Auch in 2021 soll es mit meiner monatlichen Musikalbum-Rubrik weiter gehen. Für die erste Ausgabe des Jahres gibt es zwar nicht DIE großen Namen zu hören, dafür aber erfreulich vieles, erfreulich viel Gutes und erfreulich viel Abwechslungsreiches. Die Bewertungen fallen dieses Mal zwar nicht soo unterschiedlich aus, dafür erscheinen etliche Alben erst heute oder in ein bis zwei Wochen. Aus Zeitgründen habe ich nicht jedes Album drölfzig Male durchhören können, aber für eine kurze Einschätzung sollte das reichen. Wie immer mit kleinen Hörproben und Spotify-Direktlinks zum Reinhören!
Review: „Suckapunch“ (You Me at Six)
Release: 15.01.2020 | Genre: Alternative Rock-Pop | Spotify
Der namhafteste Artist dieser Runde hat sein siebtes Studioalbum raus und weiß etwas über zwei Jahre nach „VI“ mit der eigentlich gewohnten Mixtur zu punkten. Einige stimmliche Momente haben mich an Arnim von den Beatsteaks erinnert, was schon mal nicht verkehrt ist (z.B. beim Opener „Nice to Me“), allgemein gibt es mehr Shouting und härtere Passagen zu hören. Dass es auch ruhiger geht, zeigen Parts wie der sehr melodiöse Einstieg in „Beautiful Way“. Wirkliche Ausfälle gibt es wenige, die musikalisch abseitigen Spielereien beim Titeltrack und „What’s It Like“ sprechen mich jetzt nicht so an. „Adrenaline“ und „Voicenotes“ sind noch empfehlenswert.
Review: „Introducing…“ (Aaron Frazer)
Release: 08.01.2020 | Genre: Soul-Pop | Spotify
Ich muss gestehen, der Opener „You Don’t Wanna Be My Baby“ hätte mich beinahe davon abgehalten, weiter zu hören. Zu dahingejault war mir die Kopfstimme, die Soul-Fans alter Tage sicher erfreuen dürfte und musikalisch alles andere als schlecht ist, aber eben nicht ganz mein Geschmack. Das folgende „If I Got It (Your Love Brought It)“ fügt aber tanzbare Tunes hinzu, die mich wieder milde haben stimmen können. „Can’t Leave It Alone“ wird gar eine Stufe rockiger, so dass die hohe Stimmlage im Refrain schon an die Glam-Rock-Zeiten erinnert. Leider wird es danach größtenteils wieder seichter. Da sind tolle Tracks wie „Lover Girl“, „Girl on the Phone“ oder das tolle „Over You“ bei, aber insgesamt ist es einfach nicht ganz mein Genre, fürchte ich.
Review: „Cooler Returns“ (Kiwi Jr.)
Release: 22.01.2020 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Ein bisschen alter Ramones-Charme schallt durch die Boxen, wenn man (zumindest innerlich) „Undecided – VO-TERS!“ mitgrölt. Vor allem dieser Song sowie der Titeltrack „Cooler Returns“ sind sehr gelungen und zeigen, welch eingängiges Potenzial in der Musik der Band liegt. Man könnte kritisieren, dass viele Songs musikalisch zu ähnlich sind, bis auf „Dodger“ bricht da wenig aus dem klassischen Setting raus. Ist aber nicht schlimm, wenn das Niveau allgemein zumindest mal solide bis gut ist.
Review: „Collapsed in Sunbeams“ (Arlo Parks)
Release: 29.01.2020 | Genre: R’n’B-Pop | Spotify
Was Aaron Frazer mir etwas zu kirlich-fromm gemacht hat, schafft Arlo Parks mit ihrer (tieferen) Stimme eine Stufe besser. Auch hier geht hinten raus ein bisschen die Puste aus, aber Songs wie „Hurt“, „Hope“ oder „Just Go“ wissen mit eingängigen Melodien und schönen Arrangements zu überzeugen.
Review: „The Hope List“ (Lonely The Brave)
Release: 22.01.2020 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Gar nicht so anders als You Me at Six geht es bei Lonely the Brave zu. Vor allem in Tracks wie „Bright Eyes“ geht es ganz gut zur Sache. Stimmlich wären wir (zumindest an einigen Stellen) hier aber eher bei Chris Cornell (Soundgarden) oder Eddie Vedder (Pearl Jam). Insgesamt fehlt mir jedoch ein bisschen die Konstanz über die komplette Platte hinweg.
Review: „Two Saviors“ (Buck Meek)
Release: 15.01.2020 | Genre: Singer-Songwriter-Melancholie | Spotify
Nach wenigen Takten dieses Albums war klar: Zach Braff wird wegen der Aufnahme in einen seiner zukünftigen Filmsoundtracks anrufen! Zu sehr ähneln musikalisches Bett und die sich überwerfende Stimme zu einigen Stücken in „Garden State“. So sehr mich der Opener „Pareidolia“ überzeugt, so sehr habe ich mich dabei ertappen müssen, in der zweiten Albumhälfte immer wieder Tracks zu skippen oder gar ganz abzubrechen. Kein gutes Zeichen. Dabei sind die ersten drei, vier Songs des Solo-Projektes von Big-Thief-Bandmitglied Buck Meek wirklich toll und ich weiß auch sehr zu schätzen, dass er das Album sogar auf Musikkassette(!) veröffentlicht hat. Dennoch letztlich zu schlaff für mich hinten raus.
Review: „Dark“ (Blackout Problems)
Release: 15.01.2020 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Wo ich heute (mal wieder) so viele Vergleiche heranführe. Bei den ersten Worten, die einem beim Opener „Murderer“ entgegen geschrien werden, denke ich zumindest direkt mal an die Donots oder ähnlich gelagerte Punk-Pop-Rock-Bands deutscher Schule. Oder kennt ihr noch 4Lyn? Da musste ich auch immer mal dran denken. Allgemein funktioniert die Mischung aus düsterer Atmosphäre, zurückgenommener Musik und dem stimmlichen Wechsel zwischen Shouting und normalem Gesang ganz gut. Highlight-Tracks sind meiner Meinung nach „Dark“ und vor allem „Drive By“, für das es aber leider (noch?) kein Video gibt.
Review: „Silver Dream“ (Moontaxi)
Release: 22.01.2020 | Genre: Indie-Pop-Rock | Spotify
Oh, Neues von Vampire Weekend? Das mag man zumindest beim Opener „Palm of Your Hand“ denken. Moontaxi wissen dort auf ähnlich geniale Art und Weise lockeres Gitarrenspiel mit hochmelodiösen Gesangseinlagen zu verbinden. Danach wandelt sich der Stil aber merklich. Es bleibt aber belebend und grundsätzlich positiv gestimmt und stimmend. Auch hier tümmeln sich die stärksten Songs zu Beginn, mein Highlight ist „Light Up“:
Review: „Zweifel“ (Sperling)
Release: 22.01.2020 | Genre: Alternative-Rock | Spotify
Nicht nur ich neige gerne zu gezogenen Vergleichen zwischen Musik-Artists, um in Worten möglichst schnell akustische Eindrücke transportieren zu können, auch und vor allem die musikalische PR-Welt spielt damit herum. Oftmals sind „die neuen XY“ dann aber alles andere als XY, da es eher ein Aufmerksamkeits-erhaschendes Stilmittel ist. Bei Sperling war meine Aufmerksamkeit durch den Vergleich zu Heisskalt adressiert worden – und der Vergleich sitzt aber mal sowas von! Viele der Tracks aus „Zweifel“ könnten zumindest vom Arrangement, den Songstrukturen sowie einigen Texten her 1:1 von der Deutschrock-Band stammen – und dann gibt es sogar auch hier einen Song über den „Mond“. Nur die Stimmlage ist deutlich tiefer und brüchiger. Das ist leider auch an einigen Stellen das, was mich stört, da sie nicht immer die Breite liefert, die der Moment erfordert. Insgesamt ist „Zweifel“ aber ein wirklich gutes Album geworden!
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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