Zwei Tage vor dem Siebenjährigen seines berühmt-berüchtigten TV-Auftritts erschien am 2. Oktober mit Papa ruft an (Partnerlink) der mittlerweile vierte Roman von Jung-Autor Bastian Bielendorfer. Das „Lehrerkind“ spricht im Interview mit mir über den Günther Jauch’schen Wendepunkt in seinem Leben, das neue Buch und – Überraschung – seine Eltern.
Interview mit Bastian Bielendorfer
Maik: Gerade jährte sich zum siebten Mal der 4. Oktober 2010 – hast du gefeiert?
Bastian: Wow. Sieben Jahre? Da bist du besser informiert als ich. Das hatte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr auf dem Plan. Aber klar, das Ereignis „Wer wird Millionär?“ wird immer etwas Besonderes in meinem Leben bleiben, es hat mein Leben nachhaltig verändert und ich wäre ohne diese Erfahrung niemals den Weg gegangen, den ich gegangen bin.
Inwiefern war dein damaliger Auftritt bei „Wer wird Millionär?“ DER Wendepunkt in deinem Leben (abseits der 32.000 Euro, die im Nachgang beinahe irrelevant erscheinen dürften…)?
Naja, es war letztlich die Gleisstellung meines heutigen Lebens. Mein Vater, von Berufung her Lehrer, war mein Telefonjoker, hat mir live vor 9 Millionen Zuschauern vorgeworfen, dass ich ein grenzdebiler Schiffschaukelbremser bin, ich habe Jauch von meinem Schicksal als Lehrerkind erzählt und danach die Chance bekommen, diese Erfahrungen aufschreiben zu dürfen. Das Buch wurde ein Bestseller, und heute bin ich hier und darf Interviews geben.
Bist du im Nachhinein froh, dass dein Vater den wohl grummeligsten Telefonjoker aller Zeiten abgegeben und so vielleicht das Interesse etlicher Verlage an deiner Idee geweckt hat?
Klar. Das war ja auch überhaupt nicht geplant. Ich wusste zwar, dass es schräg werden würde, wenn ich meinen Vater anrufe, dass es allerdings solche Auswirkungen auf mein ganzes Leben haben würde, damit hätte ich nie gerechnet.
Worin liegt der Unterschied, wenn Mutter oder Vater anruft? Wie unterschiedlich verlaufen die Gespräche je nach Person?
Mutter spricht viel, Vater atmet mehr in den Hörer. Beide haben ihre eigenen komischen Höhepunkte, wobei mein Vater eigentlich nur anruft, um Hilfe bei irgendeiner Katastrophe zu bekommen, die er verursacht hat. Im Buch kommt die Geschichte vor, wie mein Vater eine verschlossene Dose Ravioli in der Mikrowelle erwärmt hat. Ich war selbst überrascht, wie weit gefüllte Nudeln fliegen können.
Im Buch verstehen sich die beiden Frauen in deinem Leben ziemlich gut – auch weil sie gemeinsam über dich lachen. Wie ähnlich sind sich denn Frau und Mutter?
Naja, es gibt den alten Satz, dass man sich immer eine Frau sucht, die der eigenen Mutter nicht unähnlich ist. Das ist bei mir in Maßen wahrscheinlich auch so, jedenfalls was Durchsetzungsvermögen und Stärke der beiden bestimmenden Damen in meinem Leben so anbelangt. Außerdem sind sie beide der festen Überzeugung, am Ende immer Recht zu haben. Und leider stimmt das sogar.
Oder ist Frau Nadja etwa nur erfunden? Wie viel des Buchinhaltes beruht auf echten Personen und wahren Begebenheiten?
Alle Personen gibt es in echt. „Frau“ Nadja existiert, ist seit 14 Jahren Chefin meines Lebens und ein nicht enden wollender Quell von Komik. Letztens hat sie auf eine 3-tägige Reise zwei komplette Reisekoffer mitgenommen, damit sie auf alle Wetterlagen vorbereitet ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sogar zwei Bleischürzen für den Fall dabei hatte, dass sie mal geröntgt werden muss.
Und selbst Ludger gibt es wirklich?
Ja, aber mehr kann ich dazu nicht sagen, ohne verklagt zu werden :=)
Sprechen die Nachbarn deiner Eltern seit Veröffentlichung des Buches kein Wort mehr mit diesen? Und deine Cousine nicht mehr mit dir? Oder sind alle Menschen mit der Darstellung im Buch einverstanden?
Naja, ich habe oft so weit von der Wirklichkeit überzeichnet, dass sich nicht alle erkannt haben. Aber zumindest meine ehemaligen Lehrer waren eher geschmeichelt als beleidigt. Also außer meinem Sportlehrer, aber da war das auch nicht das Ziel. Immerhin hat der Ballonseidenbabo mich acht Jahre durchgehend gefoltert.
Zeigst du deine Manuskripte vorher deinen Eltern? Dürfen die Einspruch erheben / etwas daran ändern?
Ja, dürfen sie, auch wenn es oft völlig andere Dinge sind, als die, die ich für kritisch gehalten hätte. Beispielsweise war die einzige Beanstandung meines Vaters im neuen Buch, dass ich dort erzähle, wie er im Gymnasium einmal sitzen geblieben ist. Das ist mehr als 50 Jahre her und kratzt anscheinend immer noch an seiner Ehre.
Im Buch musst du deinem Vater erklären, wie man Windows installiert oder eben, wie man Ravioli in der Mikrowelle warm macht. Was ist denn das Wichtigste, das dir dein Vater erklärt / beigebracht hat?
Ich bin das, was ich bin, weil meine Eltern sind, wer sie sind. Sie haben meine Werte, meine Moral und mein Verständnis von Richtig und Falsch geformt. Und dafür bin ich ihnen dankbar.
Hast du Tipps für uns, wie man am besten mit Eltern-Anrufen umgeht?
Einen Anrufbeantworter kaufen, aber dann entgehen einem viele Lacher.
Vier Bücher gibt es bereits – was meinst du, wie lange das Thema „Lehrereltern“ noch trägt? Denkst du bereits an neue Bücher?
In meinem Liveprogramm „Das Leben ist kein Pausenhof“ machen meine Erfahrungen als Lehrerkind vielleicht noch 20 % der Show aus. So lange die Leute Spaß daran haben und meine Eltern einverstanden sind, erzähle ich von ihnen. Ansonsten hält aber auch mein Leben mit Nadja und meinem Mops Otto genug Komik bereit.
Ganz neu machst du jetzt auch Radiocomedy mit den „1LIVE HACKS“ – was ist anders auf diesem Kanal für dich und wie kam es dazu?
Ich hatte die Ehre das Comedyformat „Generation Gag“ bei 1Live moderieren zu dürfen und darf dieses Jahr auch bei der XXL Comedynacht in der Lanxess Arena vor 15.000 Leuten unter der Präsentation von 1Live auftreten, durch die gute Partnerschaft mit dem Sender kam es letztlich zu dieser gemeinsamen Idee, und ich freue mich wirklich, weil die Clips, die ich bisher geschrieben und aufgenommen habe, wirklich lustig geworden sind.
Findest du es nicht auch super, dass ich als BVB-Fan geschafft habe, in keiner Frage darauf herumzuhacken, dass du gebürtiger Gelsenkirchener bist?
Ich bin selbst BVB-Fan… aber pssst, lass das niemanden aus meiner Heimat hören.
Immer meine letzte Frage: Was machst du, wenn dir langweilig ist?
Schreiben. Mir ist allerdings nicht oft langweilig, weil ich das Glück habe, einen kreativen Job zu haben, in dem ich eigentlich immer etwas zu tun habe. Beispielsweise Interviews zu geben.
Danke für das Interview. Abschließend gibt es noch eine kleine Leseprobe, die im Rahmen eines Facebook-Livestreams von Bastian gelesen wurde (geht ab etwa 17:30 los):
Bilder: copyright Guido Engels.
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