Sieben Platten habe ich heute ungewohnterweise für euch im Angebot. Die reichen zwar teilweise auch ein paar Wochen zurück, aber zumindest eine reicht auch ähnlich weit voraus, daher sollte das passen. Musikalisch gibt es zudem einige Nuancen des Rock-Pop-Bereiches zu hören – wie immer natürlich mit Anspieltipps und Beispiel-Musikvideos!
Review: „HELL“ (Die Ärzte)
Release: 23.10.2020 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Acht Jahre nach „auch“ gibt es also das 13. Studioalbum der selbsternannten besten Band der Welt. Da ich kurz nach meiner letzten Kurzreviews-Ausgabe bemustert worden bin, dürftet ihr mittlerweile eh alle reingehört haben, weshalb ich mir die Details jetzt mal spare. In gewohnt ironischer Manier spielen Die Ärzte mit Worten, Erwartungen und musikalischen Elementen. Dass „ACHTUNG: BIELEFELD“ dann auch noch eine Ode an die Langeweile ist, gefällt mir natürlich ausgenommen gut! Allgemein gefallen mir so einige Songs, bei denen ich mich wunderer, weshalb nicht diese, sondern (neben dem durchaus gefälligen „MORGENS PAUKEN“) das mittelprächtige „TRUE ROMANCE“. Aber gut, Ohrwurm-Charakter hat es unbestritten… Dann aber doch lieber „PLAN B“! Aber es gibt wirklich für jeden Musikgeschmack etwas, ein bisschen wirkt „HELL“ wie ein Schnelldurchlauf durch das musikalische Schaffen der Band. Von UK-Punk (oy!) über „Westerland“-Gefühle („Das letzte Lied des Sommers“) bis hin zur Instrumentalisten-Ode (dieses Mal wird den Gitarristen gehuldigt!). Insgesamt ein schönes Album, wobei das Problem daran, dass es für alle etwas parat hält, eben auch ist, dass für bestimmte Geschmäcker einiges nicht zu 100% passt.
Review: „Moral Panic“ (Nothing But Thieves)
Release: 23.10.2020 | Genre: Rock | Spotify
Auch hier war ich nach den Vorab-Veröffentlichungen minimal skeptisch, aber „Moral Panic“ ist eine richtig starke Platte geworden! Das Beginn bereits mit dem sehr energetischen Opener „Unperson“, der einem mit einem „This is not what you think it is – it’s worse!“ die erste ideal auf das Jahr 2020 passende Phrase entgegen wirft. Passend dazu geht es mit „Is Everybody Going Crazy?“ weiter. Danach gibt es eine passend wirkende Mischung aus geruhsameren Gesangspassagen und härteren Gitarrenriffs zu hören. Zu meiner Freude wissen auch zunächst langsamere Songs, wie „Phobia“ bspw., hinten raus nochmal auszubrechen. Dass Connor eine begnadete Stimme hat, mit der auf einzigartige Art und Weise fassettenreich zu spielen weiß, ist klar, dass die Band ein Gespür für Melodien hat, sowieso. Hier sind wieder etliche Songs dabei, die live gespielt einfach genial wirken dürften – umso schlimmer, dass das gerade etwas schwer umzusetzen ist… Etwas mehr Kante hier und da hätte ich mir persönlich gewünscht, aber „Can You Afford to Be An Individual“ weiß dafür mit ein paar experimentelleren Sounds aufzuwarten. Schönes Ding!
Review: „RAZZMATAZZ“ (I DONT KNOW HOW BUT THEY FOUND ME)
Release: 23.10.2020 | Genre: Synth-Rock-Pop | Spotify
Nachdem die Debüt-EP „1981 Extended Play“ 2018 gar Platz 10 in meiner Jahrestopliste der besten Musikalben geschafft hatte, folgt jetzt also das erste richtige Studioalbum des musikalischen Duos, das u.a. Panic!-at-the-Disco-Wurzeln besitzt. Dieses Gespür für tanzbare und eingängige Melodien bekommt man auch weiterhin zu hören, so ein bisschen fehlt mir aber der Charakter im Vergleich zur EP. Wobei man der Band ja zugutehalten muss, dass sie nicht etwa ein paar weitere Tracks herumgebaut haben, sondern tatsächlich keinen einzigen mit auf die große Platte genommen haben. Schönes gibt es dennoch zu hören. Wer iDKHOW mal live gesehen hat, dürfte die tolle Hommage „Nobody Likes The Opening Band“ bereits gehört haben, aber auch „New Invention“, „Sugar Pills“ oder „Lights Go Down“ gefallen mir sehr. Viel Retro-Charme, viele musikalische Spielereien und viel Tanzbares – gibt schlechtere Debüts!
Review: „Twisted“ (Marina Kaye)
Release: 06.11.2020 | Genre: Pop | Spotify
Endlich mal ein Album aus dem November! Versteht mich nicht falsch, Marina Kaye hat eine Wahnsinns-Stimme – aber so ganz unverwechselbar ist sie (vor allem in Kombination mit der Art Musik) nicht wirklich. In einem Musikquiz würde ich vermutlich „joa, eine von den vielen Arianne Grandes da gerade.. Dua Lipa… oder so..“ in den Raum werfen, ohne eine Ahnung zu haben. „Blind Heart“ könnte 1:1 vom Lady-Gaga-Film stammen. Tatsächlich ist es nicht so poppig, wie bei einigen ihrer Kolleginnen, aber vieles bleibt dann leider doch auch hinter den Möglichkeiten zurück. Mehr Uptempo, vor allem aber mehr musikalische Komplexität im Arrangement würde mir persönlich gefallen. Aber gut, Geschmackssache, wie so oft.
Review: „Some Time, Alone“ (Pale Honey)
Release: 06.11.2020 | Genre: Indie-Synth-Pop-Rock | Spotify
Zunächst mal ist das hier definitiv ein Anwärter auf den Titel des schönsten Albumcovers! Aber auch abseits dessen weiß „Some Time, Alone“ zu gefallen. Das fängt mit der leicht genervt wirkenden Attitüde im Opener an, der an „The Ting Tings“ erinnert, weiß sich aber schnell deutlich abwechslungsreicher zu zeigen. „Treat You Good“ erinnert eher an Synthie-Indie-Songs á la „Chvrches“ oder so. „Killer Scene“ ist ein absolutes Brett, mit den folgenden „Bad Thing“ und „Set Me Free“ bildet es die wohl stärkste Passage der Platte. Insgesamt ein interessanter Genre-Mix, dem es jedoch bisweilen an Durchschlagskraft fehlt. Vielleicht hat die Gesangsstimme auch hier und da bereits ihre Grenzen erreicht.
Review: „IV“ (The Elwins)
Release: 23.10.2020 | Genre: Indie-Rock | Spotify
„Something is happening here“ sollte man spätestens verstanden haben, nachdem es einem gebetsmühlenartig unzählbare Male im Opener entgegen gesprochen wird. Ja, das droht bereits, nervige Ausmaße anzunehmen… Ansonsten kann man sich aber auf viel eher klassischen Indie-Rock freuen, der selbst in den ruhigeren, beinahe folkigen Momenten, wie bei „I Will“, zu überzeugen weiß. Gerade der Mix aus Uptempo-Einlagen und langsamen Passagen gefällt mir hier ausgesprochen gut. Meine persönlichen Highlights: „Hung Up“, „Take Me All The Way“ und „Rockin‘ The Horse“.
Review: „Something To Feel Good About“ (Will Joseph Cook)
Release: 27.11.2020 | Genre: Singer-Songwriter-Indie-Pop | Spotify
Will Joseph Cook? Yes, he will! Soul food for your ears. Den direkt in gute Stimmung und Bewegung versetzenden Opener „Be Around Me“ hatte ich ja bereits hier im Blog. Auch der Rest ist größtenteils funky-verspielt, aber das Album verliert leider recht schnell das Tempo und die Energie der ersten Tracks und findet sie auch nicht wieder. Das ist etwas schade, denn auch hier war deutlich mehr drin. Dennoch eine sehr gelungene Platte mit vielen schönen Momenten!
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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