Ich freue mich immer wieder darüber, originelle neue Party-Spiele zu entdecken. Heute früh hat „My Favorite Things“ mein Interesse wecken können. Actualol hat den Titel im Zuge eines „Kleine Spiele“-Sammelvideos als viertes vorgestellt. Bei dem schnell erklärten Gesellschaftsspiel können 3-6 Spieler:innen nicht nur eine kurzweilige Zeit haben, sondern auch noch etwas über sich und die anderen erfahren. Denn in dem Kartenspiel geht es darum, Lieblingsdinge zu ranken, die dann gegeneinander ausgespielt werden, ohne dass die Ausspielenden genau wissen, wie gut oder schlecht ihre Karten wirklich sind. Ist Saskias „Grün“ als Lieblingsfarbe besser als Olivers „Cheddar“ als Käsesorte und Timos „Frodo Beutlin“ als „Herr der Ringe“-Figur?
Hier das genannte Video als Ersteinstimmung zum Spiel:
„(Eye) My Favorite Things“ Spielregeln
Daiki „Nilgiri“ Aoyama hat das Spiel erfunden und zunächst in Japan unter dem Titel 曖昧フェイバリットシングス (Eye My Favorite Things) veröffentlicht. Das Spielprinzip ist unverändert geblieben, nur der Titel hat sich international gekürzt. Mir gefällt, dass „My Favorite Things“ schnell erklärt und gespielt ist. Je nach Lust und Laune kann man die Session aber auch in die Länge ziehen und einfach mehr Runden spielen, die aufaddiert werden.
Auf Board Game Geek gibt es nicht nur weitere Informationen und Bilder zum Spiel, sondern auch die englischen Spielregeln zu sehen, weiter unten erkläre ich selbst nochmal in Kürze den Ablauf des Spieles.
Spielablauf
Jede Person denkt sich ein Thema für die Person rechts neben sich aus. Dazu wird das Thema plus der Name der Person, von der es kommt, auf eine Karte geschrieben und weitergereicht. Danach schreibt jede Person für das selbst erhaltene Thema sechs Dinge auf: Die fünf Favoriten plus eines, das man nicht mag. Beispiel (von oben): Käsesorten (das kann aber wirklich alles sein – Lieblingsfarbe, bester Döner der Stadt, Aktivitäten, …). Zu der Karte mit der Nummer „1“ schreibt man die Sorte auf, die man am liebsten mag, bei „2“ eine, die man weniger mag, und so weiter. „1“ bis „5“ steht für die fünf tollsten Dinge, auf die „0“ kommt eine Sache, die man nicht mag. Die Karten werden zusammengeschoben (so dass die Nummer nicht mehr zu sehen ist, sondern lediglich die aufgeschriebenen Begriffe). Haben alle Personen ihre Karten beschrieben, werden diese an die Leute zurückgegeben, die die Kategorien vorgegeben haben. Jetzt beginnt die eigentliche Spielrunde.
Alle nennen reihum ihr Thema sowie den Namen der Person, von der sie die Wörter erhalten haben (laut offiziellen Regeln werden gar alle beschrifteten Karten vorgelesen, hier muss man ausprobieren, was besser ist – persönlich würde ich die Überraschung beim Offenlegen besser finden, glaube ich). In Stich-Manier wird jetzt um die Karten gespielt. Der (irgendwie zu Beginn bestimmte) Startspielende beginnt und legt eine Karte in die Mitte, im Uhrzeigersinn folgen die der anderen Leute am Tisch. So kann dann z.B. „Gouda“ gegen „Grün“ oder „Ali Baba Döner“ antreten. Hat jede:r eine Karte gespielt, wird zeitgleich aufgedeckt, welche Nummer sich darunter verbirgt. Die beste Karte (also 1 vor 2 vor 3, etc.) gewinnt. Einziger Sonderfall ist die „0“ – diese gewinnt, wenn mindestens eine „1“ mit in der Runde vorkommt. Haben mehrere Spielende die gleiche beste Nummer, erhält die Person den Punkt, die im Uhrzeigersinn am nächsten am Startspielenden sitzt (gehört diese Person zu denen im Gleichstand, gewinnt sie). Das Spielchen wird dann für sämtliche sechs Karten der Runde wiederholt, wobei der Startmarker stets eine Person weiter geht und die bereits ausgespielten Karten mit sichtbaren Zahlen offen ausgelegt werden.
Danach gibt es eine weitere Runde, bei der alle für die Person rechts von sich das Thema bestimmen. Bei mehr Leuten bietet es sich an, dass jede Person mal für jede andere Person ein Thema bestimmt, ehe man zum Abschluss alle Punkte aus allen Runden aufaddiert und schaut, wer gewonnen hat.
Marguerite Cottrell erklärt die gröbsten Regeln im folgenden Video auch noch einmal auf Englisch.
„Eye My Favorite Things is a goofy party game with a simple trick-taking element (non- trick taking folks don’t worry)! I played it at BGG CON this past year and wanted to play again so I made a quick PnP version to play with friends!“
„My Favorite Things“ in Deutschland kaufen?
Das 2018 veröffentlichte japanische Original mit dem Titel „Eye My Favorite Things“ war leider nur im Zuge von Spielemessen hierzulande zu kaufen. Die ins Englische übersetzte internationale Fassung des Spieles hatte allem Anschein nach eine eigene Kickstarter-Kampagne, die jedoch bereits abgelaufen ist. Aktuell sind weder die alte noch den neue Version bei Amazon gelistet (Partnerlink), das dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, nehme ich an. Allerdings soll wohl in Zukunft eine weitere Kickstarter-Kampagne starten, die „My Favorite Things“ gemeinsam mit dem weiteren japanischen Spieletitel „The String Railway Collection“ anpreist. Dort kann man sich auf die Mailingliste setzen lassen, um den Start der Kampagne nicht zu verpassen und sich ein Original sichern zu können (ob separat oder lediglich im Paket mit dem anderen Spiel, ist mir leider nicht bekannt).
„My Favorite Things“ selbst erstellen
Um „My Favorite Things“ trotz ausbleibender Kauf-Möglichkeit spielen zu können, bedarf es aber nur weniger Dinge, die man sich problemlos besorgen kann. Es braucht trocken abwischbare Blanko-Spielkarten, entsprechend passende Kartenfolien sowie (unterschiedlich-farbige) Whiteboard-Marker (alles Partnerlinks). Ich habe mir die Sachen zusammen für knapp 20 Euro bestellt, vielleicht lässt sich noch ein besserer Deal machen oder ihr habt bereits z.B. Whiteboard-Marker oder Folien (von „Magic“, „Pokémon“ oder anderen Sammelkartenspielen) zuhause. Da die Sachen noch nicht bei mir angekommen sind, kann ich mich leider nicht dafür verbürgen, dass in die hier verlinkten Folien auch wirklich zwei Karten passen. Eine Alternative wäre zudem, Folien mit blickdichter Rückseite zu kaufen, so dass lediglich eine Karte darin Platz finden muss (die Ranking-Zahlen könnten dann auch die abgedeckte Rückseite).
UPDATE: Es passen wunderbar zwei Karten in eine Hülle. Mit Permanent-Markern habe ich die Zahlen aufgebracht, damit nichts verschmiert.
Wichtig ist, dass ihr darauf achtet, genug Spielkarten zu haben. Das Originalspiel „My Favorite Things“ ist auf bis zu sechs Spielende ausgelegt. Entsprechend gibt es sechs Kartensets mit jeweils sechs Ratingzahlen-Karten sowie sechs zu beschreibenden Blanko-Karten. Außerdem benötigt es sechs Karten zum Notieren und Weiterreichen der Kategorien. Macht summa summarum 78 Karten, die ihr auf jeden Fall benötigt (mit der blickdichten Folienvariante könnten auch 42 genügen), solltet ihr mit mehr Spieler:innen planen, müssen je Person nochmals 13 Karten (bzw. 7) hinzu addiert werden.
Zusätzlich zu den Karten benötigt ihr noch Marker und Token. Da könnt ihr im Grunde genommen irgendwas nehmen, das ihr eh daheim habt. Im Original wird jede Runde ein Miniatur-Briefkasten reihum gestellt, um zu zeigen, wer der oder die Startspieler:in ist, die Punkte werden mit Briefmarken dargestellt. Die könnt ihr aber auch einfach aufschreiben und als Start-Marker einen Würfel, Kronkorken oder was auch immer einsetzen.
Theoretisch müsstet ihr so alles beisammen haben, um selbst „My Favorite Things“ spielen zu können. Denkbar wäre noch, dass ihr ein paar Beispiel-Kategorien vorschreibt (man könnte auch einen Stapel damit vollmachen und immer random ziehen, was vorgegeben wird). Viel Spaß beim Spielen! Und sollte das Original dann erwerbbar werden, kann man seine Büroartikel wieder für Anderes nutzen und sich bei Gefallen das schöner gestaltete echte Spiel erwerben, um die Leute dahinter zu unterstützen.
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