Freitag, der 13. und Pech? Nichts da, heute ist euer Glückstag! Ich sag nur „zehn“. So viele Alben gibt es diesen Monat inklusive akustischer Arbeitsproben für euch (man beachte diese Dachzeile, OMG!). Okay, zwei davon sind lediglich EPs… Aber endlich kann ich es mal wieder mit Fug und Recht behaupten: Da ist für Jeden was dabei! Musikgenre-technisch wie in Sachen Bewertungs-Varianz.
Review: America (Thirty Seconds To Mars)
Release: 06.04.2018 | Genre: Hymnischer Pop-Rock | Spotify
Nein, ich schreibe jetzt nicht, dass ich die Band noch zu Emo-Zeiten kennen und mögen gelernt habe, sie sich danach aber – wie so viele – in eine seltsame Richtung transformiert hat, die nun zwar Stadien füllt, mich aber nicht mehr wirklich reizt. Vielmehr möchte ich darauf hinweisen, dass „America“ mit vielen „Ohaaa-Hoooo!“-Momenten, elektronischen Passagen und unrockigen Features aufwarten kann. Dabei kommt zwar wie in Teilen von „Dangerous Night“ oder dem monumentalen „Monolith“ ein bisschen der „A Beautiful Lie“-Zeiten auf, insgesamt ist mir das aber schlicht zu sehr „Club-Chart-Mucke 2018“. Und irgendwie ist es bezeichnend, dass mich stimmlich am meisten der Track zum Aufhorchen bringt, der von Drummer Shannon Leto eingesungen wurde: „Remedy“.
Review: Staying at Tamara’s (George Ezra)
Release: 23.03.2018 | Genre: Singer Songwriter-Pop | Spotify
Er hat es geschafft: Ein Album ohne Stadtnamen in der Trackliste! Okay, „Paradise“ könnte man noch als Ortsnamen anführen… Ansonsten bleibt die Stimme George Ezras weiterhin zauberhaft tief und die Melodien eingängig. Vielleicht etwas ZU eingängig, ist die Grundstimmung doch deutlich euphorischer als beim Vorgänger ausgefallen. Die etwas zu dick aufgetragene Country-Zuckerwatte weicht am Ende zwar besinnlich-melancholischeren Tönen, so ganz kickt mich das jedoch nicht.
Review: Ferdinand (Left Boy)
Release: 06.04.2018 | Genre: Hip Hop | Spotify
„The kids want hits – I hope I don’t hit’em to hard with this“ – keine Bange, lieber Ferdinand, die Gefahr ist recht gering. Knallerhits wie das von mir abgöttisch verehrte „Get It Right“ vom Debütalbum sucht man auf der endlich erschienenen Platte vergebens. Aber auch wenn viele Songs zunächst etwas ernüchtern und „nur“ durch die stimmlichen Attitüde des österreichischen Charmeurs mit Selbstbewusstsein getragen werden, machen sie spätestens beim dritten Hören ungemein Spaß – das Warten hat sich also gelohnt. Es sind etliche Gitarren-Parts dazu gekommen, was zwar nicht immer passt, aber eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Trend in der Musik-Szene darstellt. Dazu knallen Tracks wie „Sweet Goodbye“ oder „Superstar“ ganz ordentlich. Nur schade, dass der meiner Meinung nach beste Song mit „The Return of… lediglich ein Bonus-Track geworden ist.
Review: Resistance Is Futile (Manic Street Preachers)
Release: 13.04.2018 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Melodischer Rock mit altbewährter Stimme. Bei den „Manic Street Preachers“ erhält man noch immer, was man bestellt hat. Erwartungsgemäß gibt es einige rockiger und ein paar poppigere Stücke, die allesamt ein harmonisches Gesamtbild formen. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist doch auch mal eine willkommene Abwechslung. Und am Ende ist man erstaunt, wie viele der Songs dann doch verdammt lange im Ohr hängen bleiben…
Review: Vessel (Frankie Cosmos)
Release: 30.03.2018 | Genre: Indie-Pop-Rock | Spotify
Von der 18 Songs umfassenden Tracklist sollte man sich nicht blenden lassen, bietet „Vessel“ doch gerademal 33 Minuten Spielzeit. Mit 3:29 Minuten gibt es das längste Stück direkt mal zum Auftakt – und zum Ende. Dazwischen gibt es viele Ein- bis Zweiminüter, was aber gar nicht groß auffällt, da zwar alles schön, aber doch recht ähnlich klingt. Engelsstimmchen auf Schroffel-Gitarre. Mal akustisch zurückgenommen, mal etwas rabiater, aber stets die gleiche Indie-Farbe. Nett, mehr leider nicht.
Review: Her (Her)
Release: 30.03.2018 | Genre: Pop | Spotify
Dass „geruhsam“ nicht gleich „schlecht“ bedeutet, demonstrieren Her recht eindrucksvoll. Das Duo kommt mit einem geruhsamen Sound daher, der immer wieder experimentell aufgebrochen wird. Gerade dieser Kontrast zwischen Ruhe und belebenden Elementen macht das Album zu einem reizvollen Hörerlebnis. Dabei wissen mich vor allem das bereits etwas ältere „Five Minutes“ sowie das discotesque „Swim“ zu überzeugen. Doch wie das bei Experimenten so ist, glücken sie nicht immer. So bleibt eine sehr interessante Platte mit vielen wunderbaren Momenten, es fühlt sich aber streckenweisen eher nach alternativer Klangkunst an, die nicht für jede Stimmungslage zu gebrauchen ist.
Review: Silent Killer (Mustasch)
Release: 06.04.2018 | Genre: Metal-Hard-Rock | Spotify
Zehn Songs, halbe Stunde – ab dafür! Mustasch konzentrieren sich auf das Wesentliche: schrille Schreie, grolliger Grundgesang und vor allem harte Riffs. Die klassische Metal-Rezeptur, die aber immer wieder mit gelungenen Breaks und melodischen Einsätzen aufzubrechen weiß. Wirkliche Absacker nach Unten gibt es keine, das ist durchgängig hochwertige Rockmusik mit richtig viel Energie, die sich ordentlich Luft und mir Spaß macht.
Review: The City Of Bootmakers (L.A. Salami)
Release: 13.04.2018 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Mehr als der skurril gewählte Name irritiert mich bei Lookman Adekunle Salami aka L.A. Salami die Musik- und Stimmfarbe. Ich habe es meinem Lieblingsmädchen vorgespielt und gefragt, wer das ist. „Na, ist doch klar!“ lautete die Antwort. Kommt ihr auch drauf? Hört am besten erstmal in den Song hier rein:
Na, wer ist es? Richtig: Pete Doherty, Sänger von den Libertines, Babyshambles und sich selbst. Es ist erstaunlich, wie nah Salami an ihm dran ist. Entsprechend positiv fällt auch mein Fazit aus, denn im Gegensatz zu vielen zu verträumt gewordenen neueren Songs des Hexhamers weiß der Londoner mit weitaus mehr Energie in den Songs zu punkten. Aber das habt ihr ja bereits mitbekommen.
Review: I’m Not Making Good Decisions (Bakers Eddy) [EP]
Release: 20.04.2018 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Ordentlich auf die Glocke gibt es auch bei Bakers Eddy. Die sechs Tracks umfassende EP bringt allerfeinsten Newcomer-Punkrock, der 17 Minuten Energie auf die Tanzfläche zaubert, denn es bleibt stets melodisch und voller Mitwipp- und -Gröhl-Potenzial. Das erinnert in Momenten an die Anfänge der Wombats oder den Pigeon Detectives. Mein Favorit folgt in Form eines Musikvideos: „Sad & Happy“:
Review: I Liked Them Before Anyone Else (Cereals) [EP]
Release: 06.04.2018 | Genre: Alternative-Rock | Spotify
Wo wir gerade bei britisch klingender Musik mit Assoziationen zur Indie-Szene der goldenen ~2006er Jahre sind: Die EP der Cereals ist auch sehr gut geworden. Hier denkt man aber doch recht schnell an die Strokes oder die Arctic Monkey-Anfänge. Raue Stimme, gekonnt geschmissene Gitarrentöne und diese verruchte musikalische Atmosphäre, die so richtig Spaß ab ein Uhr nachts beim Tanzen macht. Oder danach. Oder davor. Neben dem folgenden „Coolidge Effect“ gefällt mir vor allem der Track „May I Have A Chance“. Noch so ein Album, bei dem man sich auf einen ausgewachsenen Nachfolger freuen darf. Ich meine, der Abschlusstrack heißt „Boreout“ – die passen doch perfekt hierher!
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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