Hui, ein Neunerpack dieses Mal! Und sogar mit einigen Platten, die erst nächste Woche auf den Markt kommen. Und ein hoher Anteil deutsch(sprachig)er Musik ist auch dabei und das ist noch nicht mal schlecht! Wow. Und dabei hat sich irgendwie zufällig (ich musste nur ein Album verschieben) eine erstaunlich lang laufende Tendenz in meinen Bewertungen. Da sag nochmal einer, ich würde alles gleich bewerten! Dabei habe ich die eigentlich auch besprechenswerten Alben von Biffy Clyro, Cults und Dream Nails nicht mal dabei…
Review: Ultra Mono (IDLES)
Release: 25.09.2020 | Genre: Alternative-Industrial-Rock | Spotify
Beginnen wir doch ausnahmsweise mal mit meinem Album des Monats. IDLES kommen willkommen brachial daher und machen direkt mit dem Opener „War“ klar, dass „Ultra Mono“ ein perfekter morgendlicher Wachmacher und nachmittäglicher Energiebringer ist. Stakkato Gitarren-Riffs brechen so regelmäßig über einen ein, wie ein gewaltvolles Eindreschen auf die bemitleidenswerten Schlagzeugfelle der Band. Unsere Trommelfelle dürfen sich aber freuen, ist die Mischung aus charakterstarker Musik und dem britischen Akzent einfach nur genial! Die Platte ist mit Sicherheit nicht für jeden etwas und mag manch Unvorbereite/n zunächst etwas verschrecken, wer sich ihr öffnet, wird aber belohnt!
Review: Re-Animator (Everything Everything)
Release: 11.09.2020 | Genre: Alternative Synth-Pop-Rock | Spotify
Mit „Can’t Do“ hatte Everything Everything 2017 einen für mich persönlich absoluten Über-Track geliefert. An den kommt auf „Re-Animator“ zwar leider kein Song heran, die Gesamtperformance des neuen Albums ist aber erfreulich konstant auf höherem Level anzusiedeln. Die Harmonien sitzen und auch der Wechsel zwischen seichtem „Jammer-Sound“ und etwas rockigeren Passagen funktioniert. In Songs wie „Big Climb“ geht es gesanglich gar mal in tiefe Bruststimmen-Regionen oder es wird in Sprechgesang-Passagen ordentlich aufs Tempo gedrückt, was für willkommene Dynamik sorgt. Manche Songs wie „It Was a Monstering“ erinnern an Radiohead zu „In Rainbows“-Zeiten, was ja jetzt auch nicht verkehrt ist.
Review: Rookery (Giant Rooks)
Release: 28.08.2020 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Nach drei EPs beglückt uns die Indie-Band aus Hamm nun endlich auch mit einem standesgemäßen Debütalbum. „Rookery“ ist eigentlich vieles, das Fans der ersten Stunden bereits kennen, aber es wirkt, als habe man die Zeit gekonnt für den Ausreifungsprozess dieser so wichtigen ersten Platte genutzt. Astreinen Indie-Sound mit mal mehr Rock- und mal mehr Pop-Einfluss gibt es auf „Rookery“ zu hören, was nicht selten zum Tanzen einlädt. Neben dem bereits vorherigen Single-Kracher „Wild Stare“ weiß mich vor allem das zackige „What I Know Is All Quicksand“ zu begeistern, das ich gar als stärksten Song der Platte ansehe. Gelungenes Debüt!
Review: Lightwolf (WEEKEND)
Release: 11.09.2020 | Genre: Hip Hop | Spotify
Ich muss gestehen, von WEEKEND vor „Lightwolf“ nicht viel mitbekommen zu haben. Aber das ist irgendwo auch okay, denke ich, steige ich doch mit dieser Platte pünktlich zum neuen Kapitel des Deutschrappers ein, stellt sie doch das erste Album dar, das in Eigenregie über das neu gegründete Label ilovewochenende veröffentlicht worden ist. Darauf zu hören gibt es vor allem textlich interessante Konstrukte, die kleine wie große Gesellschaftsdinge treffend beobachten und mit Wortwitz begleitet. Nicht immer kann mich dabei das zugrundeliegende Beat-Geflecht begeistern, da ist denke ich noch Luft nach Oben. Kaum dachte ich, dass mich WEEKEND an Fatoni erinnert, gibt es einen Track mit jenem, kaum denke ich weiter, dass entsprechend auch ein Feature mit Mine passen könnte, folgt auch das – dachte ich, aber nein, es ist Jojo, die in „Kotzen“ singt. Und sagt WEEKEND selbst noch, dass sich ja alle auf K.I.Z. einigen könnten, so klingen manche Tracks (wie z.B. „Boxen“ oder „GEH WEG“) schon recht stark nach der erfolgreichen Rap-Kombo. Insgesamt ein gefälliges Album, das jedoch seine Höhen und Tiefen mitbringt.
Review: Roof Came Down (Jonas Alaska)
Release: 25.09.2020 | Genre: Singer-Songwriter | Spotify
Ach, Jonas… 2016 noch mein Album des Jahres, 2017 bereits aus Enttäuschung heraus nicht mal in den Top 50, und jetzt scheint sich zu bewahrheiten, dass der Ausrutscher eher nach Oben denn nach Unten passiert ist. Auch „Roof Came Down“ weiß mich leider nicht zu überzeugen. Der Opener „I Don’t Wanna Die“ ist noch erfreulich stimmig, auch „Joey Poiriez“ und „Goodbye“ sind noch gute Ansätze, die vor allem mit starken Melodien daher kommen. Ansonsten verliert die Platte ordentlich an Struktur und Kontrastwirkung. Uptempo gibt es eh so gut wie gar nicht, viel mehr verliert sich das Album in beinahe an lockere Jam-Sessions erinnernde Spielereien. Schade.
Review: Fun Fun Fun (PANDA LUX)
Release: 25.09.2020 | Genre: Indie-Pop-Rock | Spotify
Anzeige ist raus! An die Verbraucherzentrale wegen irreführender Werbung. Denn „Fun Fun Fun“ gibt es im ohrenscheinlich ironisch betitelten Album von PANDA LUX leider nicht wirklich zu hören. Ein „Fun“ geht vielleicht noch klar, aber darüber hinaus? Die Bridge von „Malle“ ist super und auch das etwas verquere „Bar France“ belebt noch etwas, ansonsten klingt vieles aber eher nach einem melancholischen Max Herre, der sphärische Gitarren-Klänge für sich entdeckt hat. Das Runterziehen beginnt bereits mit Track 2, „Arschloch“ lässt nochmalig „In Rainbows“ von Radiohead aufblitzen und stimmt das Tanzbein auf eine recht arbeitslose Stunde ein. Ne, nicht so meines, tut mir leid. Aber hey, „Staub“ ist noch ganz schön geworden:
Review: Idiotenparadies (PIPPA)
Release: 28.08.2020 | Genre: Indie-Hip-Pop | Spotify
34 Minuten leicht durchgeknallte Musik liefert PIPPA – und eine Erklärung dafür gleich mit: „Wien du machst mich verrückt“. Aber so ein bisschen Abwechslung zum Pop-Allerlei ist ja gerne gesehen gehört! Ist das im Autotune-Refrain verschroben daher kommende Titeltrack noch ein beinahe klassischer Opener, dreht das tolle „Egal“ schon etwas mehr am Originalitäts-Rad. Es folgt asiatisch angehauchtes Zitterspiel, ein „Inkognito“-Ruf, auf den Nena stolz wäre und ein beinahe verstörend anarchisches „Tagada“. Tatsächlich gefällt mir nach all dem kleinen Irrsinn der klassisch-ruhige Abschlusstrack „Coco Chanel“ beinahe am besten. Stimmlich erinnert mich das ein bisschen an Dota. Nur eben in ausgeflippt. Und das ist ganz gut so.
Review: Kopfkarussell (Soeckers)
Release: 25.09.2020 | Genre: Indie-Rock-Pop | Spotify
„Komm schon – schlaf bei mir“ oder „Ich will nur dich“ – an einigen Stellen drohen die Lyrics der Münsteraner Band Soeckers leider etwas zu sehr in Revolverheld-Sphären zu dringen. Musikalisch ist das zum Glück größtenteils anders, da gibt es beim angenehmen „Buch über gar nichts“ gar ordentlich Brit-Rock-Vibe zu spüren. Leider sind mir persönlich dieses Momente noch zu rar gesät, sieht man so das höhe Potenzial der Band, das aber leider noch nicht gänzlich ausgeschöpft wird. Der Titeltrack „Kopfkarussell“ demonstriert das ganz gut, vor allem die Bridge gefällt mir hier sehr:
Review: Death of the Party (The Magic Gang)
Release: 28.08.2020 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Wer Giant Rooks mochte, wird The Magic Gang lieben. Nochmal etwas klassischer wirkender Indie-Rock mit viel Brit-Charme. Zwischendurch droht die Energie etwas abzuflachen, aber die Platte schafft immer die Kurve zu bekommen, teils auch durch erstaunlich funkige Einlagen. Meine Highlights: „What Have You Got To Lose?“ und tatsächlich alle drei Bonus-Tracks, bei denen ich mich wundere, weshalb sie lediglich diesen Status besitzen…
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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