Wow, da hat sich der Januar aber mal ungewöhnlich spendabel gezeigt, was interessante bis namhafte Musik-Veröffentlichungen anbelangt. Tatsächlich hätten es auch mehr sein können, aber einige Alben habe ich in den Februar geschoben und andere wiederum nicht häufig genug hören können, um unnötig aufzufüllen. So bin ich einfach mal bei der kurios-ungeraden Zahl „7“ gelandet. Beinahe noch kurioser: Keines der Alben ist bereits draußen. Also, länger als heute… Das perfekte „Release Day“-Timing also!
Review: Who Do You Trust? (Papa Roach)
Release: 18.01.2019 | Genre: Rock | Spotify
„Oh, ein neuer Song von Papa Roach? Hm…“. Die Nu-Metal-Herren haben es ganz geschickt gemacht und die schrecklich anmutende Single „Elevate“ vorab veröffentlicht, um frei nach dem Motto „Na, who do you trust?“ in die Irre zu führen. Denn der Rest des Albums ist zum Glück nicht so seicht gebacken, wie der ungewohnt poppig anmutende Track. Und ehrlicherweise wächst selbst der einem mit der Zeit ins Ohr, ob man will oder nicht… Aber bedeutet das, dass der Rest der Platte Papa Roach in Reinform ist? Nope. So gar nicht. Vielmehr hört es sich danach an, als wolle man etlichen anderen Bands in Beinahe-Cover-Manier Tribut zollen. Hier ein bisschen wie Incubus („Not The Only One“, „Maniac“), dort ein bisschen blink-182 („Feel Like Home“) oder auch Nirvana („I Suffer Well“) und dann eine ganze Schüppe Rage Against The Machine, was im Track „Renegade Music“(!) mit einem inbrünstigen „MOTHERFUCKEEEER!“ endet. Offensichtlicher geht es nicht.
Aber auch wenn der Stil über die 38 Minuten sehr wechselhaft ist, macht das Album dann doch überraschend Laune. Vielleicht ja, weil die Erwartungen gekonnt runtergeschraubt wurden. Oder, weil nach dem Opener mit dem Titel „The Ending“ doch noch weitere Songs folgen…
Review: Get Tragic (Blood Red Shoes)
Release: 25.01.2019 | Genre: Rock | Spotify
Noch ein namhafter Interpret und noch eine Nicht-Enttäuschung – was ist denn hier los?! Die Blood Red Shoes liefern mit „Get Tragic“ nach fünf Jahren ihr fünftes Studioalbum raus und es ist eines ihrer besten. Und das ist komisch, denn der Vorgänger war deutlich rotziger und kraftvoller, was ich ja sonst gerne mal bemängel. Aber dieses Album geht viel mehr unter die Haut. Die Arrangements wirken ausgefeilter, allgemein der Sound runder. Einige der Tracks dürften Fans bereits aus Vorabauskopplungen der letzten Jahre bekannt sein, wie z.B. das tolle „Bangsar“. Ansonsten toll, weil irgendwie anders und besonders: „Beverly“, „Find My Own Remorse“.
Review: MINT (Alice Merton)
Release: 18.01.2019 | Genre: Pop | Spotify
Ein internationaler Übererfolgt ist schön und gut, wenn das Album aber deutlich später erscheint als der in der Werbung etwas totgenudelte Vorzeige-Track, verpufft es etwas. Oder schadet gar. Denn ich habe „No Roots“ dann doch jedes Mal geskippt beim Durchhören. Klasse Song, keine Frage, aber ich war den zwischenzeitlich über und man kennt ihn halt schon. Mit „Why So Serious“ ist das ähnlich. Aber es gibt ja zum Glück noch weitere Tracks. Und die sind wunderbar abwechslungsreich, reichen von Marina And The Diamond zu Lilly Allen und anderen Stilen. Einfach gut produzierter und eingängiger Pop in Reinform, der sich aber auch nicht vor Ecken und Kanten scheut.
Review: Frisbee (Kytes)
Release: 25.01.2019 | Genre: Indie-Poprock | Spotify
Bleiben wir in Deutschland. Die Kytes hatten mit „Remedy“ und „Take It Easy“ bereits zwei erstklassige Auskopplung ihres ersten selbst verlegten Albums veröffentlicht. Letztlich ist „Frisbee“ dann „nur“ eine EP und die weiteren drei Tracks fallen schon spürbar im Direktvergleich ab, aber es bleibt lässiger Indie-Pop mit Bilderbuch-Flair.
Review: Lass die schlechten Zeiten rollen (Lässing)
Release: 18.01.2019 | Genre: Schrammel-Rock | Spotify
Schon komisch, aus Lässing hat nun endlich das Album zu etlichen Vorab-Singles und EPs veröffentlicht. Entsprechend kennt man 2/3 der Songs bereits. Da davon aber wenig bis gar nichts in Werbespots und Co. auf Dauerschleife lief, ist es nicht soo schlimm. Dazu fügen sich die Tracks ganz gut in den weiteren ein. Gesellschaftskritische Songs mit verdammt viel Augenzwinkern und Humor, schrammlige Gitarren und sehr eingängige Gesangsmelodien. Passt!
Review: Fear & Courage (Sportelli)
Release: 25.01.2019 | Genre: Singer Songwriter | Spotify
Einige richtig schöne und vor allem schön eingängige Kunstwerke an Liedern finden sich auf diesem Album. Vor allem „Words And Ways“ sowie „Save The World By Loving Yourself“ gefallen mir sehr. Hinten raus ebbt die Qualität und Stimmung dann aber doch gewaltig ab.
Review: Human (dodie)
Release: 18.01.2019 | Genre: Singer Songwriter-Pop | Spotify
Nicht zu verwechseln mit Dido kommt dodie nicht wirklich mit umgekehrter Stilistik daher. Ruhiger Singer Songwriter-Pop mit Höhen und vor allem emotionalen Tiefen. Viel Melancholie schwingt an manchen Stellen mit, andere – wie das tolle „Monster“ – wirken wiederum belebend. Mit gerademal sechseinhalb Tracks und 23 Minuten Laufzeit aber haarscharf an der EP-Linie vorbeigeschrabbt.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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