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kurzweil-ICH: Interview mit Fotograf Werner Bollmann Werner_Bollmann_01

Werner Bollmann ist 1966 geboren, stammt aus Norddeutschland und schießt besser Tiere als jeder Jäger. Denn genau das ist seine Spezialität. Seine Galerie besteht vor allem (aber nicht ausschließlich) aus Tierfotografien, die von Portraitbildern über Herdenaufnahmen bis hin zu Aktionsmotiven reichen. Aber nicht nur Tiere finden bei ihm ein fotografisches Zuhause, auch die Pflanzenwelt hat es ihm angetan.

In einem kurzen Interview erläutert er uns, wie er es schafft, die Tiere vor die Linse zu bekommen, welche Länder er gerne einmal besuchen möchte und wieso Schüttgutfördertechnik nicht so ganz sein Ding ist.

Eigentlich wollte ich ja damit anfangen, dich zu fragen, wie du zur Naturfotografie gelangt bist. Doch das nimmst du mir in wunderbarer Manier ab. Auf deiner Homepage schreibst du nämlich: „I love nature. I love photography. I am a nature photographer.“ Das macht Sinn. Was kam denn zuerst – die Liebe zur Natur oder die Liebe zur Fotografie?

Definitiv die Liebe zur Natur. Schon als ganz kleines Kind habe ich mich für Tiere interessiert und hatte auch recht viele in unserem Garten. Später, im Rahmen meines Geografiestudiums (ich hatte unter anderem Botanik als Nebenfach) kam dann ein immer stärker werdendes Interesse für die Pflanzenwelt hinzu.

Deinem Portfolio hast du den Titel ABC of nature verpasst. Was sind denn deiner Meinung nach die elementaren Grundbausteine der Natur auf die es ankommt? In deinen Bildern überwiegen beispielsweise Tiere, wohingegen die Pflanzen das digitale Nachsehen haben…

Hm, elementare Grundbausteine. Also, im ökologischen Sinne sind es natürlich abiotischer Ressourcenschutz und der Erhalt möglichst großer, zusammenhängender Flächen für den Artenschutz. Fotografisch betrachtet habe ich im Grunde genommen keinen richtigen Schwerpunkt. Klar, ich habe mehr Tiere als Pflanzen fotografiert (die lassen sich auch besser verkaufen). Aber trotzdem liebe ich die Pflanzenfotografie, insbesondere das Arbeiten mit selektiver Schärfe und jeder Form von Abstraktion.

Wo wir von Tieren sprechen: Wir alle wissen, wie schwer es auch nur ist, ein Bild vom Familienhund oder der Nachbarskatze zu schießen. Wie schaffst du es, nah an die Tiere zu gelangen und dennoch scharfe, ausbeleuchtete und so eindrucksvolle Bilder zu schießen? Oder ist der Zoom der Kamera nur so gut?

Das ist von Fall zu Fall ganz unterschiedlich. Bei scheuen Tieren muss man lange im Tarnzelt warten, in Afrika hingegen, wo man zumeist aus dem Auto fotografiert, muss warten bis die Tiere sich dem Wagen nähern, da man die Wege nicht verlassen darf. Am liebsten arbeite ich in Situationen, in denen die Tiere keine Scheu vor dem Menschen habe und ich frei herumlaufen kann. Etwa bei den Sattelrobben in Kanada, den Pelikanen in Griechenland oder, wie jetzt gerade gemacht, bei den Orang Utans auf Borneo.

Die Schärfe der Bilder ist natürlich der hohen Qualität meiner Nikon-Ausrüstung geschuldet. Und der Rest – richtige Perspektive, gute Komposition – ist Übungs- und Erfahrungssache.

Lieblingstier?

Da gibt es viele. Ich kann mich bei der Auswahl nicht für eines entscheiden. Aber vermutlich wäre es ein Vogel.

Gab es ein Tier, bei dem du Angst (oder sagen wir es mal förmlich: gehörigen Respekt) hattest?

Angst eigentlich nicht, aber Respekt vor all denen, die mir tatsächlich gefährlich werden könnten. Wütende Seelöwenbullen, Klapperschlangen, gereizte Affen …

Und was hast du eigentlich gegen Menschen? Das einzige Bild in deinem Portfolio auf dem einer zu sehen ist, ist ein Bild von dir. Und das hast du bestimmt noch nicht einmal selbst geschossen…

Ich habe nichts gegen Menschen, aber es ist eben eine ganz andere Art der Fotografie, mit der ich mich bislang noch nicht auseinandergesetzt habe, und die von vielen Fotografen hervorragend betrieben wird. Ich bin halt besser draußen in der Natur aufgehoben.

Kenya, Amerika, Griechenland, Skandinavien, Schweiz – überall hier hast du bereits Tiere vor der Linse gehabt. Kein Wunder nach absolviertem Geografie-Studium. Welches Land steht denn da überhaupt noch auf deiner fotografischen Wunschliste?

Also ehrlich gesagt ist der Norden Europas immer noch mein liebstes Fotoziel. Gerne würde ich einmal bestimmte Orte in Sibirien besuchen, die Wrangel-Insel zum Beispiel. Das ist aber sehr schwierig und vor allem sehr, sehr teuer.

Arbeitsurlaub oder Urlaubsarbeit: Hast du bei deinen Reisen überhaupt Zeit, dir das Land und die Kultur anzusehen?

Nein, absolut überhaupt nicht. Das sind nur Stippvisiten, bei denen ich versuche, so viel wie möglich zu fotografieren. Für mehr ist da keine Zeit.

Seit Beginn des Jahres bist du in einem internationalen Fotografenteam auf dem Nature Photo Blog (http://www.naturephotoblog.com) aktiv. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen? Und hast du bereits mit Kollegen zusammen gearbeitet oder arbeitet es sich als Fotograf in der Regel einsam und alleine am besten?

Das war mehr oder weniger Zufall. Auf dem letzten internationalen Naturfotofestival in Lünen haben einige Fotografen beschlossen, so etwas ins Leben zu rufen. Und ich gehörte eben zu den infrage kommenden. Inzwischen sind wir ja 15 Leute aus verschiedenen europäischen Ländern, und bei dieser Größenordnung wollen wir es auch vorerst mal belassen.

Ich habe schon oft mit Kollegen zusammengearbeitet, insbesondere mit meinem Freund Winfried Wisniewski, mit dem ich auch ein Buch über den europäischen Norden gemacht habe. Es heißt „Nordische Momente – Tiergeschichten aus Taiga und Tundra“ und erscheint im September dieses Jahres.

Investigativ-Journalismus-Alarm: Warum hast du eigentlich den Bau von Schuttgutfördertechniken aufgegeben? Die Homepage gibt es ja immer noch…

Tja, das ist ein anderer Bollmann. Ich glaube Schüttgutfördertechnik wäre auch nicht so richtig mein Ding ;)

Schon fast traditionell die letzte Frage: Was machst du eigentlich wenn dir langweilig ist?

Ich habe das unglaubliche Glück, mich niemals zu langweilen. Als jüngstes von vier Kindern war ich oft alleine in der Natur unterwegs und habe gelernt, mich alleine zu beschäftigen. Ich interessiere mich für sehr viele Dinge, und eigentlich ist jeder Tag zu kurz, um sich mit all den spannenden Themen auseinanderzusetzen. Außerdem bin ich verheiratet und habe zwei Kinder, da bleibt absolut keine Zeit für Langeweile.

Danke für das Interview.

Beitrag von: Maik Donnerstag, 30. Juni 2011, 18:30 Uhr

2 Kommentare

  1. Berger,Christian says

    Der Fotograf versteht sein Handwerk,das erkennt man bei seinen Fotos und im Gesagten im Interview.Werner Bollmann ist wahrscheinlich ein bescheidener Fotograf und Mensch,aber dessen Bilder sein Können beweisen.Sehr gut ist auch die Interviewführung,weil das Wesentliche angesprochen wurde.Daher gilt beiden mein Dank und Anerkennung.Christian Berger

  2. Pingback: LYS – Licht | Reinhard Witt – Fotografie.

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