Rekord! Neun Alben in einem Monat in den Kurzreviews – das gab es noch nie. Dabei habe ich gar noch einige potenzielle „Auffüllplatten“ rauslassen müssen, derart releasestark ist dieser Monat. Deshalb gibt es diese Ausgabe auch schon etwas früher, wollte ja allgemein wieder gen Monatsmitte rücken. Hier also die neun besprechenswertesten Neuerscheinungen für euch im Schnelldurchlauf inklusive Hörproben. Das bedeutet zwar viel Arbeit für mich, dafür kann ich die Cover aber endlich mal in einer formschönen 3×3-Matrix verteilen. Yay!
Review: tru. (CRO)
Release: 08.09.2017 | Genre: Hip Hop | Spotify
Beginnen wir direkt mal mit der größten Enttäuschung des Monats. Also, für mich persönlich, denn es gibt so einige Leute, die „tru.“ für DIE positive Überraschung in der noch jungen Karriere des CRO bezeichnen. Als ausgereift, gewandelt und eben purer Hip Hop. Fand ich den Schritt vom „RAOP“ zum deutlich hip hop-lastigeren „Melodie“ noch begrüßenswert, geht mir jetzt etliche Schritte zu weit in die musikalische Eintönigkeit. Ja, manche Beats sind durchaus „dope“, aber insgesamt fehlt mir das Tempo, das Good-Feeling oder auch schlicht die Durchschlagskraft. Das ist mir zu sehr dahergenuschelt auf atmosphärischem Kanye-like Klangteppich. Schade. Und nein, ich kann nicht einmal einen Track nennen, der wirklich positiv heraussticht. Vielleicht am ehesten noch „Unendlichkeit“.
Review: Yours (Beatsteaks)
Release: 01.09.2017 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Überraschend besser haben es die Beatsteaks hinbekommen. Fand ich die Vorboten zunächst alle etwas ernüchternd bis lasch, haben selbst diese Tracks mal wieder gezeigt, wie sehr sie wachsen können. Selbst das weder zu den Beatsteaks noch zu Deichkind passende Feature „L auf der Stirn“ hat so seinen Vibe, der ins Ohr geht. Und genau das ist es – eine ohrwuchtige Laune-Platte mit allerlei Abwechslung. Vom (bis auf das „shala-lala-la!“) brechenden Opener „Break Down“ über das funkige „Filthy Crime“ oder das punkige „Sucker Punch“ bis hin zum auf Deutsch gesungenen Farin Urlaub-Feature „Abbadu“. Da sind gefühlt quasi Tracks aus allen bisherigen Albumzeiten der Beatsteaks dabei. Diese Menge an 21 Songs und unterschiedlichen Stilen macht Spaß und wirkt trotzdem einigermaßen homogen zusammen gestellt. Mein Favorit: das beinahe Foo Fighter’esque anmutende „Gap“:
Review: Broken Machine (Nothing But Thieves)
Release: 08.09.2017 | Genre: Rock | Spotify
Ein mehr als würdiges Zweitwerk, das ich in Gänze sogar über dem selbstbetitelten Debüt anordnen würde. Leider fehlen die qualitativen Spitzen etwas, die eine bessere Bewertung hätten ermöglichen können. Aber der Sound wirkt nochmal runder, die Platte durchdacht zusammengestellt und es wechseln sich gekonnt brechende Gitarren mit ruhigeren Passagen, über die gewaltige Stimme von Conor Mason brauchen wir eh nicht diskutieren. Kein Wunder, dass ich die Tour der Jungs präsentiere. Meine Favoriten: „Live Like Animals“ und „I Was Just A Kid“.
Review: Hippopotamus (Sparks)
Release: 08.09.2017 | Genre: Pop | Spotify
Hier hatte ich tatsächlich so gar keine Erwartungshaltung. Klar, die Sparks kennt man, spätestens ich auch nach dem Franz Ferdinand-Intermezzo vor zwei Jahren, gehört habe ich aber keine ihrer 21(!) vorherigen Alben. Vielleicht hole ich das mal nach, denn das jüngst geborene „Nilpferd“ ist alles andere als träge, sondern ein belebend im Wasser dahinschwebendes Geschöpf. Okay, das klingt etwas verklärt, aber es ist eben eine Gute Laune-Platte, die sich zwischendrin zwar etwas sehr nach „erzählter Kindergeschichte“ anhört, insgesamt aber Spaß macht und ideal zum Hintergrundgeplänkel bei der nächsten Scrabble-Runde ist. „Hippopotamus“ – 26 Punkte!
Review: Rapture (Sven Hammond)
Release: 29.09.2017 | Genre: Pop-Rock | Spotify
Hö, schon wieder Sven Hammond? Yep, die hatte ich im Mai 2016 in den Kurzreviews und war vom damaligen Werk „IV“ schwerst begeistert. Umso ernüchternder fiel das Anhören von „Rapture“ aus, wirkliche Verzückungen wollte sich nicht einstellen. Stimmlich ist das noch immer wunderbar soulig und auch musikalisch gibt es einige positive Ausreißer im Sound (z.B. „Ceasar“ oder „Lazarus“), danach verliert sich die Platte aber in Instrumentals und gejammt wirkenden Sound-Kaskaden, ehe es gen Ende komplett langweilt. Hmpf.
[Ich habe leider kein aktuelles Hörbeispiel auftreiben können…]
Review: Freedom Child (The Script)
Release: 01.09.2017 | Genre: Pop | Spotify
Wenn das „rock“ in „Rock Your World“ nur noch das Erschüttern bezeichnet und nicht die Musikrichtung. Erschüttert ist meine Meinung von The Script, die sich nun endgültig dem Club-Pop ergeben haben. Mit langweiligen 08/15-Beats unterlegt, teils Versuchen in Richtung Hip Hop und ganz vielen „Oho-ho-ho-hooo!“-Parts ist das ein ziemlich schreckliches Monster geworden. Schade um die schöne Stimme…
Review: Forced Witness (Alex Cameron)
Release: 08.09.2017 | Genre: Pop | Spotify
Bereits mit den ersten Takten schwingt derart viel 80er Porno-„Charme“ entgegen, dass man lieber nicht zeitgleich auf das Plattencover schaut. Aber nach dem eher schlimmen Opener „Candy May“ wird es wirklich besser. Versprochen! Es wird lebendiger, erinnert hier und da an Meat Loaf und andere grölend-flüstersingende Kehlen von „Früher“. Am liebsten möchte man den gerne mit Saxophon unterstrichenen Sound bei der offenen Fahrt mit dem Cabrio an der amerikanischen Westküste hören. Oder in „Grand Theft Auto: Vice City“. „Forced Witness“ ist auf jeden Fall ein „interessantes“ bis „anderes“ Werk geworden, das in dieser Kurzreview-Ausgabe seinesgleichen sucht. Das zeigen auch die Videos, die vor Alexander Marcus-haftigkeit nur so strotzen!
Review: Lovers (Anna Of The North)
Release: 08.09.2017 | Genre: Singer-Songwriter | Spotify
Deutlich ruhiger, schöner (nicht nur optisch, aber auch das!) und angenehmer wird es mit der Nord-Anna. Stimmlich klingt es da manchmal ein bisschen nach den Yeah Yeah Yeahs, musikalisch bleibt es aber fern jeglicher Gitarren. Dafür gibt es hier und da elektronische Einschübe des ansonsten sehr poppig klingendem Werk. Das schafft es aber, trotz Langsamkeit eher loungig-sonntagig als einlullend daher zu kommen. Perfekt für verregnete Herbstsonntage.
Review: Fantasma Goria (Fantasma Goria)
Release: 29.09.2017 | Genre: Hip Hop | Spotify
Die fantastische Göre liefert tatsächlich deutlich fresheren Hip Hop als CRO diesen Monat. Der Opener „Boof Päng Pow“ hat mich durchaus weggebombt, die Direktheit im Flow gefällt. Langsamere und sich etwas viel wiederholende Songs wie „Bart ab“ sind zwar nicht meins, aber ich bin immer wieder begeistert von den teils ungemein schnellen Silbenfolgen, wie in „Klartext“ zu hören. Nein, „Normal“ ist hier nichts, da ist eher zu viel „Freshness“ geboten. Denn ein bisschen verliert sich das Album in Spielereien, die in alle Richtungen gehen.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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