Was ein Monat. Also, musikalisch gesehen. Ich hatte in meiner ersten Auswahl für diese Runde Kurzreviews gleich derer zwölf Alben am Start, habe dann aber doch ein bisschen was in den März geschoben, hinterher habe ich dann wieder deutlich weniger Platten zu besprechen. Wie dem auch sei, neun Alben sind dann doch noch geblieben, die so ziemlich keine Totalausfälle und dafür aber ein paar Highlights zu bieten haben. PLAY!
Review: Father Of All… (Green Day)
Release: 07.02.2020 | Genre: Pop-Punk | Spotify
Als „Father Of All…“, also der Track, vor einigen Wochen erschien, war ich etwas irritiert. Ist das wirklich Green Day? Die Stimmlage ist doch deutlich höher als sonst, alles wirkt eher Indie denn Punk. Aber der Track hat funktioniert, genau wie das nachfolgende „Fire, Ready, Aim“. Danach lässt das allgemein recht kurze Album dann aber doch schnell an Schmiss missen. Songs, wie die aktuelle Sings „Meet Me on the Roof“ sind absoluter Pop. Nun waren Green Day Alben der neueren Zeit ja eh immer mal etwas musicalhafter (s. „American Idiot“, die Aufführung), aber so recht kicken wollen mich nur wenige Songs. „Stab You In The Heart“ ist eigentlich ein netter Gedanke, die eh schon teils auf Tolle getrimmten Haare der Band in die 50er/60er-Jahre-Rockwelt zurückzuführen. Tatsächlich sind die kürzesten Songs noch mit die interessantesten („Sugar Youth“ und „Take the Money and Crawl“). Insgesamt durchaus okay, aber eben kein Superhits-Album.
Review: Golem (Tarek K.I.Z.)
Release: 07.02.2020 | Genre: Hip Hop | Spotify
Ich muss ja sagen, dass mir die ersten Eindrücke der Tarek-Solo-Versuche missfallen haben. Ich bin einfach kein Freund dieser modernen Hip-Hop-Ausrichtung. Autotune, seltsame Beats, allgemein viel austauschbare Musik. Aber die Texte hauen es dann doch wieder raus. Und auch wenn mir nach wie vor die K.I.Z.Gesamtcrew-Sachen besser gefallen, ist das ein durchaus starkes Solo-Debüt des Golem.
Review: Ja als ob (ITCHY)
Release: 07.02.2020 | Genre: Rock | Spotify
Ich wollte es nicht ganz glauben, als die erste Pressemail zum neuen ITCHY-Album von deutschen Texten sprach. Da musste ich das Trio direkt mal zur Rede stellen. Aber das ist gar nicht schlimm geworden, ganz im Gegenteil. Man achtet wirklich mehr auf die Texte und es scheint auch so, als wären die drei Jungs sich dessen bewusst gewesen und haben die ein oder andere Runde mehr hinein investiert. Vor allem aber hat sich die Musik konsequent weiter entwickelt, ist komplexer und dimensionsreicher geworden, ohne jedoch den klassischen ITCHY-Vibe zu verlieren. Der groovt nämlich ganz egal, in welcher Sprache er intoniert wird. „Beyonce & Jay-Z“ ist wieder mal eine herrliche Bestandsaufnahme gesellschaftlicher Missstände, „Wo seid ihr denn alle“ eine Hommage an etliche verstorbene Musik-Ikonen und mein absoluter Favorit ist das fetzige „Nicht weg“.
Review: Wann fangen wir an? (Alex Mayr)
Release: 31.01.2020 | Genre: Singer-Songwriter | Spotify
Irgendwie kam ich nur zu zwei, drei Durchläufen des Albums, weshalb meine Meinung sich im Laufe des Jahres ggf. noch ändern (oder intensivieren) könnte. Aber ich wollte Alex dann doch unbedingt mit in diese Ausgabe aufnehmen, da ich sie zwar nicht direkt kenne, aber mit ihrem Bruder am gleichen Institut studiert (und seiner Band mal eine Website programmiert) habe. Vor einer Weile hatte ich mal einen Song von ihr gehört und sie eher in die plauschige Pop-Richtung gesteckt, die eher weniger was für mich ist („Tanzen, Leben, Lachen, Lieben“ – ihr wisst schon…). Dieses Album hat mich aber positiv überrascht. Das findet sich in der Wertung jetzt weniger wieder, bzw. lässt die Gedanken an erwartungsgemäße Musik fies wirken, aber es bleibt eben noch immer nicht so ganz meine Musik. Es erinnert mich aber vom Sprechgesang zwischendrin immer mal wieder an Mine. Nur, dass die es etwas besser schafft, den Songs noch mehr Profil und Langlebigkeit zu verschaffen. Dennoch eine sehr solide Scheibe.
Review: Martini Sprite (Blond)
Release: 31.01.2020 | Genre: Anarcho-Pop | Spotify
Noch mehr Musik aus deutschen Landen, aber mit komplett anderer Ausrichtung. Vor allem in den ersten Zeilen wirkt das sehr nach Laing, ist dann aber doch etwas kantiger und wandelbarer. „Es könnte gar nicht schöner sein“ hat Blood Red Shoes-Charme, nur dass eben über die Periode gesprochen wird, „Sanifair Millionär“ ist beinahe klassischer Hip Hop und „Thorsten“ ein absolutes Emanzipations-Brett voll Ironie und trauriger Wahrheit. Ach ja, ich habe früher auch ganz gerne Martini Sprite getrunken, darf man heute eigentlich keinem erzählen, so eine süße Plörre…
Review: The Haunt (Church Girls)
Release: 07.02.2020 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Ein Album, das stark beginnt und sich dann leider doch im eigenen, repetitiven Stil ein bisschen verliert. Vieles klingt dann doch zu ähnlich. Positiv ist natürlich, dass der Stil an sich ganz gut ist, aber mehr Abwechslung würde der Sache gut tun.
Ich habe zwar irgendwie keinen der neuen Songs auf YouTube finden können, dafür einen für heute Abend geplanten Live-Auftritt der Band:
Review: Soook The Herd (Lanterns on the Lake)
Release: 21.02.2020 | Genre: Indie-Pop | Spotify
Deutlich ruhiger geht es bei Lanterns on the Lake zu. Nicht immer ist das ganz genau mein Genre, aber ich mag die Atmosphäre, die das Album ausstrahlt, irgendwie dann doch ganz gerne. Und es wirkt in sich stimmig, allgemein sehr wohlbedacht zusammengestellt und einfach rund.
Review: All or Nothing (Shopping)
Release: 14.02.2020 | Genre: Indie-Pop-Rock | Spotify
Ich scheine mich etwas sattgehört zu haben. Klang Shopping auf ihrem Vorgänger für mich noch frisch und neu, wirkt es beim neuen Album mehr oder weniger wie ein Aufguss. Nicht schlecht, aber eben auch nicht neu. Die Musik ist zwar teils merklich ausgereifter und es gibt auch tolle Uptempo-Songs, wie „Initiative“, insgesamt ist mir das aber auch hier zu oft die gleiche Formel, nach der zusammengestellt worden ist.
Review: Family Dinner (Sons)
Release: 14.02.2020 | Genre: Garage Rock | Spotify
Das beste Album dieses Monats stammt gar nicht aus diesem Monat. Also, zumindest nicht ursprünglich, denn eigentlich wurde „Family Dinner“ bereits im April letzten Jahres in Belgien, dem Heimatland der Band, veröffentlicht. Doch just heute hat auch der deutsche Musikmarkt ein Highlight mehr erhalten. Denn die Platte weiß bereits beim Opener-Titeltrack mit gefälligen Breaks und einer Mischung zwischen Grunde-Schmiss und Indie-Leichtigkeit zu überzeugen. Danach folgen immer mal Tracks, die auch von den Hives (vor allem in „White City“ oder „Keep on Going“) oder Datsuns stammen könnten. Auf jeden Fall eine sehr belebende Platte, die auch Mut zum Krach besitzt.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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