Diese Woche hatte ich eine mir vollkommen neue Situation zu bestehen. Meine Lieblingsband hört auf und ich hatte zum letzten Mal die Gelegenheit, sie live zu sehen. Das habe ich dann direkt zwei Mal gemacht, um den Abschiedsschmerz zu lindern…
Meine letzte Woche
Zunächst bin ich euch noch was vom vorherigen Sonntag schuldig. Da ging es ja für mich zum ersten Mal zu Bodo Wartke. Irgendwie hatte ich gar nicht genau hingeschaut, bzw. vor lauter Vorfreude ganz vergessen, dass er gar nicht alleine auf den Karten stand. Gemeinsam mit Melanie Haupt hat er nämlich „Antigone“ gespielt. Auch wenn ich in den ersten Momenten des Stückes kurz geschockt war, dass es sich ja gar nicht um eine seiner klassischen Klavier-Kabaretts handelt, waren die Zweifel schnell verflogen ob der kurzweiligen Zwei-Personen-Darbietung dieses klassischen Stoffes. Unterhaltsam, witzig und mit dem einen oder anderen gewohnten Ellenbogenschlag gegen gesellschaftliche Aspekte der Moderne. 7 von 10.
Nein, das Foto hier mit eingebautem analogen Unerkennungsfilter stammt nicht aus der Vorführung (dort waren Fotos verboten), sondern stammen von meinem ersten Besuch in einem Jumphouse. Das ist der fancy-fetzige Name für „Trampolinhalle“. Die Stunde war erstaunlich schnell rum und noch erstaunlich anstrengender. Hat Spaß gemacht, dann aber auch gereicht, in die Halle werden wir wohl nicht noch einmal hin in naher Zukunft, aber es gibt noch eine andere in Berlin, die besser sein soll.
Donnerstag war es dann soweit: der Anfang vom Ende. Tatsächlich hat meine absolute Lieblingsband Disco Ensemble ihren Auftakt zur Farewell-Tour in Berlin gehabt.
Zum Tourauftakt (oder einfach nur, weil welche von ihnen in Berlin wohnten?) hatten sich auch einige Finnen zur Veranstaltung begeben – zumindest klangen die Zwischenrufe so. Dadurch war die Stimmung auch super, viele Fans sind gut abgegangen, haben lautstark mitgegesungen, mitgeschrien und mitgegröhlt – ich hatte zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder eine raue Stimme nach einem Konzert. Nur einen Makel hatte ich: Es war zu kurz. Und nein, damit meine ich nicht das „hach, wäre es doch nur endlos gegangen…“-Gefasel – es war schlicht faktisch kurz. Etwa 70 Minuten inklusive Zugabe. So kurz und vor allem knackig hatten sie sonst bei Konzerten auch gespielt, aber zum Abschluss hatte ich mir mehr erwartet. Mehr Songs, mehr Abwechslung, mehr alte und EP-Lieder, die sonst nicht live zu hören sind. Einfach mehr. Ach warte, ein „Mehr“ gab es ja: Die Tickets haben elf Euro mehr als sonst gekostet, was beim Sprung von 16 auf 27 Euro schon was ausmacht, wie ich finde. Schade.
Aber ich hatte ja noch meinen zweiten Abend. Mein Lieblingsmädchen hatte mir zum Geburtstag Tickets für den Folgetage in Hannover geschenkt – plus Bier und Shirt und vor allem der tollen Begleitung meines Mit-Blogbegründers Piotr, der bereits vor zehn Jahren mit mir die Band in einem Festivalzelt gesehen hatte. Das Abschiedstournee-Shirt wurde artig getragen und nochmals intensiv die tollste Musik der Welt bejubelt. Leider waren wir dank Bahn-Verspätung von fast einer Disco Ensemble-Konzertlänge nur gerade so zum Auftakt da, aber ging gerade noch gut. Die Setlist war leider auch exakt die gleiche, aber so wusste ich wenigstens genau, welcher der letzte Song sein wird, den ich noch einmal richtig aufsaugen muss. Und letztlich habe ich als Andenken meines letzten Konzertes dieser großartigen Band noch meine erste Setlist überhaupt ergattern können, die einen Ehrenplatz bei mir erhalten wird.
Aber die Gefühle vor allem beim Freitagskonzert waren sehr seltsam. Noch nie habe ich eine Band zwei Tage aufeinanderfolgend live erlebt. Noch nie hat eine aktuelle Lieblingsband von mir mit dem Band-Dasein aufgehört, also, bevor ich sie nicht mehr als Lieblingsband erachtet hatte. The Offspring vom Ende der 90er gibt es noch immer (wenn auch nicht mehr allzu aktiv), Linkin Park hatten sich den Titel irgendwann verspielt und dann gab es ja leider den tragischen Tod Chesters, der auch Gefühle in mir ausgelöst hat, klar, aber theoretisch gibt es die Band sogar noch.
Und so werde ich zum ersten Mal richtig alleine gelassen. Von einer Band, die eigentlich noch so jung ist, wenn man das Alter der Mitglieder, die alle so Mitte bis Ende 30 und somit kaum älter als ich sein dürften. Das gibt mir natürlich die Hoffnung, dass es in spätestens zehn Jahren zur Comeback-Tour kommen wird. Vielleicht ja dann mit Auftakt in Berlin und vielen Finnen im Publikum. Ich wäre da. Bis dahin höre ich noch einmal alle Platten, denn über die Zeit vergisst man fast, wie viele tolle Lieder das doch waren. Und sind. Und immer bleiben werden.
Also schätzt und liebt eure Lieblingsbands, so lange sie noch da sind!
Darauf freue ich mich!
Auf das Comeback-Konzert von Disco Ensemble 2029 oder so. Bis dahin: Ich habe da noch eine kleine aber feine Ankündigung die Tage, die eine neue Aktion betrifft. Ansonsten ist es bislang erfreulich ruhig, was Termine und so angeht. Vielleicht ergibt sich gar kommendes Wochenende nach viel zu langer Zeit mal wieder ein geruhsamer Spieleabend mit Freunden. We’ll see!
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