Wie bereits im April gibt es erneut ein musikalisches Achterpack für euch – und vermutlich war die Dachzeile noch nie so lang wie dieses Mal! Das liegt vornehmlich an Tentakeln, aber eben auch daran, dass so viele namhafte Platten erschienen sind. Leider hält der Name aber nicht immer, was er verspricht. So gibt es aber wenigstens die vielleicht größte Bewertungsbilanz dieser Rubrik und drei Platten kommen tatsächlich genau heute auf den Markt. Ti-ming, biatch!
Review: 8 (Incubus)
Release: 21.04.2017 | Genre: Alternative Rock | Spotify
„No Fun“ gibt es auf diese Platte keineswegs. Aber wie es so oft ist, war die Emotion bei der Bekanntmachung eines Incubus-Comebacks bei mir größer, als beim letztlichen Hören der Platte. Den Opener finde ich tatsächlich noch gelungen. Keine Neuerfindung, aber mit energiegeladenen Gitarrensounds, atmosphärischem Break – halt irgendwie „wie früher“, passt. Ebenso können „Nimble Bastard“, „Undefeated“ und die allgemeine Verspieltheit am Ende der Platte durchaus überzeugen. Der ganz große Wurf ist es nicht, aber so eine weitere Incubus-Scheibe schadet nun auch nicht. Daher gerne wieder regelmäßig „Fun“!
Review: One More Light (Linkin Park)
Release: 19.05.2017 | Genre: Club-Pop | Spotify
Farewell, meine Lieblingsband der ersten Jahre dieses Jahrtausends. Hast du dich zwar ab „Minutes to Midnight“ merklich nach und nach zum Mainstream-Pop-Dings verändert, gab es doch immer wieder einzelne Tracks, die zeigten, dass es noch geht. Und das sogar erfreulich brachial daher kommende „The Hunting Party“ vor drei Jahren. Und jetzt? Habt ihr eure Gitarren daheim vergessen, als es in den Proberaum ging? Zu viel Fanta statt Schnaps getrunken und werdet ihr schlichtweg alt nach rund 20 Jahren Bandbestehen? Dieses Album ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden LP-Fans, der von Beginn an dabei ist. Ein Album, das wie ein 35-minütiges Interlude oder eine „nette“ Einleitung ist. Nie geht es wirklich los, stets bleibt man im austauschbaren Pop-Club-Sound der US-Charts kleben. Wäre der Stilwechsel doch wenigstens gut gemacht – aber nein. Langeweile, wo man hinhört. Im Song „Halfway Right“ gibt es sogar erste „Nanana-nana-nana!“-Rufe im Refrain zu hören. Fehlen nur noch das Miley Cyrus-Feature und ein paar Beats von Dr. Dre. Menno…
Review: Das Nullte Kapitel (Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi)
Release: 19.05.2017 | Genre: Hip Hop | Spotify
Gewinner diesen Monats: Lyrik-Lyrics. Der längste und bekloppteste Bandname dieser Runde liefert nach dem tollen „Expedition ins O“ einen würdigen Nachfolger. „Das Nullte Kapitel“ weiß erneut vor allem textlich zu überzeugen. Jedes Lied ein Poetry Slam-Beitrag. Ausgefeilt, originell, verspielt und vor allem demonstrierend, dass die deutsche Sprache doch deutlich mehr Spielraum bietet, als es der meiste Hip Hop glauben lässt. Zur Perfektheit fehlen dann doch musikalisch die ein oder andere Ecke und vor allem Abwechslung. Vieles klingt dann doch recht ähnlich, aber noch bin ich den Sound nicht über. Anspieltipps: „Meister und Idiot“ und „Pi“ – yep, da lernt man im Refrain noch richtig was (auswendig)!
Review: Good Times (Mando Diao)
Release: 12.05.2017 | Genre: Pop-Rock | Spotify
„Back to the roots“, „wieder rockig und energiegeladen“, „Für Fans der ersten Stunde“ – hach, was könnte nicht alles in PR-Texten zu diesem Album stehen. Und alles falsch sein. Nach dem desaströsen „Aelita“ und der ein oder anderen Veränderung in der Band (s. Interview) sollte alles wieder gut werden, leider ist aber alles nur „ganz okay“ geworden. Ja, es geht wieder „normaler“ zu und hier und da ist eine Gitarre zu hören und es wird etwas schneller, stets bleibt es aber poppig. Und wenn Tracks, die „Break Us“ und „Hit Me With A Bottle“ zwei der eine Hand voll(!) Balladen sind, ist Enttäuschung vorprogrammiert. Ja, Björns Stimme ist toll und Songs wie „All The Things“ oder der Drive in „Good Times“ machen durchaus Laune, am Ende wird es aber schnell langweilig und lame. „Okay Times“ halt.
Review: After Laughter (Paramore)
Release: 12.05.2017 | Genre: Pop | Spotify
Statt „After Laughter“ könnte man auch „Schluss mit Lustig“ sagen. Paramore vereint Besetzungs- und Stilwechsel in einem und bietet wie die großen Rockbrüder ein sonderliches neues Werk, das nicht nur in die Synthie-Pop-Richtung geht, sondern Neuankömmlingen Flyer austeilt und bei der Suche nach dem Weg hilft. Hier gelingt es aber musikalisch wenigstens etwas besser, so dass der ein oder Song doch (ungewollt) im Kopf hängen bleibt. Mit „Misery Business“ und Co. hat das aber so ziemlich nichts mehr zu tun. Außer natürlich die zuckersüße Hailey Williams, die jedoch jetzt blond ist, was irgendwie auch reizlos ist. Und nein, auch hier gibt es bewusst keine Anspieltipps. Da passt der Tracktitel mal ausnahmsweise: „Hard Times“.
Review: The Amazons (The Amazons)
Release: 26.05.2017 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Ehrlicher Rock. Ohne Pop-Einflüsse, Mainstream-Kommerz-Gedanken und Verbiegung. Das ist bei Debütalben natürlich immer recht einfach, aktuell wirkt der beinahe konventionelle Sound der Amazons aber wie Balsam auf die geschändete Rockfanseele. Ein Gespür für Melodien, das ein oder andere brachial rein grätschende Riff und allgemein eine positive Grundenergie wissen zu überzeugen. Vor allem Songs wie „Black Magic“, „Stay With Me“ oder der enorm herunter gefahrene Abschlusssong „Palace“.
Review: The Water (San Cisco)
Release: 05.05.2017 | Genre: Indie Pop | Spotify
Das vielleicht tanzbarste Album des Monats liefert die US-Stadt mit fehlendem „Fran“. Funkiger Indie-Pop mit Gitarre, wenn man so will. Das ist dann sogar so abwechslungsreich, dass es zwischen langweilig und experimentell-verstörend schwankt. Das ist zwar Musik, die ich in vielen Situation so gar nicht hören kann und möchte, aber beim aufkommenden Sommerwetter sind einige Tracks genau passend. Etwas mehr Schmiss hier und da (elektronisch wie rockig) würde noch helfen.
Review: The Wholls (The Wholls)
Release: 19.05.2017 | Genre: Rock | Spotify
„You are my perfect waste of time“ heißen die ersten Worte der Platte – und wer wenig Zeit zum Musikhören hat, sollte sie hier definitiv investieren. Die britische Band um den charismatischen Frontmann Tordy Cocchiarella liefert ein absolut gelungenes Debüt ab, das mit gewichtigen Riffs, düsterer aber nicht erdrückender Atmosphäre und jeder Menge Abwechslung und Energie daher kommt. Geht ins Ohr und in die Beine. Ich konnte mich auch schon von ihren Live-Fähigkeiten überzeugen – nächsten Donnerstag könnt ihr sie quasi für lau im „Sage Club“ in Berlin sehen (wenn ihr vor 22 Uhr dort seid). Neben der Single „X21“ ist „I Beg You“ einer meiner Favoriten. Allgemein gibt es quasi keine Ausfälle in der Tracklist, was man nicht oft genug betonen kann.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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