Er schlüpft in diverse Rollen und weiß sprachlich wie musikvideoseitig Fantasie in die Welt und Lächeln auf Gesichter von sowohl Kindern als auch Erwachsenen zu zaubern. Die Berliner Ein-Mann-Band Bummelkasten hat mich im Jahr 2012 mit dem großartigen „Rolltreppenmax“ begeistert und ich freue mich seitdem auf jedes seiner unterhaltsamen Musikvideos und habe ihn trotz meines eigentlich gar nicht mehr so kindlichen Alters und ohne „Alibikind“ bereits live sehen können.
2017 kam sein aktuelles Album „Irgendwas Bestimmtes“ (Partnerlink) auf den Markt und im Interview habe ich mit ihm über Toilettenpapier, seinen A-Capella-Sound sowie den Drehort seiner Musikvideos gesprochen geschrieben.
Bummelkasten im Interview
Maik: Hast du eine Lieblings-Toilettenpapier-Marke und bekommst du Mengenrabatt darauf?
Bummelkasten: *seufz* Weder noch.
Ich kam wegen „Rolltreppenmax“ zu deinem Auftritt beim „Kidzapalooza“ und blieb für die Toilettenpapierschlacht. Wer schmeißt bei dieser Konzert-Tradition von dir am meisten, liebsten und besten: Kinder oder Eltern?
Keine Ahnung. Aber schön, dass du da warst. Ehrlich gesagt habe ich die Schnauze voll von Klopapierschlacht. Das staubt immer so. Besonders bei recyceltem Papier. Reine Körperverletzung, wenn man mich fragt. Geht da bloß nich hin.
Allgemein dürfte dein Publikum mittlerweile vor allem alterstechnisch recht divers sein, oder?
Schon, ja. Es trauen sich auch Leute ohne Alibikind zu meiner Show.
Vielerorts im Web hast du als Info „Man kann den Bummelkasten in eine Schublade stecken.“ über dich stehen – welche Schublade wäre das denn genau?
Material und Bauart sind eigentlich egal. Sie sollte etwa 185 cm breit, 40 cm lang und 30 cm hoch sein. Dann dürfte ich einigermaßen bequem reinpassen.
Könnte man sagen, du bist der Rolf Zuckowski der Internet-Moderne?
Nein danke.
Nur bist du ja lautmalerisch in Beatbox-A Capella-Manier unterwegs. Weshalb die Grundentscheidung zur mundgemachten Musik?
Das ist bequemer. Ich kann ganz gut mit Instrumenten umgehen und produziere auch elektronische Musik. Aber mir sind das zu viele Möglichkeiten. Nur die eigene Stimme zu benutzen beschränkt meine akustischen Mittel, das macht mich kreativer.
Du sprechsingst englische Formulierungen oder spielst live mit einer Loop-Station aus der Bühne – bringst du bewusst „erwachsenere“ Elemente mit ein, um auch die Eltern zu bespaßen oder ist das nun mal einfach die „Bummelkasten“-Mischung?
Englische Wörter sind ein beliebtes Mittel, um deutsche Rhymes ironisch und klanglich aufzupimpen und mehr globalness zu erzeugen. Ich würde ja gerne darauf verzichten, weil das ein billiger Trick ist, aber ich muss ja auch irgendwie mein bread earnen. Um deine Frage zu beantworten: Ich bringe bewusst Elemente mit ein, die unterhaltsam sind. Wenn schon nicht inhaltlich, dann eben musikalisch. Und wenn nicht musikalisch, dann eben visuell. Und wenn nicht für Kinder oder Erwachsene, dann eben für mich.
Gab es auch schon Inhalte, Formulierungen oder Darbietungen, die du dann doch sein gelassen hast, weil du es als nicht kindgerecht eingestuft hattest?
Ich will jetzt hier ungern schlau daherreden, was man Kindern zumuten sollte und was nicht. Ich glaube, das wäre nicht bummelkastengerecht. Die sind ja genauso verschieden, wie Erwachsene. Meinen Geschlechtskrankheitenrap würde ich auf einem Familienkonzert zum Beispiel in jedem Falle stecken lassen.
Neben unterhaltsamen Texten wissen auch deine Musikvideos immer wieder mit handgemachter Fantasie zu überzeugen. Kannst du ein bisschen von der Ideenfindung und dem Entstehungsprozess berichten?
Ich denke mir das Video so gut es geht im Kopf aus, beim Spazieren oder Rumhängen. Oft auch schon mit Übergängen, Schnitten, Einstellungen und so. Irgendwann mach ich ’n Plan und ’ne Liste. Die Dame mit der Apfelpresse hilft mit. Wir telefonieren rum und sammeln alle Requisiten zusammen. Freunde von uns geben Senf, Know-how und Ideen dazu. Drehort war meistens eine Raumhälfte in meiner Wohnung, die wir dafür kurz ausgeräumt haben. Da kann man zur Not auch besser improvisieren, weil alles da ist. Der Dreh dauert immer so drei bis fünf Tage. Macht Spaß, geht aber auch an die Substanz. Danach schnippel ich den Quatsch zusammen.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Dritte Schublade von unten, links.
Soweit ich weiß gab es „(Rolltreppen)Max“ wirklich…?
Den gibt es immer noch. Der hat zum Beispiel das Dinosaurierbild aus dem Video gemalt und mich am Anfang mitsupportet. Ich habe ihm den Song 2012, als ich den Bummelkasten gestartet habe, zum Geburtstag geschenkt. In der Urversion hieß es noch „Käffchen mit Zucker, Kippe hinterm Ohr“ und er hat verschiedene Berliner Kaufhäuser besucht. Max hat uns in unserem Künstlerhaus damals immer illegal mit Klopapier versorgt. Unsere Toiletten waren da noch so Halbe-Treppe-Außenklos, im Winter arschkalt. Deshalb ging er lieber gepflegt zu Karstadt am Hermannplatz, die Rolltreppe runter. Viel bequemer, und Klopapier for free! Ich glaube, er kann es auch heute noch nicht lassen, sich auf öffentlichen Klos einzudecken.
Wie lange sitzt du in etwa an einem normalen Song und gibt es einen geregelten Ablauf oder verhält es sich mit jedem ein bisschen anders?
Es verhält sich mit jedem ein bisschen anders.
Immer meine letzte Frage: Was machst du, wenn dir langweilig ist?
Sorry, ich muss los, mein Taxi…
Danke für das Interview.
Die offizielle Website vom Bummelkasten findet ihr unter Bummelkasten.de, all seine Videos gibt es auf YouTube und natürlich ist er auch auf Facebook zu finden.
Artikelbild: Steffen Jaenicke 2017
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