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Interview mit dem Klavier-Kabarettisten

kurzweil-ICH: Bodo Wartke

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Ich glaube im WDR habe ich vor gefühlten Ewigkeiten Bodo Wartke am Klavier spielen und texten hören. Ungewohnter Wortwitz, stets gestrickt zu Geschichten und gepaart mit Moral, die gerne mal versteckt ums Eck daher kommt. Im Interview spricht der mittlerweile seit über 20 Jahren auf Bühnen spielende Kabarettist über die notwendige Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen, die Gefährdungs-Resistenz eines Donald Trump und seinen neuen Film.

Bodo Wartke im Interview

Maik: Einstieg ganz „unkompliziert“: Dein Lieblingsreim?

Bodo Wartke: Die, die nicht im Reimlexikon stehen. Zum Beispiel dieser, nicht von mir und auf Englisch, gesehen auf einer Ketchup-Flasche:

„If you do not shake the bottle,
none’ll come an then a lot’ll.“

Für deinen Song „Andrea“ hast du mittlerweile über 800 Frauenvornamen eine Strophe gewidmet – zuletzt Exoten wie Mildret, Ortrun oder Uyanga. Gibt es noch immer Anfragen von Damen, die nicht vorkommen und welcher ist dein liebster (Name und/oder Text)?

Ja, es kommen immer noch Anfragen. Die Anzahl an Vornamen scheint unerschöpflich zu sein. Besonders stolz bin ich auf Strophen, bei denen ich zuerst dachte, dass es unmöglich sei, darauf einen Reim zu finden, wie etwa: Regiswindis.

Wann folgen die 800 Herrennamen?

Erstmal mache ich bei den Damen die 1000 voll. Dann sehen wir weiter!

Wo wir bei „Namen“ sind: Letzten Herbst hast du dich mit „Nicht in meinem Namen“ von religiösem Fanatismus distanziert und gegen den aktuellen Irrsinn auf der Welt gesungen. Sind sonst eher ironisch-lustige Titel von dir im großen Umlauf – war dir dieser ernste Appell ein persönliches Anliegen und wie kamst du auf die Idee dazu?

Ich schreibe stets Lieder über Themen, die mir akut wichtig sind. Manchmal ist Humor dafür das passende Mittel, und im anderen Fall eben Ernsthaftigkeit. Dieses Thema treibt mich schon länger um. Mir war es wichtig, hier eine ganz klare und direkte Aussage zu treffen, die nicht ironisch „über Bande“ spielt.

Nicht in meinem Namen (Studio)

Im Vorfeld war davon die Rede, dass das Video polarisieren und auch Leute verstimmen könnte – aktuell sind es bei rund einer halben Million Views auf YouTube 10.957 positive Stimmen gegen 145 Daumen nach unten. Wie stufst du die Aufnahme des Liedes persönlich ein?

Ich scheine mit diesem Lied wohl einen Nerv getroffen zu haben. Dass es auch Menschen gibt, denen das Lied nicht gefällt, wundert mich nicht. So ist das eben. Wären sich bei diesem Lied alle einig, bräuchte ich es vermutlich gar nicht zu singen.

Bedarf es bei den Entwicklungen der sechs Monate seit Veröffentlichung des Liedes nicht weiterer Strophen?

Eine Zeile habe ich tatsächlich ergänzt. Darin geht es um das Attentat auf dem Berliner Weihnachtsmarkt.

„Monica“ hat ja aus aktuellem Anlass eine 2016er-Version erhalten…

Richtig. Es fragt sich jedoch, ob nach allem, was Donald Trump sich bisher geleistet hat, ihn eine Monica-Lewinsky-Affäre überhaupt in seinem Amt gefährden könnte. Vermutlich nicht.

Gibt es ein Thema, das du mal aufgreifen und kabarettistisch verpacken wolltest, dich aber nicht getraut bzw. dann doch die Finger davon gelassen hast?

Es gibt eines, von dem ich die Finger ließ, nachdem ich es geschrieben hatte: Ein sehr schwarzhumoriges Lied über eine fiktive Flugzeugentführung, die nach 9-11 jedoch plötzlich zur schaurigen Realität wurde. Das Lied danach weiter zu singen ging mir selbst zu nah und schien mir außerdem pietätlos, also habe ich’s gelassen.

Wieso ist die popkulturelle Aufbereitung gesellschaftskritischer Themen wichtig?

Ich finde die Aufbereitung gesellschaftskritischer Themen ganz grundsätzlich wichtig, nicht nur in der Popkultur. Es geht ja darum, die Menschen auf möglichst vielfältigen Wegen zu erreichen. Und da bietet die Popkultur sicherlich eine gute Ergänzung zu Kunst und Journalismus.

Hat Kabarett ein Problem, heutzutage zwischen all den Katzen-Clips und schnelllebigen und leicht verträglichen Comedy-Happen zu existieren?

Ich finde nein. Im Gegenteil. Das Internet hat mir sehr geholfen Inhalte zu verbreiten, die die „alten“ Medien sich gar nicht zu zeigen trauen.

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Kabarett, Prädikate, in Ironie eingelegte Gesellschaftskritik mit Referenzen und größerem Wortschatz als RTL-Seher und BILD-Leser ihn normal haben – wie würdest du dein Publikum beschreiben?

Ich bin selbst überrascht, wie unterschiedlich und breit gestreut mein Publikum ist: vom Metal-Fan bis zur Großfamilie mit Großeltern, Kindern und Enkelkindern ist alles dabei. Ich glaube, dass man mit meiner Art der Unterhaltung etwas anfangen kann, wenn man die deutsche Sprache liebt.

30 Personen hatten zuletzt einen besonderen Abend mit dir. Dein Konzertfilm „Bei dir heute Nacht“ wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem „Prädikat wertvoll“ ausgezeichnet – wie hast du den exklusiven Abend erlebt?

Erstmal war es schön, vor Freunden und Bekannten zu spielen, das hat die Aufregung ein wenig gelindert. Schließlich haben wir diesmal einen „richtigen“ Film gedreht, der so auch im Kino laufen könnte. Und dass dieses Erstlingswerk gleich mit dem „Prädikat wertvoll“ ausgezeichnet wurde, freut uns natürlich alle sehr!

Immer meine letzte Frage: Was machst du, wenn dir langweilig ist?

Mir ist tatsächlich fast nie langweilig. Und wenn, kann ich ja einen Song schreiben!

Danke für das Interview.

Gern!

Ein Kommentar

  1. Pingback: Redseligcast #24: Im Gespräch mit Bodo Wartke (Klavierkabarettist)

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