Interview mit Sänger Julian

kurzweil-ICH: I AM JERRY

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Auf ihrem Album Habicht (Partnerlink) prankt ein Huhn und auch ihre Musik verbiegt sich gekonnt um Labels und Schubladen. Die Jungs von I AM JERRY haben mit ihrem Debütalbum eine Duftmarke hinterlassen und erst richtig Geschmack an dieser ganzen Musiksache gefunden. Kein Wunder, ist der Auftakt doch verdammt gut gelungen.

Im Interview erzählt mir Sänger Julian Kleinert, was sie von den ständigen Bilderbuch-Vergleichen halten, wieso Rockmusik heutzutage oftmals so langweilig ist und was alles anders werden soll, beim so schwierigen zweiten Album.

I AM JERRY im Interview

Maik: Wie oft musstet ihr Leuten nun schon den Unterschied zwischen Habichten und Hühnern erklären?

Julian: Zum Glück kaum – die meisten erkennen, dass es sich um ein Huhn handelt. Die Wenigen, die das Huhn dann wirklich für einen Habicht halten, werden von uns auch nicht erleuchtet! Das ist doch schön, wenn man dann mal irgendwann wem auf einem Bauernhof erzählt „Ach, schau mal. Schon wieder ein Habicht.“

So ums Eck verspielt ihr beim Albumcover zu „Habicht“ seid, so scheinbar einheitlich sind eure Single-Cover. Wie kommt’s?

Die Dorfjugend! Da macht man sowas!

Jetzt mal zur Musik – Ihr habt selbst mal gesagt, dass euer Sound einer ist, den ihr „in Deutschland vermisst“. Wie würdet ihr ihn beschreiben?

Das wird immer gleich so arrogant missverstanden. Wir mögen das, was wir da machen und es setzt sich aus all den unterschiedlichen Musikrichtungen, die wir hören, zusammen. Aber natürlich lässt sich das nicht komplett von allem Anderen abgrenzen. Für uns ist es eine Mischung aus groovigen Hip Hop-Einflüssen aber trotzdem auch sehr melancholischen Elektro-Richtungen, in denen auch immer wieder Teile aus unserer vergangenen Indie-Zeit zu finden sind.

Mir kommen immer wieder Assoziationen zu den Jungs von „Bilderbuch“. Gibt es bei unseren österreichischen Nachbarn ein bisschen des fehlenden Sounds? Oder könnt ihr diesen vermutlich öfter vorkommenden Vergleich nicht mehr hören?

Definitiv, mögen wir sehr gern. Wir freuen uns, dass wir da in der Ecke unterwegs sind. Die Leute brauchen ja immer erstmal irgendeine Schublade um zu kategorisieren. Um Vergleiche kommt man als Newcomer Band ja eher selten vorbei.

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Wieso habt ihr von englischen auf deutsche Lyrics gewechselt?

Wir machen schon so lang zusammen Musik. Nachdem wir auf unserem damaligen Englischen Zenit angekommen waren, fühlte es sich doch ganz richtig an, mal in der Muttersprache zu singen. So wie wir uns früher nicht vorstellen konnten, deutsch zu singen, können wir uns jetzt kaum noch alles auf Englisch vorstellen!

In einem Interview hat Leo eure Musik kürzlich als „überhaupt nicht langweilige Rockmusik“ betitelt. Ist der Markt mittlerweile zu austauschbar geworden?

Nun ja, es gibt einfach kaum noch Bands, hat man das Gefühl. Auch so lokale Szenen sind über die Jahre verschwunden. Damals, als wir 14-jährige Teenager waren, gab es noch an jeder Ecke am Wochenende Konzerte mit einem Haufen lokaler Bands. Da sind die Leute alle hingegangen, um zu feiern, um Spaß zu haben. Das vermissen wir schon heutzutage. Da geht man halt lieber im Club feiern, wo immer schön dieselbe stumpfe Musik gespielt wird. Leo’s Beschreibung der Musik rührt einfach aus den ganz vielen verschiedenen Einflüssen, die in den typischen Rocksound einfließen. Daher auch „überhaupt nicht langweilig“.

2011 habt ihr durch den Sieg beim „Ringrocker-Proberaum-Contest“ einen Gig bei Rock Am Ring gewonnen. Ich will gar nicht auf die Entstehung eingehen, aber welchen Stellenwert hat so ein außergewöhnlicher Auftritt für eine Newcomer-Band?

Das war eine ganz große Sache für uns damals. Wir haben uns alle diese großen Festivals Jahr für Jahr seit unserer Kindheit damals noch auf MTV angeschaut und uns immer gewünscht, irgendwann mal dort zu spielen. Als dieser Traum dann gleich mit Rock Am Ring erfüllt wurde, war das natürlich nicht zu fassen. Und das ist nach wie vor eine der schönsten und heftigsten Wochenend-Erinnerungen, die wir gemeinsam als Band erlebt haben. Dieses Jahr kamen durch den großen Festivalsommer natürlich noch etliche wie Hurricane/Southside dazu.

Über 100 Songs habt ihr in den acht Jahren bis zum Release von „Habicht“ angesammelt – wie schwer fiel die Auswahl für die finale Tracklist?

Das wird immer überall geschrieben – ganz richtig ist das aber nicht. Wir haben über die Jahre einfach viele Songs geschrieben, wovon es vielleicht zwei alte auf die Platte geschafft haben. Der Rest ist schon sehr aktuell und da wurde jetzt nicht aus 100 existierenden Songs gewählt. Für uns war es irgendwie recht schnell klar, welche Songs drauf kommen.

Gibt es einen Track, den ihr zum jetzigen Zeitpunkt lieber doch (nicht) auf die Platte genommen hättet?

Nö – alles gut!

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Lange Jahre im Studio, viele Songs zur Auswahl – soll auch deshalb nächstes Jahr direkt die nächste Platte erscheinen?

Ja, wir sind schon dran!

Die erste eigene Headliner-Tour, viel mehr Öffentlichkeitsarbeit – habt ihr da keine Angst, dass die zuvor im beschaulichen Sprockhövel genossene Ruhe und Konzentration etwas abgeht und die Zeit fehlt, „Habicht #2“ fertig zu feilen?

Quatsch. Wir lieben das, was wir machen und machen das auch täglich. Da bleibt nichts auf der Strecke. Mal haben wir eine Woche, in der wir gemeinsam oder einzeln viel an neuem Material arbeiten und mal eine Woche, wo eben nur geprobt oder das nächste Video gedreht wird.

Was werdet ihr beim Nachfolger anders machen?

Alles! Wir machen ja nicht zweimal das Gleiche!

Immer meine letzte Frage: Was macht ihr, wenn euch langweilig ist?

Dann hängen wir gemeinsam ab und schrauben uns höchst-WG-typisch Serien und Filme rein. Im Sommer kann man aber auch mal raus gehen! Das hilft auch. Immer!

Danke für das Interview.

Bitte! Gern!

I AM JERRY live

Die aktuellen Termine:

11.12.2016 – Headcrash (Hamburg)
13.12.2016 – Täubchenthal (Leipzig)
14.12.2016 – YUCA (Köln)
15.12.2016 – Keller Klub (Stuttgart)

Live-Foto: Musikiathek.

Beitrag von: Maik Dienstag, 1. November 2016, 16:08 Uhr

Ein Kommentar

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