Nach der krassen Auswahl zuletzt waren die letzten Wochen für mich mit eher weniger Auswahl behaftet. Dennoch habe ich ein beredenswertes Sixpack musikalischer Natur gefunden, das ich euch vorstellen bzw. mit meiner hoch-subjektiven Meinung veredelt wissen möchte. Mit dabei ist endlich auch eine Platte, die ich seit einigen Wochen höre und die nun endlich erscheint!
Review: Cause and Effect (Keane)
Release: 20.09.2019 | Genre: Pop | Spotify
Eigentlich waren Keane ja noch nie so wirklich rockig, aber einige ihrer alten Hits haben mich schlichtweg mehr gepackt und mitgerissen als das, was größtenteils in „Cause and Effect“ durch die Lautsprecher dudelt. Das ist melodisch, das ist verträumt, das hat auch Melodie und Mitwipp-Faktor (zum Beispiel bei der Single „The Way I Feel“ oder „Love Too Much“) und auch seichtere Songs wissen manchmal tolle Stimmung zu erzeugen (z.B. „Strange Room“). Dann sind da aber auch Verbrechen wie das vor allem am Ende schier unerträglich unendlich repetitive „Put The Radio On“ dabei, die einfach schaurig sind. Hinten raus geht dann ganz die Luft raus und beim Titel „I’m Not Leaving“ denkt man sich „Och, wieso eigentlich nicht…?“ und beim abschließenden „I Need Your Love“ kann ich nur mit dem Kopf schütteln: gibt es nicht. „Cause and Effect“ halt.
Review: The Fall of Hobo Johnson (Hobo Johnson)
Release: 13.09.2019 | Genre: Hip Hop | Spotify
„Typical Story“ hatte ich ja ziemlich abgefeiert und dadurch erst so richtig Hobo Johnson kennen und schätzen gelernt. Auch wenn der Track leider nicht wirklich repräsentativ für die gesamte Platte ist, so weiß sie doch viele andere tolle Dinge für einen bereitzuhalten. Charisma, Originalität, Geschichten-Erzählen, Sound-Experimente und einfach ein grundweg toller Vibe. Seine fassettenreiche Stimme lässt uns bei Party-Tracks energisch mitgehen, aber auch Gefühle mitfühlen bei ruhigen Tracks wie „Uglykid“ oder „I Want A Dog“. Hobo Johnson ist Geschichtenerzähler der coolen modernen Sorte, der verspielt über Elementares und total Unsinniges referiert. Mal musikalischer, mal „gelesener“. Beim Konzept-Track „You & The Cockroach“ wird die Evolution etliche Runden nacherzählt, was eher einem Vortrag beim Open Mic-Abend nahe kommt. Aber genau solche Dinge machen „The Fall of Hobo Johnson“ aus, auch das eher verquere „Sorry, My Dear“, das ich zunächst gar nicht mochte, aber eben auch Charakter hat. Man muss sich etwas reinhören, wird dann aber umso mehr belohnt. Ich fühle mich erinnert an eine Mischung aus Asher Roth zu „Asleep in the Bread Aisle“-Zeiten und Childish Gambino. Mehr!
Review: Philophobia (Amber Run)
Release: 27.09.2019 | Genre: Alternative-Pop-Rock | Spotify
Puh, schwere Sache. Die Vorabsingle „Neon Circus“ ist ungemein stark, aber auch der mit Abstand beste Track auf dem Album. Ähnliches sucht man größtenteils vergebens, am ehesten können „Carousel“, „The Darkness Has A Voice“ und „Entertainment“ noch mithalten und den „Nothing But Thieves“-Gedächtnis-Drive erhalten. Ansonsten wird leider häufig zu viele Gänge zurückgeschalten, bzw. die Balance der Platte gefällt mir nicht so ganz. Das ist dann auch alles nicht schlecht, aber eben anders, als ich es mir durch „Neon Circus“ erhofft hatte.
Review: Difference (we had to leave.)
Release: 20.09.2019 | Genre: Indie-Rock | Spotify
2016 haben es we had to leave noch geradeso in meine Topliste der besten Alben des Jahres geschafft gehabt. Ob dieses Jahr mehr als Rang 49 für das deutsche Indie-Trio rausspringt, kann ich noch nicht sagen, aber nach ein paar Einstiegsschwierigkeiten habe ich mich doch dann gefällig in „Difference“ reinhören können. Die Jungs liefern ehrlichen Indie-Rock mit eingängigen Gitarren-Wänden, treibendem Schlagzeug und Gesang mit Charakter. Der dichteren Instrumentalität und allgemein fehlenden Leichtigkeit ist dann aber auch geschuldet, dass die Melodien nicht so schnell greifen. Da wäre sicher noch mehr drin, wenn man noch eine Prise „alte“ Two Door Cinema Club oder „Arctic Monkeys“ reinwerfen würde.
Review: Power Nap (Ilgen-Nur)
Release: 30.08.2019 | Genre: Pop-Rock | Spotify
In eine gar nicht mal soo andere Kerbe als we had to leave. schlägt Singer-Songwriter-Rockerin Ilgen-Nur. Selbst ihre eher tief gelagerte Stimmlage passt da ganz gut in den Vergleich. Und dann stammt sie auch noch ebenfalls aus Deutschland. Letztlich würde ich ihr Album aber einen Tacken niedriger anlegen. Dennoch sind ein paar sehr schöne Songs dabei, zum Beispiel „Easy Way Out“ oder das wunderbar kraftvolle „You’re A Mess“.
Review: The Big Picture (Last Train)
Release: 13.09.2019 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Oldschool Brit-Pop schlägt einen bei Last Train entgegen. Dabei stammt die vom Sound an Oasis erinnernde Band aus Frankreich. Und neben schnelleren und lauteren Stücken setzt es auch immer mal ruhiger und bis beinahe zum Stillstand verlangsamende Stücke. Das bleibt aber stets Gitarren-geleitet und interessant. Teils passiert das auch in ein und demselben Song, wie zum Beispiel beim zehnminütigen Abschluss-Monster und Titeltrack „The Big Picture“, das die TV-Sendung „Galileo“ aber mal sowas von alt aussehen lässt:
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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