Dieses Mal bin ich etwas später mit meinen Kurzreviews dran, die ja eigentlich immer zum möglichst mittig liegenden Freitag des Monats erscheinen (also folgerichtig eigentlich am 14. hätten online gehen „müssen“…). Aber da ich gerade im Urlaub bin und mir dieses absolute Content-Highlight für meine „Ein-Beitrag-pro-Tag“-Strategie aufbewahren wollte – ta-daa! Zur Wiedergutmachung erhaltet ihr die längste Ausgabe dieser Rubrik aller Zeiten mit sagenhaften 12 (in Wort: zwööhöööölf!) neuen, recht neuen oder gar noch nicht mal erschienenen Musikalbum. Wow! Diese Dachzeile, ey…
Review: Handgepäck I (Clueso)
Release: 24.08.2018 | Genre: Singer-Songwriter | Spotify
Ja, das Album ist bereits etwas „älter“, aber ich habe halt erst nach meiner letzten Runde die Möglichkeit erhalten, reinzuhören. Und was soll ich sagen? Hat mich Neuanfang ein bisschen enttäuscht, konnte der erste Teil der begonnenen „Handgepäck“-Reiher wieder ein bisschen was gut machen. Die belebenden Uptempo-Nummern fehlen zwar noch immer größtenteils (Du und Ich ist noch mit das schnellste), aber irgendwie wirkt es insgesamt gehaltvoller und runder. Und das, obwohl die Songs ja allesamt unterwegs entstanden sind, was meist eher einen fehlenden roten Faden erwarten lässt. Vielleicht bin ich auch gerade deshalb positiv überrascht, dass die neuerliche Enttäuschung ausblieb.
Review: Schlaftabletten,Rotwein V (Alligatoah)
Release: 14.09.2018 | Genre: Hip Hop | Spotify
Auch hier kann ich den Kurzreview-internen Quervergleich bringen. Nicht ganz kommt das neue Alligatoah-Album an die 4,5 Sterne-Wertung des großartigen Musik ist keine Lösung heran, in diesem Monat ist es aber dennoch eines der stärksten. Denn auch wenn mich als Spät-Alligatoah-Einsteiger die STRW-Reihe neu war und ich Angst vor zusammenhanglosem Mixtape-B-Seiten-Krams hatte, kann „Schlaftabletten,Rotwein V“ deutlich mehr (und ist ja nach eigenen Ausgaben auch ein richtiges Album). Wortwitz trifft mal wieder Gesellschaftskritik und Ironie vom Feinsten, da möchte man einige Textzeilen am liebsten einigen Leuten auf der Welt auf die Stirn tätowieren. Meine Favoriten: „Wo kann man das kaufen„, „So gut wie neu“ und „Meine Hoe„.
Review: Die Freiheit (DOTA)
Release: 14.09.2018 | Genre: Singer-Songwriter-Poesie | Spotify
Wir bleiben bei deutscher Songlyrik mit Poesie-Charakter. Gibt sich Dota Kehr ähnlich wortgewandt wie Lukas Strobel, habe ich ein kleines Problem mit ihrer Musik. Ich achte eher auf die Texte, sehe sie als musikalisch untermalte Poetry Slam-Texte. Das ist super, weil man viel nachzudenken und auch mal was zu lachen hat, aber rein musikalisch ist das nichts, was ich hunderte Male hintereinander hören kann. Also, zumindest nicht alles. Das hat den Vorteil, dass wirklich jeder ohne Vorkenntnisse ihrer Musik zu ihren Gigs gehen kann (und sollte!), aber musikalisch muss ich da eben Abstufungen zu den Kollegen machen, die ich öfter gerne höre. Das klingt jetzt total fies und schlecht, ist es aber gar nicht gemeint. Songs wie „Raketenstart„, „Internetshop“ oder auch das von mir stolz präsentierte „Bunt und Hell“ sind eingängig und wunderschön. Bei Originalität und Charme wäre ich mindestens bei einer Vier.
Review: 10 Songs That Happened When You Left Me With My Stupid Heart (Darwin Deez)
Release: 31.08.2018 | Genre: Indie-Pop | Spotify
Och menno, noch ein Abwärtsvergleich. Hat es Darwin Deez 2015 noch zu meinem persönlichen besten Album des Jahres geschafft, stellt er mich mit „10 Songs That Happened When You Left Me With My Stupid Heart“ nicht nur, was das Erinnern eines Titels angeht, sondern auch geschmacklich auf eine harte Probe. Mensch, du bist doch so ein dufter Typ, der Privatkonzert-Tourneen macht und super sympathisch ist und mal klasse Songs gemacht hat – wieso nur müssen sich die neuen allesamt so ähnlich anhören und so verdammt schwer zugängig sein?! Von der ständigen Stimmenverzerrung mal abgesehen. Ja, sein Charme kommt immer wieder durch, seine Stimme und das lockere Song-Arrangement auch, aber da fehlt mir persönlich sooo viel, weil ich einfach weiß, wie toll es sein KÖNNTE. Ich versuche ja, das mittlerweile recht häufig von mir genannte Wort wo es geht zu vermeiden, aber hier kann ich nicht anders: Schade.
Review: Circle (Phil France)
Release: 31.08.2018 | Genre: Elektro | Spotify
Mal was ganz anderes. Entspannter Elektro von Phil France. So ganz ohne Lyrics, dafür mit einer herrlichen „Kann man super nebenher laufen lassen“-Note. Da ich Lyrics und Energie dann doch recht gut finde, ist das aber dennoch nicht das Höchste aller Gefühle.
Review: Art of Doubt (Metric)
Release: 20.09.2018 | Genre: Pop-Punkrock-Dance | Spotify
Hach, endlich eine richtige Gitarre! Schon seltsam, habe ich sonst oft das Gefühl, ich bin bei diesen Kurzreviews doch recht eintönig unterwegs, was das übergeordnete Genre anbetrifft, sind die E-Gitarren heute deutlich in der Unterzahl. Und selbst bei Metric sind sie nur rar gesät, denn auch hier haben Synthesizer und Co. ihre elektrischen Griffel im Spiel. So ergibt sich ein besseres Chvrches, zumindest, was die diesjährige Musik angeht. Abwechslungsreiche Songs, die einen gerne mal zum Mitwippen („Love You Back“), Pogen („Underline The Black“) oder einfach nur Dahinschwelgen („Anticipate“) lassen. Und die Stimme von Frontfrau Emily Haines erinnert immer wieder Karen Orzolek von den Yeah Yeah Yeahs.
Review: Kaleidoscope (Like Elephants)
Release: 14.09.2018 | Genre: Indie-Poprock | Spotify
Kennt ihr das, wenn Bands einen starken Opener oder eine super Single haben und man meint, man sollte mehr Zeit in sie investieren, dann aber zu merken ist, dass es eben dieser EINE Song war und der Rest eher so ins „Meh.“ abrutscht? Bei „Kaleidoscope“ ist es jetzt nicht ganz so schlimm, keine Bange, aber „Video Games“ ist schon deutlich stärker als so manch anderer Track. Da droht doch recht vieles im eigenen Echo des 80er Jahre-Synthie-Sounds einzuschlafen. Das ist alles ganz schön und hat auch ein paar belebende Gitarren-Parts dabei, aber wirklich griffig ist anders.
Review: Black Honey (Black Honey)
Release: 21.09.2018 | Genre: Alternative-Pop-Rock | Spotify
Ein abwechslungsreiches Album zwischen punkig angehauchtem und elektronischem Pop. Stimmlich erinnert das nicht selten an No Doubt-Frontfrau Gwen Stefani. Toller, kraftvoller Sound, der ideal ist, um der Werktagswoche in den Hintern zu treten und ins Wochenende zu feiern!
Review: Battle Lines (Bob Moses)
Release: 14.09.2018 | Genre: Elektro-Hip-Pop | Spotify
Es gibt ihn, den dritten Gallagher-Bruder. Eine wahrhaft Oasis-hafte Stimme begrüßt einen auf „Battle Lines“ zu „Heaven Only Knows“. Aber nicht nur das, nach einer Weile meint man, Mike Shinoda hätte sich eingeklinkt (z.B. bei „Eye For An Eye“ oder „The Only Thing We Know“ oder „Nothing But You“ oder…). Tatsächlich hört sich erstaunlich vieles ein bisschen nach den Hip Hop-orientierten Songs von Linkin Park, Fort Minor oder eben Shinodas Solo-Platte an. Die Mischung aus dem Sprechgesang, tatsächlichem Gesang, der dunklen Atmosphäre und der mindestens akzeptablen Beat-Abwandlungen funktioniert dann aber doch ganz gut.
Review: One Big Nothing (Cloves)
Release: 27.09.2018 | Genre: Pop | Spotify
Zwischen Florence + The Machine und Adele mit ordentlich mehr Schmiss präsentiert sich Cloves. Die Dame haut einem gerne mal ihre zwischen zuckerweich und rau-hart wechselnde Stimme mit ein paar saftigen Drum-Anschlägen serviert um die Ohren (wie z.B. im tollen „Better Now“). Allgemein schafft sie immer, wenn man gerade meint, sie stilistisch verorten zu können, nochmal eine kleiner Änderungen zu präsentieren. Souliger Pop, der mal in ruhige Balladen abseicht und mal zu rockigeren Nummern auflebt.
Review: Heaven/Hell (AVEC)
Release: 14.09.2018 | Genre: Indie-Pop | Spotify
Mein Album der Woche kommt aus Österreich. Miriam Hufnag aka AVEC liefert mit „Heaven/Hell“ ein astreines Zweitwerk ab. Die Songwriterin schafft es, mit ihrer charaktervollen Stimme und den stimmigen Arrangements eine einnehmende Atmosphäre á la London Grammar oder The XX zu schaffen, driftet dabei aber nicht in jedem anderthalbten Song in beinahe Stille und Bewegungslosigkeit ab. Die Songs bleiben stets rhythmisch und vorpreschend, füllen sich des Öfteren von Takt zu Takt auf, bis eine episch klingende Wand einen mitzureißen vermag.
Review: The Love Album (Adam Naas)
Release: 28.09.2018 | Genre: Pop | Spotify
Ich bin ganz ehrlich, der Gesangskollege Naas ist vor allem hier, weil ich das Dutzend voll machen wollte, um ein stimmiges Artikelbild hinzubekommen. Aber sein Sound hatte mich tatsächlich angesprochen und dazu gebracht, zumindest zwei Mal in sein Album zu hören. Für eine gewichtige Meinung fehlt daher ein bisschen was. Aber seine Stimme ist teilweise phänomenal gut, die Songs leider doch des Öfteren strukturlos und wenig packend. Da helfen auch keine eingesungenen Stöhner in „The Love“.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
*huch* Phil France ist aber vollkommen unterbewertet. :-/
Am Ende wie bei aller Musikeinordnung natürlich Geschmackssache. Hatte ihn erst etwas höher, wollte aber Relationen innerhalb des Beitrags wahren. Vielleicht habe ich es auch einfach nicht oft genug gehört, um es besser schätzen zu wissen. :)
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