Wer ist der bessere Headliner für euch gewesen: Casper oder die Beatsteaks?
Das kann man so überhaupt nicht sagen. Es waren zwei absolut wichtige Erfahrungen für uns. Als wir zum ersten Mal vor Casper gespielt haben, war das unser erster richtiger Kontakt mit wirklich großen Bühnen. Die hatten wir dann bei den Beatsteaks schon – gerade weil dazwischen noch der Festivalsommer war. Natürlich ist das Publikum anders zusammengesetzt, klar. Aber was da jetzt besser für uns passt, sollen die Leute selbst entscheiden.
„Sexyness ist Leichtigkeit“
Ihr seid durch eine Art Initiativbewerbung zum Beatsteaks-Tourbegleiter geworden – muss man sich da zwei Mal kneifen, wenn das dann plötzlich wirklich funktioniert hat?
Wir haben da schon wirklich Luftsprünge gemacht, als wir erfahren haben, dass die Beatsteaks uns wollen! Dass die uns gut finden, haben wir schon geahnt, schließlich wollten sie kurz vor der Support-Anfrage noch einen Remix von uns für den Song „Gentleman Of The Year“ – by the way: unser erster Remix. Aber wir haben uns schon absolut gefreut, vor allem weil wir die Beatsteaks schon mit 15 richtig viel gehört haben und das echt Leute sind, vor denen wir riesigen Respekt haben.
Maurice hat jetzt.de einmal gesagt „Es gibt zu wenig Sex in der deutschsprachigen Musik, ganz grundsätzlich! Für die Sexyness muss man aber arbeiten“. Was macht die Sexyness auf SCHICK SCHOCK aus?
Sexyness ist Leichtigkeit, ist Kokettieren, ist das Spielen mit Klischees und das gleichzeitige Ausbrechen aus den gängigen Formen. Um aber diese Leichtigkeit musikalisch rüber zu bringen musst du genau wissen, was du tust. Du musst sozusagen wissen, was dich anturnt und wie du da hinkommst. Das ist die Arbeit davor. Das Spiel selbst, der Song, die Musik, ist die Leichtigkeit, die kannst du nicht erzwingen. Aber ohne dich hinzuarbeiten, wird dir das nicht einfach so passieren.
Gibt es andere deutschsprachige Künstler, die verstanden haben, wie es geht?
Klar. Wir mögen sehr viele deutschsprachige Künstler. Wir finden die geil, die ihren eigenen Weg gehen. Die auch mit Umwegen ans Ziel kommen und die auch mal auf diesen üblichen Format-Schwachsinn pfeifen. Unseren Weg geht niemand und das ist auch gut so. Das ist unser Ding.
Stimmt es, dass der Bandname daher rührt, dass ihr früher Märchen vertont habt? Wie kam es dazu?
Das stimmt. Als wir uns vor zehn Jahren zum ersten Mal im Proberaum getroffen haben, war zuerst die Entscheidung „wir machen deutschsprachige Musik“ da. Dann war aber die Frage, über was wir singen wollen. Wir wollten uns mit 15 nicht anmaßen, über die großen Themen zu singen und so zu tun, als hätten wir die Welt verstanden, wie einige andere das in unserem Alter getan haben. Also haben wir einfach die Geschichten vom „Struwwelpeter“ hergenommen. Richtig arge Geschichten – fast schon zum Gruseln.
Investigative Recherchen haben ergeben, dass eure Wikipedia-Seite in den letzten 30 Tagen 8.161 Mal aufgerufen wurde – mehr als das Vierfache des Eintrags zum Büchertyp „Bilderbuch“, der nur 1.992 Aufrufe hatte. Beim Anblick der Tendenz der letzten 90 Tage zeigt sich deutlich, dass die Entwicklung gegenläufig ist. Wenige Wochen nach Album-Release dürfte der klassische Begriff aus Gründen der Irrelevanz geschlossen werden. Ist es euer Ziel, den eigentlich geläufigen Begriff komplett für euch einzunehmen, so dass kommende Generationen ihn gar nicht mehr als „Buch“ kennen?
Haha! In meinem Kopf hat der Begriff „Bilderbuch“ tatsächlich schon von seiner ursprünglichen Bedeutung verloren. Immer wenn ich einen Text lese, in dem der Begriff „Bilderbuch“ vorkommt, denke ich an die Band. Allein schon das Schriftbild kommt mir in Texten, in denen es nicht um die Band geht, eigenartig vor und stört mich. Aber da geht es vielen Bands so, man denke nur an Franz Ferdinand.
„Es gibt richtig viele Leute, die uns wirklich fast hassen“
Okay, das war natürlich Blödsinn. Aber in wie fern schaut ihr auf Statistiken und Kommentare im Netz? Vielleicht lieber bei YouTube, Soundcloud oder facebook…
Ich lese mir die Facebook- und YouTube-Kommentare zum Teil wirklich durch. Gerade wenn du einen neuen Song veröffentlicht hast, dann bist du gespannt, was die Leute davon halten. Aber ganz ehrlich: die Kommentare sind zum Teil echt ziemlich heftig. Was man aus den Kommentaren definitiv herauslesen kann, ist die Tatsache, dass Bilderbuch polarisiert. Ich glaube, es gibt richtig viele Leute, die uns wirklich fast hassen, dafür auch umso mehr Leute, die uns und die Musik heiß lieben. Und es ist doch echt cool, dass wir den Leuten nicht egal sind.
Wie immer meine letzte Frage: Was macht ihr, wenn euch langweilig ist?
Ehrlich gesagt war mir schon so lange nicht mehr langweilig. Wir sind gerade ziemlich umtriebig. Langsam könnte mir aber echt wieder mal langweilig werden, ich würde mir dann ein echt gutes Buch reinziehen. Das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht. Oder gute neue Musik auschecken.
Danke für das Interview.
Fotos: Christoph Pöll, YouTube & Niko Ostermann
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