Auch wenn es dieses Mal keine zehn Alben sind, empfinde ich die besprochene Anzahl von acht Neuerscheinungen noch immer als stattlich – ich hoffe, ihr auch? Weitere wären mit z.B. „Stephen Malkmus & The Jicks“ oder „Middle Kids“ noch drin gewesen, aber dazu fehlte mir schlicht die Zeit, um genug reinzuhören, geschweige denn, was dazu zu schreiben. Ausreden, ich weiß, daher beende ich den Einleitungs-Irrsinn an dieser Stelle lieber mal… Nur so viel: Leider war kein richtiger Kracher dabei und alles bewegt sich irgendwie um „solides Mittelmaß“.
Review: Tranquility Base Hotel & Casino (Arctic Monkeys )
Release: 11.05.2018 | Genre: Alternative Pop | Spotify
Wie bei meinem Beitrag zur ersten Single „Four Out Of Five“ bereits angedeutet, kann ich mich eigentlich (nicht nur bezogen auf die weniger als vier von fünf Sterne…) da direkt selbst zitieren:
„Neben dem seit einigen Jahren bereits unterforderten Schlagzeuger ist mittlerweile auch der Gitarrist so gut wie arbeitslos. Ja, das ist atmosphärisch, ja das geht irgendwie ins Ohr, aber mit Tanzflächen-zerstörendem Indie Rock hat das nicht mehr allzu viel gemein.“
Alex Turner würde seine Vision weiter vorantreiben und sie mehr denn je ausformulieren, hieß es im Vorfeld zur Platte, die mehr und mehr wie seinem eigentlichen Zweitprojekt „The Last Shadow Puppets“ klingt. Atmosphärischer Indie-Lounge-„Rock“ mit 60er Jahre-Flaire, der durch Turners Stimme getragen und durchaus komplexer arrangierte Klangstrukturen, ansonsten aber wenig zu bieten hat (Okay, der Songtitel „Ultracheese“ hat noch was, also, rein namentlich, musikalisch ist das auch wenig bis nichts). Nächste Woche bin ich beim Konzert der Jungs und freue mich sehr, „When The Sung Goes Down“, „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ oder vor allem „The View From The Afternoon“ zu hören zu bekommen – halt die guten alten Songs mit Gitarrist und vor allem Schlagzeuger…
Review: Megaplex (We Are Scientists )
Release: 27.04.2018 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Springen wir von „A“ zu „W“ ans andere Ende des Musikantenalphabets und zu einer weiteren Band, die ich bald live sehe – nämlich morgen bereits. Entgegen der Monkeys habe ich die Scientists bereits einige Male sehen können und eigentlich bilden sie ein ganz gutes Gegenstück. Haben sich Erstere stets entwickelt und Erwartungshaltungen zu brechen gewusst, liefern Letztere auch mit „Megaplex“ mal wieder das ab, was man kennt und mag. Melodischer Indie-Rock mit Pop-Einlagen, der dann doch länger im Kopf und in den Beinen bleibt, als man zunächst anzunehmen vermag. Mit Songs wie „Your Light Has Chance“ sind sogar mal wieder erfreulich brecherische Riffs zu hören.
Review: Be More Kind (Frank Turner)
Release: 04.05.2018 | Genre: Singer-Songwriter | Spotify
Man könnte meinen, Frank Turner hätte sich auferlegen lassen, doch mal weniger kratzbürstig daher zu kommen. Dabei ist sein Appell „Be More Kind“ eigentlich an alle gerichtet – die Welt, die Gesellschaft, die Menschen, die Mächtigen, die Präsidenten, die Trumps. Aber auch musikalisch geht er (leider) doch größtenteils weniger reibeisern-stimmige Wege. „1933“ hat noch erfreulich aufgeregten Kraftgesang zu bieten, bei Songs wie „Little Changes“ oder „Make America Great Again“ wirkt der Sound beinahe ironisch-verspielt, aber nicht weniger charmant und einnehmend. Insgesamt ist es eigentlich eine sehr schöne Mischung, mir hinten raus aber dann doch etwas zu farblos und zwischendrin zu Country-mäßig im Abgang.
Review: Islands (Ash)
Release: 18.05.2018 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Ach, schau an, „Ash“ gibt es noch bzw. wieder! Nach acht Jahren bringen die Briten mal wieder ein Album raus (was habe ich „Burn Baby Burn“ damals gefeiert!). Dabei wissen einige Songs mit erfreulicher Energie und Wucht zu überraschen. „Buzzkill“ oder „Confessions In The Pool“ zum Beispiel wissen mit guten Strukturen und gekonntem Einsatz des typisch dunklen Riff-Sounds zu arbeiten. Allgemein gibt es immer wieder interessante Sound-Parallelen zu Artists wie Weezer, Feeder oder gar ein bisschen Britpop á la Strokes zu hören. Am Ende ist mir vieles aber dann doch zu ähnlich und es fehlt an Leichtigkeit und dem Gefühl für feinere Melodien. Solide Comeback-Nummer.
Review: The Horizon Just Laughed (Damien Jurado)
Release: 04.05.2018 | Genre: Singer-Songwriter | Spotify
Kommen wir mal etwas runter, zu ganz besinnlich ruhigen Tönen. Ein Album, wie der Soundtrack eines Zach Braff-Filmes. Jurados butter-karamelisierte Stimme legt sich samthaltig über sanfte Ton-Teppiche, die einen so gleich doppelt muggelig einfangen und umarmen. Das ist mitnichten ein Album zum Abzappeln, aber zum genüsslich Dahin-schwelgen, sich gedanklich Fallen-lassen und einfach wohl fühlen. Hach!
Review: For Now (DMA’s)
Release: 26.04.2018 | Genre: Pop-Rock | Spotify
Potenzial. So viel Potenzial. Songs wie „Tape Deck“, „Break Me“ oder auch „For Now“ wissen einen sofort zu packen, doch leider können nicht alle Songs des Album derart Punkten. Oft wirkt es etwas belanglos, dahinplätschernd, nicht ganz ausgereift. Schade, da wäre deutlich mehr drin gewesen.
Review: On the Run (Pressyes)
Release: 11.05.2018 | Genre: Funk-Pop | Spotify
Ein bisschen Broken Bells, etwas Lumineers oder MGMT – die musikalischen Assoziationen spielen beim Anhören dieses Albums schnell verrückt, so sehr vermengt Pressyes die Genres und Soundstile miteinander. Leider wirkt es so auch vor allem auf den ersten Hör sehr durcheinander und wenig eingängig. Das gibt sich zwar mit der Zeit, etwas mehr Struktur und Ordnung täte dem Werk dennoch gut.
Review: Irgendwas mit Liebe (SIND)
Release: 19.04.2018 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Eigentlich hätte ich das Album bereits in der April-Ausgabe aufnehmen können, aber irgendwie hatte ich da schon so viele. So konnte ich mir wenigstens ein genaueres Bild dieses vermeintlichen Kraftklub-Klons machen. Ich muss zugeben, zunächst so einige Probleme mit dem Sound gehabt zu haben. Die Stimmlage einen Tacken zu tief und „halbstarkenhaft“, die Lyrics nicht immer auf hohem Niveau und allgemein etwas zu viel moderne Hip Hop-Attitüde, die nicht ganz zur Musik passt. Doch dann hat sich der Charakter der Band doch irgendwie für mich entfalten können. Das ist Musik mit Herz und irgendwas mit Liebe. Ehrlicher, authentischer Pop-Rock. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
Habe „Buzzkill“ öfter im Radio gehört und mich gewundert warum ein alter Ash-Song in der Rotation ist. Der klingt wie früher, aber ich entnehme Deiner Rezi, dass der Rest nicht so gut ist?!
Übrigens Steile These die Strokes als Britpop zu bezeichnen :-P
Wie früher klingt der Sound schon größtenteils, aber ja, für mich fallen da einige Tracks doch recht deutlich ab, bzw. die Rezeptur wiederholt sich mir zu oft.
Und ja, du als Musik-Semantiker – dann halt „Post-Britpop-Alternative“? ;)
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