiger Indie-Rock | Spotify
Bereits beim eröffnenden Titeltrack wird klar, dass alles ein bisschen anders ist. Der Funk hat Einzug bei den Foals gehalten und das funktioniert erstaunlich gut! Dennoch bleibt es mitunter kraftvoll und charakterstark im Sound. Aber Songs wie „2001“ heben sich dann doch ab und zeigen, dass diese besondere Soundmischung einiges an Potenzial besitzt.
Review: „Shake Well“ (Bilbao)
Release: 24.06.2022 | Genre: Indie-Pop-Rock | Spotify
Mehr gute deutsche Indie-Musik! Und dazu liefern Bilbao auch das schönste Albumcover dieser Ausgabe. „Get Up!“ ist der mit Abstand beste Song und dürfte mit Sicherheit auf meiner „Best of 2022“-Playlist landen. Aber auch abseits dieses Tracks gibt es viele positive Sommervibes zu spüren, die eine gelungene Mischung aus energetischer Tanzbarkeit und emotionalem Dahinschwelgen versprühen.
Review: „Last Night In The Bittersweet“ (Paolo Nutini)
Release: 01.07.2022 | Genre: Singer-Soulwriter | Spotify
Sehr positiv überrascht wurde ich von der Nachricht, dass Paolo Nutini noch Musik macht. Und dann nochmal, als ich bemerken durfte, wie fassettenreich das neue Album doch geworden ist. Von Jazz-artigen Sound-Experimenten über Singer-Songwriter-Tracks bis hin zu richtig rockigen Genre-Ausreißern gibt es so ziemlich alles zu hören. Und das qualitativ jedes Mal für sich auf hohem Niveau.
Review: „Every Single Thing“ (Will Joseph Cook)
Release: 10.06.2022 | Genre: Indie-Pop | Spotify
Will Joseph Cook? Yes, he will. Da kann man sich sicher sein. Auch auf „Every Single Sing“ gibt es wieder den typischen Ein-Mann-Wechselgesang und ganz viel gute Laune zu hören. Die originellen Instrumentals runden das akustische Bild ab. Für mich die Sommerplatte des Jahres, die etliche Male verschoben wurde, dann endlich raus kam, um von mir zwei Monate später besprochen zu werden – uff… Das hat sie nicht verdient! „Bop“ ist hier der Übertrack, aber eigentlich fällt nichts sonderlich ab.
Review: „Vestli“ (Spielbergs)
Release: 19.08.2022 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Erfreulich kraftvoll sind die Spielbergs zurück! Das wird direkt beim brachial daher kommenden Opener „The New Year’s Resolution“ deutlich, der an alte Jimmy-Eat-World-Tapes erinnert. Hat man sich den kaum eine Pause gönnenden Durchritt aber zwei Mal gegeben, erkennt man spätestens, wie viele Feinheiten und Melodien in den Soundwänden schlummern. Ideal zum Aufdrehen und Abgehen!
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
Pingback: Live-Konzert: FOALS – „The Colour Wheel Session“ - 17-Minuten-Set