Puh, was ein Monat! Dieses Mal war meine Auswahl für diese Rubrik so groß wie selten bis nie zuvor. Da ich dann doch weniger reingehört habe oder andere Features hier vorziehe, habe ich die neuen Platten von Frank Turner, den Eels oder Bedroom Eyes erstmals rausgelassen. Da kann man aber durchaus auch mal reinhören! Hier sieben andere Platten mit jeweiligen Streaming- und Kauf-Links sowie Hörproben!
Review: „Crisis of Faith“ (Billy Talent)
Release: 21.01.2022 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Eigentlich ist dieser Release schon viel zu alt für dieses Ausgabe, aber leider kam das Album kurz nach meiner Januar-Ausgabe heraus und weil es Billy Talent ist, muss ich dann doch noch kurz darüber sprechen. Unter anderem, weil wir im „II“-Part des Openers „Forgiveness“ doch tatsächlich ein Saxofon(?) zu hören bekommen! Da fragt man sich, ob der Titel des Tracks nicht gleich Programm ist und die Band nach wenigen Minuten bereits um Vergebung bitten muss, wird doch sehr ungewöhnlich schnell auf die extreme Bremse getreten. Das wäre vielleicht als Abschluss-Track besser gewesen. Ansonsten macht „Crisis of Faith“ aber einiges richtig. Der Vorgänger „Afraid of Heights“ hat mir besser gefallen, da er doch deutlich mehr Punch und weniger Ausfälle hatte. Aber Songs wie „Reckless Paradise“ oder „Reactor“ machen Laune und „Judged“ wagt es gar mal wieder richtig punkig zu sein! Ganz schlimm im Kopf bleibt aber vor allem „End of Me“ mit Rivers Cuomo…
Review: „Cowboy Tears“ (Oliver Tree)
Release: 18.02.2022 | Genre: Country-Hip-Hop | Spotify
Bei der Vorab-Single „Cowboys Don’t Cry“ hatte ich bereits eine böse Vorahnung und es ist tatsächlich so gekommen. Der gewagte Genre-Wechsel vom elektronisch angehauchten Spaß-Rap hin zum Hip-Pop-Country will bei mir nicht wirklich zünden. Das taugt für ein, zwei Tracks, aber so als Platte enttäuscht das leider. Songs wie „Freaks & Geeks“ und „Cigarettes“ funktionieren noch gut, da vor allem letzterer Song eher dem alten Stil zuzuordnen ist, aber insgesamt ist mir das einfach zu langsam und eintönig, was im vorgejaulten „California“ gipfelt. Schlimmer ist eigentlich nur, dass da schon noch etliche Melodien bei sind, die in den Kopf gehen und nicht mehr raus wollen…
Review: „As I Try Not to Fall Apart“ (White Lies)
Release: 18.02.2022 | Genre: Rock | Spotify
Machen wir es kurz: Gute Platte und willkommene Entwicklung! Die White Lies hatten für mich immer die Gefahr inne, in verträumter Melancholie zu versinken. „As I Try Not to Fall Apart“ erinnert da eher an die guten alten „Big TV“-Zeiten. Dabei gibt es eigentlich gewohnte White-Lies-Akustik zu hören, wobei Songs wie „Step Outside“ oder „Roll December“ (das Drum-Spiel gen Ende!!!) auch mal Neues ausprobieren. Allgemein erfreulich energetisch und upbeat, was man mit dem sehr belebten „THere I No Cure For It“ beendet, nachdem „The End“ etwas heruntergefahren war – gefällt mir!
Review: „Mad Gone Wild“ (Johnossi)
Release: 11.02.2022 | Genre: Rock | Spotify
Der Opener „Give Me The Knife“ zeigt bereits, dass man sich auf die kommenden 34 Minuten freuen kann. Stimmlich kommt dann noch eine gewisse Assoziation an Chris Cornell daher, Einsatz Gitarre – passt! „Mad Gone Wild“ schafft es, die Schwere brachialer Riffs mit einer gewissen Leichtigkeit zu vereinen. Geschreie wirkt genauso passend eingebunden, wie sich zerreißende Gitarrentöne, wird doch alles durch einprägendes Schlagzeugspiel zusammengehalten. Dabei wird vor allem bis „Yeah Yeah“ ordentlich nach Vorne getrieben, mit „Koala Before the Storm“ wird aber klar, dass das schwedische Duo auch die langsameren Töne beherrscht. Insgesamt ist die Platte musikalisch enorm einnehmend, liefert sehr abwechslungsreiche Sounds, die aber doch alle einen gewissen roten Faden folgen. Da es eigentlich keine wirklichen Tiefpunkte gibt und das Album eine wunderbare Reise ist, der man sich sowohl tanzend als auch hochkonzentriert widmen kann (und sollte), vergebe ich Knauser einfach mal eine volle Wertung!
Review: „Backhand Deals“ (Buzzard Buzzard Buzzard)
Release: 25.02.2022 | Genre: Classic Rock-Pop | Spotify
Ich kann es mittlerweile eigentlich nicht mehr lesen, wenn in PR-Texten etwas von Queen steht. Die Band bleibt unerreicht und nur weil mal ein Gitarren-Riff ähnlich klingt, ist das noch lange kein ähnliches Produkt. Bei Buzzard Buzzard Buzzard gibt es tatsächlich ein paar weitere Parallelen im Sound, der ähnlich viel Retro-Charme mitbringt, wie die Frisuren der Herren aus Cardiff. Neben Queen dürften auch die Beatles und andere Rock-Gruppen des letzten Jahretausends Einflüsse auf den Sound gehabt haben. Mir ist das persönlich insgesamt noch deutlich zu seicht, da ziehe ich die härteren The Darkness dann doch noch vor. Neben dem gefälligen „Break Right In“ sticht „You“ noch am meisten heraus:
Review: „Growth“ (Shoreline)
Release: 04.02.2022 | Genre: Punk-Rock | Spotify
Wären Johnossi nicht gewesen, hätten Shoreline aus Münster(!) für mich das Album des Monats abgeliefert. Da habe ich mich mitunter doch sehr an die früheren Alben meiner Lieblingsband Disco Ensemble erinnert gefühlt. Rauher Gesang, der von klarem Gitarrenspiel begleitet wird, das zwar zunächst chaotisch wirken könnte, aber sehr durchdacht und melodiös aufgezogen ist. Ein absolutes Highlight ist „Konichiwa“ mit seinem Schrei im Refrain – und das, obwohl der Song selbst vergleichsweise aufgeräumt und handzahm daher kommt, aber gerade dieser Kontrast macht es vermutlich aus. Starke Platte!
Review: „A Short Collection of Songs About How Easily I’m Distracted“ [EP] (Still Talk)
Release: 09.02.2022 | Genre: Pop-Rock | Spotify
Die kürzeste Platte (da EP…) kommt mit dem längsten Titel daher. „A Short Collection of Songs About How Easily I’m Distracted“ bietet zudem gewaltige Verwechslungsgefahr. Ich wette mit euch, wenn ich den Opener „Dreaming“ meinem Lieblingsmädchen vorspiele, fragt sie, ob das Paramore sei. Die (ob nun bewusst oder unbewusst) nachgeahmte Erfolgsformel ist in einigen Parts schon sehr hörbar. Leider schafft die Kölner(!) Band es nach dem durchaus guten ersten Track jedoch nicht mehr, so richtig Energie zu entfachen (eigentlich nur noch in „60 Years“). Die langsameren Songs kommen nicht an die Tiefe des „Originals“ heran. Insgesamt trifft es dann eher die Kategorie „nett“, zeigt aber auch, dass durchaus Potenzial für mehr vorhanden ist.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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