Das war irgendwie ein komischer musikalischer Monat. Zunächst dachte ich, ich bekäme nicht einmal vier Alben zusammen, jetzt sind es derer acht – auch nur, weil ich zwei 8.-Septembler auf den nächsten Monat geschoben habe. Und trotz der Vielzahl an irgendwie gefälligen Platten, fehlen die großen Namen und vor allem die großen Würfe. Das ist dann doch erschreckend viel zwischen Mittelmaß und solider Kost für die Ohren. Nicht schlecht, aber auch nicht viel, das in den Jahrescharts ganz Oben wiederzufinden sein dürfte. Oder etwa doch?
Review: Catastrophe (We Invented Paris)
Release: 25.08.2017 | Genre: Indie Dance Pop | Spotify
Eine Prise 80er Synthie, 90er Bass und 2010er Dance – „Catastrophe“ ist eine abwechslungsreiche Platte, die es aber doch schafft, einen homogenen Sound zu schaffen, der den Spätsommer abfeiert. Packende Hooks wie bei „Spiderman“ (falsch geschrieben!) oder dann doch mal ausbrechende und verzerrte Gitarrensounds wie beim Titeltrack lassen kein Tanzbein ruhig. Und an einsam-verregneten Sonntagen träumt man sich in „A Lake In The Morning“ in eine bessere Welt. Die ganz großen Uptempo-Hits fehlen, aber insgesamt eine sehr schöne Platte.
Review: Aerial Perspective (Lilly Among Clouds)
Release: 25.08.2017 | Genre: Singer-Songwriter | Spotify
Das geruhsamste Album des Monats kommt aus Würzburg. Elisabeth „Lilly“ Brüchner erinnert stimmlich enorm an Lana Del Rey, schafft es aber, deutlich weniger schnarchnasige Musik zu machen. Leider sind aber auch hier Songs mit etwas mehr Beat und Tempo, wie z.B. das tolle „Keep“ Mangelware. Songs wie „Mother Mother“ können aber mit ihrer unheimlich intensiven Atmosphäre überzeugen. Nicht für jede Stimmung etwas, für manche aber genau das Richtige!
Review: Live For The Moment (The Sherlocks)
Release: 18.08.2017 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Die Band hatte mich natürlich bereits mit ihrem Bandnamen. Als ich dann auch noch die ersten rockigen Takte hörte, war ich überzeugt, dass die Platte in die Kurzreviews muss. Und dann klingt das auch noch größtenteils nach den guten alten Indie-Zeiten! Stimmlich könnte es ruhig noch etwas mehr in die Extreme gehen, aber Songs wie „Escapade“ oder „Chasing Shadows“ machen Spaß. Am Ende klingt vieles aber dann doch noch zu ähnlich und die klaren Alleinstellungssongs fehlen.
Review: Scum (Rat Boy)
Release: 18.08.2017 | Genre: Hip Pop Punk | Spotify
Einfach mal 25 Tracks inklusive etlicher Skits und Interludes zu veröffentlichen, ist schon was. Aber so geschichtenerzählerisch, wie „Scum“ auch ist, stört mich das nach einigen Durchläufen dann doch und ich bastel mir meine eigene „Songs only“-Playlist. Die sind nämlich schon abwechslungsreich genug. Hip Hop, Pop, Rock, Elektro – hier gibt es für alle etwas. Aber genau das ist auch das Problem des Albums. Wenn der rote Faden aus „Chaos“ besteht, findet man sich schlecht wieder. Hier und da erfreut man sich an Sounds, die wie die Beastie Boys oder Beck klingen, dann wieder klangliche Totalausfälle. Dennoch gibt es mit „Laidback“ oder „Knock Knock Knock“ einige richtig coole Tracks zu hören. Insgesamt kann die lässig-coole Punk-Attitüde das Album nicht gänzlich retten.
Review: A Fever Dream (Everything Everything)
Release: 18.08.2017 | Genre: Elektro-Pop-Rock | Spotify
Schrillende Kopfstimmen im Wechsel mit ruhig-brummendem Strophensprechgesang, dazu ein paar sitzende Beats und Breaks – gefällt! Da bricht es wie beim Refrain von „Desire“ schon einmal Mute-mäßig heraus. Zwischendrin verschwimmt es leider etwas ins Dahinsichende, was an langsame Radiohead-Songs erinnert, wird dann aber schnell wieder aufgebrochen. Definitiv keine Platte zum geruhsamen Nebenbeihören, da muss man sich zumindest die ersten Male drauf einlassen. Meine Lieblingssongs: „Can’t Do“ und „Ivory Tower“
Review: Reservoir (Gordi)
Release: 25.08.2017 | Genre: Pop | Spotify
Gordi liefert auf jeden Fall das schönste Albumcover des Monats. Ansonsten braucht es klanglich ein bisschen Aufwärmzeit. Erst ab „On My Side“, dem dritten Track, wird es etwas lebendiger. Ein bisschen erinnert ihre Stimme mich an London Grammar oder Marina and the Diamonds. Insgesamt ist es mir aber zu eintönig und ruhig geraten.
Review: Inheaven (Inheaven)
Release: 01.09.2017 | Genre: Punk-Rock | Spotify
Kommen wir zu den Platten, die noch gar nicht draußen sind. Inheaven liefern mit ihrem selbstbetitelten Debüt eine solide Rockplatte mit Punkelementen ab, die ein bisschen an Blood Red Shoes erinnert, aber schlicht zu häufig in einseitigem Tempo verweilt. Songs wie „Treats“ gibt es leider viel zu selten, so wirkt die Platte unnötig schwammig, als wolle man sich nicht ganz trauen, aufs Gas zu steigen. Schade, da ist deutlich mehr drin!
Review: Because (Aivery)
Release: 01.09.2017 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Besser machen das Aivery. Auch wenn Songs wie „Don’t Dare“ die ein oder andere oder weitere Schleife zu viel drehen, gefällt mir allgemein die an Lily Allen erinnernde „Kein Bock“-Stimme in Kombination mit den schweren Gitarrenriffs. Alles nichts noch nie da Gewesenes, aber wer Lust auf 27 Minuten lautstarken Ausdruck der eigenen Punk-Attitüde den Nachbarn gegenüber hat, der ist hier genau richtig. Mein Vater würde sagen „was ist das denn für Hotten-Totten-Musik?“ – ein größeres Kompliment gibt es kaum.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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