Hatte ich Anfang des Monats noch Angst, nicht einmal vier Alben für meine Kurzreviews zu erhalten, ist es dann doch ein feudales Überangebot an neuen Platten geworden. Aber irgendwie scheine ich den Durchschnittsmonat erwischt zu haben, denn statt der rekordverdächtigen Bandbreite letzten Monats befinden wir uns dieses Mal trotz Achterpack lediglich zwischen 2,5 und 3,5 Sternen. Meh.
Review: Keine Nacht für Niemand (Kraftklub)
Release: 02.06.2017 | Genre: Hip Pop-Rock | Spotify
Die „Band mit dem K“ hat ihren Biss verloren. Die bei „In Schwarz“ bereits eingeleitete Entwicklung führt sich fohrt und Highlights (Songs wie Passagen) werden rarer. Am Ende von „Am Ende“ geht es mal zur Sache, bei „Venus“ ist das Gitarrenspiel samt (etwas zu verhaltenem) K.I.Z.-Feature zumindest interessant und „Hausverbot“ ist noch energetisch geraten. Ansonsten zeigt sich albumweit ein Bild, wie es über die etwas enttäuschenden Singles bereits wahrgenommen wurde. Mal textlich gut und musikalisch schwach, mal umgekehrt. Nein, das war nichts.
Review: The Return Of Stravinsky Wellington (Bonaparte)
Release: 02.06.2017 | Genre: Alternative Pop | Spotify
Nein, Bonaparte ist schon seit einer Weile nicht mehr Bonaparte. Die Reduktion des „Kaisers“ Tobias Jundt ist natürlich okay, aber auch schade. Auch das neueste Wort zeigt sich wieder leiser. Wenn das punkigste Stück von der vierjährigen Tochter stammt, dürfte man wissen, dass die Zeiten des Herumpogens in fantasievoller Verkleidung vorbei sind. „Hey (Is For Horses)“ weckt zumindest titelseitig Erinnerungen an „damals“ und Songs wie „Let It Ring“ besitzen zumindest etwas Energie. Ansonsten sehr melodiös ausgearbeitet, mehr Ernsthaftigkeit statt Nonsense in den Texten und rundum eine durchaus okay Singer Songwriter-Platte. Aber Party ist nicht mehr.
Review: Truth Is A Beautiful Thing (London Grammar)
Release: 09.06.2017 | Genre: Pop | Spotify
Oh, was hatte ich mich in die Stimme von Hannah Reid auf der letzten London Grammar-Platte verliebt. Diese dunkle, dahin-gehauchte Note. Als dann auch noch das wunderschöne Cover von „Nightcall“ ertönte, war es um mich geschehen. Toll! Beim neuen Album wird sich vielleicht etwas zu viel auf ihre Stimme verlassen. Das ist natürlich noch schön, wirkt aber hier und da wiederholend und… „einschläfert“ wäre wohl zu drastisch ausgedrückt. Wirklich begeistert bin ich jedenfalls von wenigen Songs. Das Ende von „Wild Eyed“ ist so ein Moment. Wenn man beim Anklingen von „Non Believer“ aber merkt, wie froh man plötzlich über die durch ein durchgehendes Schlagzeug gegebene Struktur ist, sollte es einem zu denken geben.
Interessant: Für „Oh Woman Oh Man“ haben sie zwei Musikvideos gemacht – eines pro Geschlecht.
Review: Capacity (Big Thief)
Release: 16.06.2017 | Genre: Indie Pop-Rock | Spotify
Nein, „Capacity“ kann und sollte man sich nicht in jeder Lebenslage anschauen. Hinterher fängt man im Büro an zu weinen oder sackt im Supermarkt zusammen. Die vor Melancholie und einer gewissen Lethargie in der Stimme nur so strotzende Platte ist sicherlich keine leichte Kost. Aber immer wieder durchdringen einen die dahin-plätschernden Melodien und wenn Sängerin Adrianne Lenker dann doch mal ihre Stimme erhebt, hört man auch konzentriert zu. Eine schöne Platte, die mir in einigen Bereichen etwas zu sehr abdriftet und anstrengt, aber sollte Zach Braff mal wieder einen Film mache, dürfte er hier für seinen Soundtrack fündig werden.
Review: We Used To Bloom (Denai Moore)
Release: 16.06.2017 | Genre: Pop | Spotify
Soul in der Stimme, eine Prise Hip Hop in den Beats und eine gelungene Mischung aus langsameren und Midtempo-Parts. Leider werden das hinten raus dann doch immer weniger und wirkliches Uptempo fehlt nahezu komplett, so dass sich die Platte in der zweiten Hälfte etwas un Redundanz verliert, was eine bessere Bewertung schwer macht. Erinnert aber ein bisschen an Izzy Bizus Platte aus dem letzten Jahr. Das emotionale „Twilight“ und das etwas flottere „Does It Get Easier?“ sind meine Highlights.
Review: Two Hearts And No Brain (Kane Strang)
Release: 30.06.2017 | Genre: Singer Songwriter | Spotify
Was anfällig sehr gefällig wirkt, wird auf Dauer leider doch etwas eintönig und lässt den letzten Mut zum Risiko vermissen. Songs wie „Not Quite“ zeugen von hohem Potenzial, das leider nur selten ausgespielt wird. Zu unsortiert, zu lethargisch und am Ende nicht zwingend genug.
Review: Remember Roses (Lola Marsh)
Release: 09.06.2017 | Genre: Indie Pop | Spotify
Aussehen wie Penelope Cruz und eine Stimme wie Lana Del Rey. Assoziationen gibt es genug, sobald man Yael Shoshana Cohen sieht und Lola Marsh hört. Zum Glück geht es dann aber doch des Öfteren etwas lebendiger in Sachen Musik zu als bei der Video Games-Ikone. Denn gerade da hat das israelische Duo seine Stärken. Songs wie „Wishing Girl“, der Opener „You’re Mine“ oder das elektronisch angehauchte „Morning Bells“ wissen zu überzeugen. Allerdings war es das dann auch mit den herausstechenden Highlights. Der Rest tritt dann doch lieber auf die Bremse und lässt den Del Rey-Vibe mitschwingen. Schade.
Review: In A Mood (Slow Dancer)
Release: 09.06.2017 | Genre: Singer Songwriter | Spotify
Noch so ein Zach Braff-Soundtrack-Kandidat. Und auch wenn mich der Name „Slow Dancer“ bereits abschreckt und der Opener „In The Water“ jetzt kein Rock-Feuerwerk verspricht, hat mich das Album doch irgendwie überzeugt. Leider stellt auch hier „Bitter“ eine einsame Exklave der Nicht-Langsamkeit dar, aber wozu auch Songs, zu denen man schnell tanzen könnte? Jetzt ist zwar leider nicht unbedingt die Zeit der verregneten Herbstsonntagnachmittag, aber kramt die Platte dann doch einfach noch einmal raus.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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