Eigentlich wollte ich euch heute was zum neuen PVRIS-Album schreiben, aber das wurde kurzerhand auf Ende August verschoben. Dann eben in der nächsten Ausgabe! Dennoch habe ich auch in dieser Juli-Ausgabe der Kurzreviews genug Auswahl, unter anderem mit zwei heutigen Neuerscheinungen. Und ab dafür!
Review: 404 (Portmonee)
Release: 10.07.2020 | Genre: Syndie | Spotify
Starten wir direkt mit einem Kandidaten für das Album des Monats. Die Berliner Portmonee gibt es bereits seit 2006, für mich hat es aber 14 Jahre gebraucht, sie kennen und schätzen zu lernen. Ihren Stil beschreiben sie als „Syndie“, was eine Mischung aus „Synthie“ und „Indie“ ergeben hat. Synthesizer hört man jetzt gar nicht mal so viele im aktuellen musikalischen Mix. „404“ ist vielmehr moderner deutscher Indie-Rock mit Pop-Elementen, vor allem zum Mitsingen anregende Refrains und zum Tanzen einladende Rhythmiken. Bei „Wild Wild East“ fühle ich mich jedes Mal aufs Neue an die Kytes erinnert, an anderen Stellen an Bilderbuch oder ein sanfteres Heisskalt. Nicht die schlechtesten Vergleiche. Mir gefällt „zu viel love“ glaube ich am besten. Aber weil ich das ja bereits hier hatte, gibt es unten was anderes. Tolles Album!
Review: Wherever I Go, I Want To Leave (Love Fame Tragedy)
Release: 10.07.2020 | Genre: Wombats-in-Grün | Spotify
Vor etwas über einem Jahr wurde bekannt, dass The Wombats-Sänger Matthew Murphy fortan auch solo sein Glück versucht. Zwei EPs haben zwischenzeitlich verdeutlicht, dass der musikalische Vibe dem sehr nahe kommt, was sein Bandprojekt zuletzt veröffentlicht hat. Vielleicht noch eine Spur seichter, mehr Synthies anstelle von Gitarren. Aber markant ist und bleibt natürlich Murphys Stimme. Jetzt erschien sein Debütalbum und wer zuvor gut aufgepasst hat, kennt den Großteil und somit vor allem auch die besten Songs darauf längst. Etwas schade, da einzelne Tracks so eine andere Ausgangslage haben. Die wirklich neuen fügen sich aber ganz gut als „Füllmasse“ ein, um der Platte ein abgerundetes Gesamtbild zu verschaffen. Dennoch will es mich bis auf wenige Ausnahmen nicht ganz kicken, dafür ist es zu kantenlos, vor allem in der zweiten Hälfte, auch wenn es stets eingängig bleibt.
Review: Amends (Grey Daze)
Release: 26.06.2020 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Es fühlt sich seltsam an. Da hört man (für sich selbst) neue Musik und hört Chester Benningtons Stimme. Der nicht mehr unter uns weilende Frontmann von Linkin Park hat vor dem großen Durchbruch bei der Alternative-Band Grey Daze mitgewirkt, die sich 1998 aufgelöst hatte. Für 2017 war eine Reunion geplant, doch kurz zuvor nahm Bennington sich selbst das Leben. Der Plan, einige alte Songs nochmal runderneuert produziert raus zu bringen, wurde aber weiterhin verfolgt. Und so gibt es mit „Amends“ einige Tracks zu hören, die auch gut und gerne Fülltracks oder B-Seiten bei LP hätten sein können. Man merkt aber insgesamt schon, dass dem Großteil der Tracks Komplexität abgeht. Das muss nicht immer schlecht sein, absolutes Durchbruch-Material ist das aber eben nicht. Zwischendurch gibt es aber gute Break-Momente (wie in „The Syndrome“) und Chesters Stimme ist und bleibt besonders und ein absolutes Brett! Noch empfehlenswert: „In Time“, „Sickness“ und das wirklich großartige „Just Like Heroin“:
Review: The Cause of Doubt & a Reason to Have Faith (L.A. Salami)
Release: 17.07.2020 | Genre: Indie-Wirr-Warr | Spotify
Happy Release Day! Mein verwirrter Gedanke, dass auf dem neuen Album lediglich sieben Tracks sind, wurde schnell von vielen anderen wirren Gedanken abgelöst. Denn der einleitende Titeltrack hat gleich mal eine Länge von 10:46 Minuten und wirkt wie eine durch leichte Drogen angetriebene Jam-Session. Aber in all dem Wirr-Warr der 44 Minuten Album gibt es auch ganz viel Leidenschaft und gute Musik zu hören. Man muss sich nur darauf einlassen. Selbst vereinzelte Rap-Einschübe gibt es zu hören. Ich bin letztlich aber anscheinend eher so ein Typ für griffige Radio Edits und vermisse die Babyshambles-haften Indie-Songs, die beim Vorgänger deutlich griffiger daher kamen. Dass das noch geht, demonstriert der passenderweise „Things Ain’t Changed“ getaufte Song ganz gut:
Review: So When You Gonna… (Dream Wife)
Release: 03.07.2020 | Genre: Indie-Punk-Pop | Spotify
„Fuck, Sorry, Fuck, Please will you so kindly start again?“ heißt es in den ersten Momenten der Platte und man weiß spätestens beim schrillen Gesang kurz darauf, dass es schroff zugehen wird. I like! Zwischendurch wirkt es ein bisschen, als wäre Gwen Stefani wieder jung geworden und hätte Bock, mit No Doubt so richtig abzurocken, ohne etwas auf Konventionen oder Radiotauglichkeit zu geben. Dass es aber handzahmer geht, zeigen Songs wie „Validation“ oder „Temporary“, die dennoch eingängig bleiben und Charakter besitzen. Insgesamt bleibt das Album erfreulich abwechslungsreich und Beat-orientiert. „So When You Gonna…“ ist einer meiner Lieblingstracks und war ja erst in meinen Tippi Toppi Musikvideos, daher hier der Opener in Videoform:
Review: The Glow (DMA’S)
Release: 10.07.2020 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Im Mai 2018 schrieb ich vom nicht ausgereizten Potenzial der Vorgängerplatte und auch beim ersten Durchgang von „The Glow“ fühlte sich das zu verwaschen an. Aber mit der Zeit kam dann doch deutlich mehr bei mir an. „Never Before“ ist Oasis pur, „Cobracaine“ könnte auch eine seltsame David-Guetta-Geburt sein, dazwischen gibt viel eingängigen Indie-Rock-Pop, der mir aber insgesamt noch immer zu weich ist. Das scheint dann nach zwei Platten wohl der eingeschlagene Weg sein. Nicht schlecht, aber eben auch nicht ganz gut.
Review: Waking (Janice Prix)
Release: 17.07.2020 | Genre: Harter Pop | Spotify
Zum Abschluss noch eine Platte, die heute Release Day feiert. Die Schweden liefern eigentlich astreinen Pop ab, das Genre wird ihnen aber nicht wirklich gerecht. Denn fast alle Songs wirken griffig, massiv und kommen mit Substanz daher. Ungewöhnlicher Weise wissen mich die letzten Tracks der Platte am meisten zu begeistern. „Reflections“ und „Heart“ allen voran. Kein absolutes Brecher-Album, aber eine willkommene Abwechslung.
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