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Ursprünglich in NRW geboren und aufgewachsen (noch als Jonas Bernschneider), hat es Kreativkopf Ben Bernschneider 2001 zur Werbung und nach Hamburg getrieben. Als Werbetexter hat er bei der Agentur weigertpirouzwolf für seine Arbeit einige Auszeichnungen einheimsen können (z.B. den Golden Award of Montreaux). Seit 2005 macht er eigentlich alles, was irgendwie kreativer Kunst ist, außer Werbetexte schreiben. Das kann er mittlerweile nicht mehr sehen, im Gegenzug gibt es Drehbücher, Romane und vor allem Fotografie.

In diesem lockeren Interview erklärt uns der Hamburger wie er zur Fotografie kam, welche 90-jährige Britin es ihm angetan hat und demonstriert, dass er schonmal selbst zum kecken Fragensteller wird. Denn nicht alle Fragen unten stehend stammen tatsächlich von mir, so viel sei verraten…

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„For You. Vor Ort“ lässt grüßen. Schlägst du manchmal bei aktuellen Werbeclaims noch den Kopf gegen die Wand? Berufskrankheiten bekommt man ja nur schwer weg… Oder gibt es gar positive aktuelle Beispiele, bei denen man an die eigene Zeit zurück denkt?

Ehrlich gesagt, filtert mein Hirn jegliche Claims und Slogans aus meiner täglichen Wahrnehmung. Mit dem Thema bin ich durch. Obwohl mir manchmal besonders beschissene Werbedinger doch noch auffallen, aber es lässt mich jetzt eher kalt.

Ein Blick in die Vergangenheit: Der Werbetext/das Werbemotiv auf das du am meisten stolz bist?

Es gab mal einen Kalender, den ich bei der Agentur weigertpirouzwolf (beste Agentur ever) für das Hamburger Tattoostudio „Endless Pain“ gemacht habe. Der war ganz schnuckelig und hat weltweit ziemlich abgesahnt.

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Fünf Jahre warst du enorm erfolgreich als Werbetexter unterwegs. Was hat dich dazu bewogen, den Text links liegen zu lassen und Fotograf zu werden?

1 Tinnitus, 2 Gürtelrosen und Panikattacken.
Ich habe davor auch schon fotografiert, Regie geführt und Drehbücher geschrieben. Mein Kopf wollte immer dahin zurück, was anderes machen, und mein Körper hat mir die Hölle heiß gemacht, bis ich’s kapiert habe.

Ich hab meinen Vornamen „Jonas“ zusammen mit der Werbung liegen gelassen, mich quasi gehäutet und bin meinen Weg weiter marschiert.

Thema Drehbuch – Du hast ja danach noch 2 oder 3 Spielfilme für’s Fernsehen geschrieben. Horrorfilme, richtig?

Ja, Mystery. „Gonger“ und „Gonger II“, zusammen mit meinem Co-Autor Erol Yesilkaya, der in Berlin immer noch Autor ist. Das lustigste an der Sache war: „Gonger – Das Böse vergisst nie“ lief 2009 irgendwann im Januar zur prime time um 20.15, hatte geile Einschaltquoten und plötzlich waren wir DIE Mystery-Autoren schlechthin und wurden hofiert. Ein Jahr später, als die Fortsetzung kam, die wiederum gefloppt ist, waren wir der Arsch vom Dienst. Ich habe danach noch eine Folge „Countdown – Die Jagd beginnt“ zusammen mit Markus Gerwinat für RTL geschrieben. Aber jetzt ist auch dieses Thema erstmal für mich durch.

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Dein Foto-Portofolio ist relativ minimalistisch, wenn es um das schriftliche Drumherum geht. Die Reihen heißen I, II, III, IV und „The Lost Astronaut“, Beschreibungen sucht man vergebens. Sollen die Bilder für sich selbst sprechen und nicht von (Werbe-)Texten in den Hintergrund gepresst werden?

Ich denke schon. Potentielle Kunden oder Interessenten gehen ja eher unemotional an die Sache heran. Die wollen auch nicht mit irgendwelchem Schischi genervt werden, sondern sich schnell und unkompliziert einen Überblick über die Bilder verschaffen.

Hast du ein Lieblingsmotiv?

Nicht so wirklich. Sexy muss es schon irgendwie sein. Was mich generell aber nicht sonderlich interessiert, ist die klassische Reportagefotografie, die Krisenherde der Welt. Und auch Landschaft- und Architektur abzubilden, ist nicht mein Ding. Generell finde ich die Realität öde. Autos finde ich auch doof. Besonders, wenn noch ein Model mit im Bild ist, so ganz billig. Obwohl — Terry Richardson darf das, der hat’s für Mercedes gemacht, das war cool.

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Hauptsächlich Portraits findet man auf deiner Homepage. Was macht für dich den Reiz des menschlichen Gesichts aus?

Das mit den Portraits ist so eine Sache. Der größte Vorteil eines Fotografen ist ja sicherlich spitz aufgestellt, für einen bestimmtem Look oder eine Vorliebe bekannt, zu sein. Wenn du das Bild eines Fotografen siehst, sollst du sofort wissen wer es gemacht hat. 1,200 Watt aus einem Reflektor knallhart vor einer weißen Wand, Brüste und seinen eigenen Pimmel? Terry Richardson. Leere Gesichter im Close Up mit zwei seitlichen Striplights? Martin Schoeller. Highkey-Portraits mit Ringblitz? Rankin. Undsoweiter. Die haben alles richtig gemacht. Und bei mir ist es entweder die größte Crux oder der größte Vorteil, dass ich tief im Inneren meinen Weg noch nicht gefunden habe. Ich weiß nicht, ob Portraits mein Favorit sind. Irgendwann macht es bei mir Click und ich weiß, was ich am liebsten fotografiere. Ich sag’s dir dann.

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Du scheinst dich ja gut mit Licht auszukennen…

Das meine ich. Das ist vielleicht mein einziger Vorteil, den ich aus meiner Unentschlossenheit ziehen kann, dass ich dank 711rent mit jedem gottverdammten Lichtformer umgehen kann. Oder es zumindest glaube.

Aber jetzt gerade, passend zum Frühling, stehe ich total auf Sonnenlicht-Bilder. Dem Assistenten ein California Sunbounce in die Hand drücken und los geht’s.

Meinst du ich bekomm für die Werbung vielleicht einen Reflektor geschenkt?

Wohl eher nicht.

Kacke.

Dieser Beitrag hat mehrere Seiten:
Beitrag von: Maik Dienstag, 8. Mai 2012, 19:42 Uhr

10 Kommentare

  1. Steve says

    Wie schön, endlich mal wieder ein RICHTIGER Fotograf und sympathisch ist er auch noch! Hatte ja schon die Befürchtung das es nur noch Hobby-Knipser mit Photoshop-Filtern gibt!

  2. Philipp says

    Wow, das erste Bild im Wald ist defenitiv mein Favorit. Super Licht und gutes Model!

  3. Maik says

    @Steve: „richtiger Fotograf“? Hier auf dem Blog gab es doch schon massenweise richtige Fotografen: :)

    @Philipp: Dito, ist auch mein Favorit, daher direkt zu Beginn.

  4. Steve says

    War im allgemeinen gemeint, nicht auf deinen Blog bezogen :)

  5. Maik says

    Hehe, I know. Meinte damit nur, dass es durchaus welche gibt auf der Welt… :)

  6. Patrick says

    Oh man, bei solchen Fotos kann man echt neidisch werden :-)
    Gut gemachtes Interview auch sehr amüsant geschrieben.

    Grüße

  7. der rutte says

    tach ben, sehr modern…. lg rutte

  8. fokka says

    ICH BIN AUCH RICHTIGER FOTOGRAF!!1 ihr findet mich auf instagram unter photomasterpupsi3000 und blase mit meinem eiphone die ganzen snobs mit nikon weg!!! yeah!

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