Schon wieder ein Achterpack! Und das an einem Freitag, den 13. – was soll das nur geben? Kann ich euch sagen: Drei Release Day-Platten, vier, die noch gar nicht erschienen sind und das Album von Alex Lahey. Und dazu auch noch erfreulich viel deutschsprachige Musik, die unterschiedlicher kaum sein könnte. Gute Runde! Nur in Sachen Albumcover… naja… ich weiß nicht recht.
Review: Ich vs. Wir (Kettcar)
Release: 13.10.2017 | Genre: Melancholie-Rock | Spotify
„Wenn du das Radio ausmachst, wird die Scheiß-Musik auch nicht besser“ heißt es im neuen Song „Trostbrücke Süd“. Nein, keine Bange, ich finde die Musik von Kettcar jetzt nicht scheiße, aber irgendwie bin ich – bis auf vereinzelte Ausnahmen – nie so recht warm geworden mit ihr. Ja, auch auf „Ich vs. Wir“ sind textlich schöne Werke zu vernehmen, aber es handelt sich nun mal nicht um einen Poetry Slam, sondern um Musik. Und genau die ist, gerade im Zusammenhang mit der eben sehr markanten wie wenig-tönigen Stimme Marcus Wiebuschs, dann eben doch recht eintönig und „wie früher“. Was für Fans super sein mag, ist für mich eben nur aufgewärmt und so politisch Stellung-beziehend ein Song wie „Sommer ’89“ auch sein mag – für mich ist das keine Musik, sondern ein Prosa-Text.
Review: Alle Liebe nachträglich (Mine & Fatoni)
Release: 13.10.2017 | Genre: Hip Hop | Spotify
Mitten im „Alte Hamburg-Mucke“-Sandwich befindet sich das neu-gefundene Musikpaar namens Mine & Fatoni. Erste habe ich schon immer gemocht, Fatoni bislang größtenteils in Featureform bei anderen Artists wahrgenommen. Mit dem Einsteiger „RomCom“ haben die beiden mich direkt auf ihre neue A-Seite gezogen, die sich größtenteils in smart-ironischen Texten mit Alltagsbeobachtungen und musikalische sehr angenehmen Klängen auslebt. Songs wie „Tattoo“ hätten jetzt nicht für mich sein müssen und es hätte gerne öfter Uptempo geben dürfen, aber die Mixtur aus klarem Rap Fatonis und schönem Sprechgesang Mines funktioniert erfreulich gut! Mein textlicher Favorit: „Erdbeeren ohne Grenzen“.
Review: Kashmir Karma (Selig)
Release: 03.11.2017 | Genre: Rock | Spotify
Schon wieder Hamburg, schon wieder „alte“ Musik, schon wieder Voreingenommenheit meinerseits. Die Stimme von Sänger Jan Plewka mochte ich schon immer gerne hören, die begleitende Musik sowie die oftmals esoterisch angehauchten Texte dagegen nicht immer. Und so sind die Karma-Punkte dieser Platte bei mir auch begrenzt (2,5 halt…), zu oft mutiertes Geschrammel. Dabei zeigen Songs wie „Nimm mich so wie du bist“, dass es auch anders geht. Lockererer Sound, Pop mit eingeworfenen E-Gitarren-Zerrungen, der deutlich offener und positiver klingt. „Alles ist nichts“ schafft das auch noch, ansonsten will die Platte bei mir nicht die Gefühle entfachen, die ich mag. Sorry.
Review: DA (Gloria)
Release: 13.10.2017 | Genre: Singer Songwriter-Pop | Spotify
„Wie, aber Komik-Kasper Klaas berührt dich, oder was?!“ mögt ihr jetzt denken. Überraschenderweise ja. Also, beim „damaligen“ selbstbetitelten Debüt, beim darauf folgenden „Geister“ schon weniger. Das neue Album „DA“ ist meiner Meinung schon wieder besser gelungen. Musikalisch etwas verspielter (z.B. „Erste Wahl“) und Songs wie „Immer noch da“ dürften bei zukünftigen Konzerten zu den „Hits“ zählen. Insgesamt einfach eine angenehme Atmosphäre, auch wenn die großen Würfe ausbleiben.
Review: Hus (Kakkmaddafakka)
Release: 27.10.2017 | Genre: Indie Pop-Rock | Spotify
Kommen wir zum englischsprachigen Einschub diese Woche. Das Schöne bei Kakkmaddafakka ist ja, dass man stets das Gleiche erhält, nämlich das, was man erwartet. Grob zumindest. Jedes Mal aufs Neue höre ich ein Album und denke mir zunächst „meh“. Doch mit der Zeit wachsen die wohlig arrangierten Melodien ins Ohr und man weiß gar nicht, was man nun genau mag, aber es ist schön. Gerne könnte es mehr zackige Gitarren-Riffs, wie bei „AAA“ angedeutet, geben, denn so bleibt es dann leider doch recht verträumt. Aber das ist gar nicht schlimm, solange es Songs wie „Hill Side“ gibt.
Review: Fear Is A Demon (Jonas Alaska)
Release: 27.10.2017 | Genre: Singer Songwriter | Spotify
Noch so ein „angenehmer Sound“. Leider konnte Jonas Alaska meine übergroßen Erwartungen nicht erfüllen. War Younger vergangenes Jahr erst auf Rang 1(!) meiner Jahresliste gelandet, hätte vielleicht etwas mehr Ruhezeit bis zur nächsten Platte gut getan. Okay, eigentlich war der Vorgänger aus 2015, aber irgendwie wirkt es dieses Mal etwas b-seitig, insgesamt einfach zu zaghaft. „Back To School“ hat noch Anflüge von belebenderen Elementen, insgesamt bleibt es aber stets eine ähnliche Klangfarbe. Die ist nicht schlecht, aber dürfte eben auch nicht weit vorne in meiner Jahresliste landen. Aber wer weiß – kalte Wintertage kommen ja noch, an denen man sich nach diesem Sound sehnt.
Review: I Love You Like A Brother (Alex Lahey)
Release: 06.10.2017 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Deutlich lebendiger und vor allem rockiger geht es bei Alex Lahey zu. Auch wenn ihre Liebe zu mir nur rein platonisch ist, finde ich das total okay, denn das Debüt der australischen Singer Songwriterin macht schlichtweg Spaß. Selbst bei „fiesen“ Themen bleibt es gutgelaunt, gerne mal rotzig und mit Ausflügen in die Punk-Attitüde, ohne dabei an Zugänglichkeit zu verlieren. Und dann gibt es beinahe 50er-mäßige Melodein wie in „I Want U“. Insgesamt sehr wandelbar und mit jeder Menge Potenzial!
Review: Das große Kotzen (Kaffkönig)
Release: 20.10.2017 | Genre: Rock | Spotify
Mein Album des Monats stammt aus dem Kaff. Texte, die weder einen Poesiepreis gewinnen dürften, noch ultimative Anti-Haltung demonstrieren, aber eben eine gesunde Rotzigkeit und klare Worte. Dazu ebenso klar nach Vorne gehende Musik, die trotz der Tatsache, dass die beiden zu zweit spielen, gehaltvoll und abwechslungsreich wirkt. Ein bisschen könnte man Kaffkönig wie die erste, poppigere Phase von Heisskalt beschreiben. Vermutlich gefallen sie mir deshalb so gut. Jedenfalls freue ich mich schon sehr darauf, die Jungs mal live erleben zu können.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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