Wie ich in meiner „Die besten Musikalben des Jahres 2019“-Topliste ja bereits angeführt hatte, war die Dezember-Ausgabe meiner Kurzreviews aufgrund einer zu geringen Anzahl besprechenswerter Platten kurzerhand ausgefallen. Jetzt bin ich wieder drin und habe genug Platten gehabt, hätte mit ein paar älteren sowie ein bisschen Februar-Ausblick auch auf deutlich mehr kommen können. Aber ich denke, ein Sechserpack aus aktuellen Scheiben ist angebracht. Da sind auch einige drunter, die erst kommende Woche rauskommen, so dass ihr euch einen kleinen Ersteinblick verschaffen könnt.
Review: Morgen anders (Smile and Burn)
Release: 10.01.2020 | Genre: Deutsch-Rock (die gute Sorte) | Spotify
Den Opener „Zubetoniert“ gab es ja bereits im Juli vergangenen Jahres als Vorgeschmack. Die weiteren neun Tracks von“ Morgen anders“ fügen sich erfreulich nahtlos an. Nicht alles hat den Punch der Vorab-Single, aber viele der eher geschrienen denn gesungenen Melodien bleiben überraschend gut im Kopf hängen. Allgemein schaffen Smile and Burn ganz gut den Spagat zwischen klassischem Schrammelrock und modernem Poprock-Anspruck. Songs wie „Mit allem falsch“ könnten mehr oder weniger 1:1 auch auf einem der neuen, deutschsprachigen Donots-Alben drauf sein, es bleibt aber größtenteils krachiger, wie beim impulsiven „Weinschorle“. Bis auf das bewusst runtergedrehte „Die schönsten Bilder“, das aber sehr gut als akustischer Break funktioniert und die Gefühle gekonnt transportieren kann, ehe zum großen Schlussakkord angesetzt wird. Schöne Platte.
Review: Seeking Thrills (Georgia)
Release: 10.01.2020 | Genre: Dance-Pop | Spotify
Auch ein mehr als gefälliges Album liefert Georgia (Rose Harriet Barnes) diesen Monat ab. Die Britin liefert ein elektronisch angehauchtes Pop-Werk, das mich so vom Opener her zwar nicht direkt gepackt hätte, einzelne Tracks und Singles haben mich dann aber doch direkt angesprochen. Der Sound ist irgendwo zwischen Chvrches und Robyn anzusiedeln, weiß aber erfreulich wandelbar zu sein. Mal verpoppt, mal ein richtiger Club-Banger. Der geilste Build-up ist definitiv in „Feel It“ zu hören und erinnert gar an The Prodigy. Schöne Abwechslung zum gängigen Pop-Einerlei.
Review: Someday Tomorrow Maybe (Lola Marsh)
Release: 24.01.2020 | Genre: Pop | Spotify
Wie bereits beim Vorgänger im Juni 2017 erhält man erneut eine peppigere Version von Lana Del Rey zu hören. Insgesamt fühlt es sich aber griffiger und abgerundeter an. Es gibt kaum noch Durchhänger und selbst die ruhigeren Songs wissen mich oft mit interessanten Einlagen zu packen. Okay, sowas wie „Give Me Some Time“ oder „Like In The Movies“ ist mir dann doch etwas zu schmalzig, aber jetzt auch nicht schlecht gemacht (und deutlich mehr Del Rey als der Rest). Leider ist die erste Hälfte dann aber doch deutlich stärker als die zweite, so dass ich nicht höher in der Wertung gehen kann.
Review: Podium (Kefeider)
Release: 24.01.2020 | Genre: Indie-Pop | Spotify
Indie-Poprock mit Funk- und R’n’B-Einlagen – also eine ganz eigene Soundmischung – gibt es bei Kefeider zu hören. Der hinter dem Künstlernamen steckende Norweger Vetle Løvgaards gibt sich erfreulich experimentell, sei es mit ausufernden Gitarren-Soli oder stark minimalisiertem Beat-Teppich unter sehr seichtem Gesang. So bleibt es abwechslungsreich und lädt sowohl zum Tanzen als auch zum melancholischen Blick aus dem Fenster hinaus ein. Das erinnert zwischenzeitlich an die weicheren „Kakkmaddafakka“-Songs. Für meinen persönlichen Geschmack hätte es gut und gerne noch ein paar Kanten und etwas Energie mehr vertragen können, aber dennoch ein gelungenes Album.
Review: The Big Exercise (The Homesick)
Release: 07.02.2020 | Genre: Indie-Pop | Spotify
Bekämen die frühen Vampire Weekend mit den frühen MGMT ein Kind, das ADHS und ein Schlagzeug besitzt, dann käme man vielleicht bei The Homesick raus. Viele treibende Beats, angenehm brechende Riffs und ein impulsiver Gesang, der bei vor Brüchen und Tempowechseln nicht zurückschreckenden Songstrukturen die Neugier des Zuhörers zu kitzeln weiß. Leider fühlen sich viele Strukturen dann irgendwann doch recht ähnlich an und zu Größerem fehlen die klareren Melodien.
Review: Thin Mind (Wolf Parade)
Release: 24.01.2020 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Nach sehr vielen Rock-verwandten Subgenres gibt es hier mal wieder richtige Gitarrenmusik zu hören. Geradeaus, mit klaren Strukturen und tanzbaren Melodien. Mir gefällt hierbei sowohl die Mischung zwischen schnellen und langsamen Passagen/Songs, als auch das Mittel in der Härte der Musik. Es bleibt stets eingängig, droht aber nie zu verpoppt zu werden. Immer wieder bieten Gitarren-Einschübe oder gesangliche Nuancen Anker und Richtpunkte. Anspieltipps: „Under Glass“ und „The Static Age“. Aber das folgende „Forest Green“ ist auch schön:
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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