Zum letzten Mal gibt es dieses Jahr eine kleine Fuhre neuer Alben für euch. Aus den letzten und nächsten Wochen, tatsächlich gibt es sogar einen Neujahrstitel in der heutigen Ausgabe zu hören. Dabei sei gesagt, dass ich mich aus Zeitgründen dieses Mal leider recht kurz halten muss und zudem auch nicht jede Platte so oft gehört habe, wie ich es eigentlich gesollt hätte. Seht es also zumeist einfach als Ersteindruck nach zwei bis drei Durchgängen. Jetzt aber los!
Review: „Und das Geheimnis der unbeglichenen Bordellrechnung“ (K.I.Z.)
Release: 03.12.2020 | Genre: Hip Hop | Spotify
Dass das „Album zum Album“ kein ausgereiftes Meisterwerk, sondern eher eine B-Seiten-Compilation sein dürfte, war denke ich im Vorfeld der kurzfristig angekündigten Sonder-Veröffentlichung klar. Aber erstmal bin ich ganz froh, dass es überhaupt Neues von K.I.Z. gibt, darüber hinaus versprüht „Und das Geheimnis der unbeglichenen Bordellrechnung“ nebst des Titels auch musikalisch einiges an Retro-Charme. Das erinnert an die Anfangszeiten der Hip-Hop-Truppe! Also viel Oldschool-Rap, vielleicht etwas simplere und verspieltere Beats, und viel Freude an billigem Wortwitz, drastischen Wörtern und allgemeinem Spaß. Ein klassisches Mixtape, das in viele Richtungen geht. Nichts, was man auf Dauerschleife der Musik wegen pumpt, aber für das Durchhören und den einen oder anderen Schmunzler langt es allemal. Anspieltipps: „Schluss mit Faxen“ oder auch „Lifehack“.
Review: „12“ (AnnenMayKantereit)
Release: 20.11.2020 | Genre: Pop | Spotify
Wenn selbst die Single-Auskopplung eher lahm bis langweilig daher kommt, ist das für mich problematisch. „12“ wurde sehr spontan als „Quarantäne-Album“ rausgehauen und soll vermutlich auch die Melancholie, Trostlosigkeit und Verzweiflung transportieren, die viele von uns in diesem Jahr mehr gespürt haben, als ihnen recht gewesen sein dürfte. Aber rein musikalisch (und dabei total subjektiv) betrachtet, ist mir das zu gleich-gleich, zu wenig mitreißend, zu… wenig. Aber das komplette Album als Lyric-Video zu veröffentlichen, ist eine schöne Idee:
Review: „Death of An Optimist“ (Grandson)
Release: 04.12.2020 | Genre: Alternative Rock | Spotify
Mein Album des Monats! „Death of An Optimist“ kommt im gleichnamigen Titeltrack-Opener noch verträumt und zurückhaltend, daher, weiß dann aber ordentlich aufzudrehen. Elektronische Beats treffen auf brachiale E-Gitarren-Riffs. Das erinnert immer wieder an die letzten Platten von Hobo Johnson oder vor allem Oliver Tree. Eine Mischung mit Energie, Charakter, Abwechslungsreichtum und Kopfnick-Potenzial. Ein großartiges Album, das mit Sicherheit in meiner Topliste des Jahres landen wird. Mein persönliches Highlight ist direkt mal „In Over My Head“.
Review: „Courage“ [EP] (WAHNSCHAFFE)
Release: 18.12.2020 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Willkommen im EP-Bereich dieser Ausgabe. Den Auftakt zum kurzen Kapitel der Kurzplatten liefert Wahnschaffe mit Courage, die sich hören lassen kann. Vor allem beim Titeltrack, der es schafft, eine gelungene Mischung aus ruhigeren Singer-Songwriter-Passagen mit Sprechgesang und explodierendem Refrain zu einen. Manch schriller Ton gen Ende mag gar an gute alte Bilderbuch-Zeiten erinnern. Die Mischung zieht sich grundsätzlich (mal mehr mal weniger) durch alle fünf Titel der EP durch. Die Melodien wirken ausgereift und gehen ins Ohr, es bleibt aber stets charakter- und ausdrucksstark. Ich freue mich auf ein kommendes langes Studioalbum!
Review: „Psychogirl“ [EP] (Mola)
Release: 27.11.2020 | Genre: Hip Pop | Spotify
Man nehme Mine, pinsele sie akustisch etwas düsterer an und lässt mehr Rap denn Sprechgesang walten – et voilá – hier ist Mola. Ich meine, selbst der Name ist jetzt nicht unendlich weit weg… Okay, akustisch geht es dann doch recht anders zu, aber in einigen Passagen passen Worte, Stimmfarbe und Setting schon ganz gut zur Musik-Kollegin. Entsprechend ist vieles auch ziemlich gut. Aber manch Text wirkt dann doch etwas platt, manch musikalisches Gebilde nicht ultra-komplex, und selbst die Kanten wirken etwas abgeschliffen. Da ist ordentlich Potenzial drin und geht noch viel mehr – vielleicht ja dann auf dem Studioalbum!
Review: „Alles auf Anfang“ [EP] (STEREOGOLD)
Release: 27.11.2020 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Den Abschluss und Mittelfeld-Platz des EP-Trios. Auch hier gibt es kleine Abzüge in der Kategorie „deutsche Sprache klingt so schnell überpoppig-herzschmerz-volksmusikalisch“… An einigen Stellen wird es erfreulich rockig, andere Passagen erinnern eher an die (härteren) Stücke von Revolverheld. No offense, das dürfte vielen gefallen, ich halte es persönlich dann aber eher mit den härteren Passagen, wie dem Titeltrack, bei dem stimmlich beinahe Casper’sche Stimmfarben zu vernehmen sind:
Review: „Fuck Art“ (The Dirty Nil)
Release: 01.01.2021 | Genre: Punk-Rock | Spotify
Härter, schneller, weiter – Ordentlich auf die Glocke gibt es direkt mal in den ersten Sekunden des Albums, das in zwei Wochen erscheinen wird. Danach wird es dann aber doch deutlich mainstreamiger – zumindest zu großen Teilen. Freunde alter Sachen von The Offspring oder Fall Out Boy dürften ihre Freude an dem Album haben. Ich habe es leider noch viel zu wenig gehört, wird jetzt erstmal aufgedreht!
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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