Dieser Monat bzw. die Auswahl zu dieser Ausgabe meiner Kurzreviews war ein bisschen enttäuschend. Gerade so habe ich noch vier Alben zusammenkratzen können, wobei ich beim letzten leider viel zu selten reinhören konnte. Und allgemein sind die Bewertungen dieses Mal recht mau ausgefallen. Irgendwie passt das ganz gut zur dunkel-kalten Herbstatmosphäre, aber vermutlich ist das die schlechteste Ausgabe des Jahres. Nur so als Vorwarnung (was ein Teaser, ich weiß, jetzt habe ihr alle total Lust, weiter zu lesen und hören…).
Review: 2042 (Kele)
Release: 08.11.2019 | Genre: Pop-Rock | Spotify
Der Bloc Party-Frontmann hat bereits einige Solo-Projekte umgesetzt, seien es eigene Alben oder Features bei Dance-Tracks bekannter DJs. „2042“ hat mich wie mehrere Alben diesen Monat beim ersten Durchgang eher enttäuscht, obwohl die Erwartungen bereits relativ niedrig waren, haben mich seine eigenen Alben bisher nicht so flashen können. Auch „2042“ ist jetzt keine Goldgrube für geniale Songs, aber einige Melodien jagen einen dann doch länger als erwartet und die Stimme von Okereke ist einfach einzigartig und schön anzuhören. Musikalisch ist es sehr abwechslungsreich und hin und wieder wird es erfreulich rau und in Richtung seiner eigentlichen Band, wie bei „Let England Burn“, großtenteils ist es aber doch sehr seicht und mir zu lasch. Inhaltlich wird es immer mal politisch und durchaus ernst, musikalisch kann es mich aber insgesamt leider nicht gänzlich überzeugen.
Review: MCID (Highly Suspect)
Release: 31.10.2019 | Genre: Hip Hop-Geschwurbel mit Rock-Elementen | Spotify
Entgegen der Kele-Platte hatte ich mich auf das neue Album von Highly Suspect sehr gefreut. Dieses Mal haben sie sich etwas mehr Zeit genommen und so sehr ich von der Live-Performance vergangenes Jahr in Berlin geschockt war, so gut waren die Alben halt. Aber nein, „MCID“ geht absolut in die Richtung, die es auf den Konzerten zu sehen gibt. Unnötig eingemischter Hip Hop, eine übertriebene „No fucks given“-Attitüde und viel Enttäuschung. Auch hier habe ich nach dem ersten Durchlauf beinahe verzweifelt und hätte vermutlich noch weniger Sterne gewertet. Aber man muss ihnen lassen: eingängige Melodien können sie. Selbst die von mir zunächst als Pop verhasste Single „16“ bringt einen irgendwann zum Mitwippen und -Singen. Neben Pop, Trap-Beats und anderen Experimenten gibt es aber auch noch ein bisschen echten Rock zu hören. „Canals“, „Upperdrugs“ oder auch das gelungene „SOS“ geben ordentlich Gas und konnten das Rating dann doch noch retten. Dazu gibt es mit „@tddybear“ ein Feature mit Nothing But Thieves. Insgesamt dann nach mehrmaligem Höre und darüber nachdenken immerhin eine okaye Platte, aber beide Vorgänger waren um Längen besser und vor allem stilistisch stringenter. Mal schauen, wohin die Evolution der Band noch führen wird. Und wie das Konzert Anfang Dezember wird…
Review: Reckless Dreamers (Felin)
Release: 01.11.2019 | Genre: Singer-Songwriter-Rock | Spotify
Viel Uptempo gibt es auf der Debütplatte der Skandinavierin Felin zu hören. Ob verspielt tanzbar wie bei der Single „Money Honey“ oder rockig, wie bei den beiden ersten Tracks „Red Lights“ und „Black Heart“. Leider verschwinden die Gitarren danach größtenteils und es wird deutlich Dance-Poppiger, aber es bleibt stets lebendig und abwechslungsreich, ohne dabei komplett vom Pfad abzuweichen. Ein gelungenes Debüt mit viel Herz, Schmerz und Energie und somit meine Platte des Monats.
Review: Infancy (The Ninth Wave)
Release: 15.11.2019 | Genre: Dark Wave-Rock | Spotify
Hier habe ich viel zu selten reinhören können, das Album ist auch heute erst erschienen. Und ich bin noch immer etwas verwundert, dass das von mir premierte Musikvideo zur Single „A Wave Goodbye To The People Who Said I’d Win“ mittlerweile offline genommen worden ist. Abseits dessen bleibt vor allem zu sagen, dass Leuten The Ninth Wave gefallen dürfte, die die White Lies mögen. Die tiefe Stimmlage, die Synthesizer – das passt teilweise schon erschreckend genau. Nur bleibt es insgesamt deutlich rockiger und schneller, was mir gefällt. Dennoch bleibt bei mir nach zwei, drei Durchläufen nicht allzu viel hängen. Vielleicht ist mir der Sound dann doch zu schwerwiegend-melancholisch geraten.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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