Heute bin ich doch tatsächlich mal mit dem Großteil der Platten sehr aktuell oder sogar leicht vor dem eigentlichen Releasedatum. Dazu geht es stilistisch abwechslungsreich daher und die Hälfte der Platten ist sogar deutschsprachig. Was will man mehr?! Okay, gute Musik noch, aber versprochen, da findet sich was!
Review: Halluzinationen (Sophie Hunger)
Release: 04.09.2020 | Genre: Singer-Songwriter-Pop | Spotify
Ich muss gestehen, nie großer Fan von Sophie Hunger gewesen zu sein. Die Mischung aus Pop, Klassik und Schmalz hat mich eben nie wirklich getroffen. Auf „Halluzinationen“ sind aber einige Melodien und musikalischen Arrangements dabei, die den Weg aus dem Ohr einfach nicht mehr finden wollen. Das „Hallu-hallu-halluzination“ aus dem Titeltrack fand ich eigentlich beim ersten Anhören bereits schrecklich, aber es ist enorm eindringlich und der kleine Rap-Part daraufhin weiß dann doch zu überraschen. Allgemein bin ich erfreut über die stilistische Wandelbarkeit, die Sophie Hunger auf dem Album beweist. Da trifft Piano auf elektrischen Beat, englische wechselt mit deutscher Sprache ab und Songs wie „Alphe Venom“ haben ein gutes Tempo. Insgesamt bleibt es mir persönlich aber zu seicht, dennoch ein grundsolides Album mit gewissen Highlights.
Review: Ugly is Beautiful (Oliver Tree)
Release: 17.07.2020 | Genre: Hip Hop | Spotify
Leider habe ich die Bemusterung zu diesem Album erst einen Tag vor meiner letzten Ausgabe der Kurzreviews erhalten, so dass ich euch einen Monat verzögert von diesem Meisterwerk berichten kann. Ich liebe die Energie, die der Scooter Boy Oliver Tree auf den 37 Minuten zu übermitteln weiß. Das erinnert mich sehr an Hobo Johnson, nur etwas kantiger – wobei das auch die Assoziation durch seinen Topfschnitt sein könnte. „Ugly is Beautiful“ halt. Meine persönlichen Favoriten: „Let Me Down“, „Jerk“ und „Introspective“. Allgemein ist positiv festzuhalten, dass ein Album mal nicht wie so oft im letzten Drittel abflacht, sondern da nochmal richtig aufzudrehen weiß. So wir ihr bitte an eurer Anlage, wenn ihr die Platte abspielt!
Review: Die Bredouille (Helgen)
Release: 07.08.2020 | Genre: Indie-Poprock | Spotify
So ein bisschen „Die höchste Eisenbahn“ in rockiger gibt es bei Helgen zu hören. Deutsches Geschichtenerzählen mit Gespür für verspielte Melodien und zu seichtem Instrumental-Spiel. Darf für meinen Geschmack gerne noch etwas mehr aufs Gas treten und Gefallen an Breaks erhalten, wobei auch die ruhigen Tracks wie „Tschüss“ ihren Charme haben. Gelungene Platte mit Charakter und Tiefgang.
Review: Flaschenpost an morgen (Go Go Gazelle)
Release: 14.08.2020 | Genre: Deutschrock-Pop | Spotify
Wir bleiben deutschsprachig, werden aber sowohl nochmals rockiger als auch südakzentbehafteter. Ich muss gestehen, dass mir das teilweise grenzwertige Assoziationen an das von mir verachtete nicht so ganz doll gemochte Wanda gebracht hat. Der schmale Grat konnte aber noch beschritten werden. Musikalisch gibt es eine Mischung aus Itchy (ehemals Poopzkid), den Donots und hier und da sogar den Ärzten – ach, und der „Wenn ich am Arsch bin, dann am liebsten neben deinem“-Song „Neben Deinem“ ist ein Versuch, einen auf Selig zu machen. Ihr merkt, ein Potpourri des Deutschrock. Aber statt plumpe Kopie hat man durch die Mischung schon irgendwie was Neues erschaffen, das Lust auf Mehr macht. Das Helgen-Album hat mir aber minimal besser gefallen. Grüße in meine alte Zwischenheimat Augsburg!
Review: Who The Power (Liela Moss)
Release: 07.08.2020 | Genre: Singer-Songrocker | Spotify
Ein tolles Album, das zwischen musikalischer Gewichtigkeit und gesanglicher Leichtigkeit zu wandeln weiß. Definitiv nichts, das man „mal eben nebenbei hört“ und beim ersten Anhören könnte manch einer auch so seine Probleme haben, direkten Einstieg zu finden. Aber Songs wie „Nummah“ oder der Opener „Turn Your Back Around“ sind einfach großartig, intensiv und kraftvoll.
Review: Use Me (PVRIS)
Release: 28.08.2020 | Genre: Alternative Poprock | Spotify
Endlich. Dieses Album will ich euch seit Monaten präsentieren. Nicht etwas, weil es soo grandios wäre oder ich die Bemusterung utopisch früh erhalten hätte. Wobei, Letzteres schon irgendwie, das liegt aber letztlich daran, weil der Album-Release gleich mehrere Male verschoben worden ist. Am 1. Mai sollte es ursprünglich kommen, dann am 10. Juli, jetzt also am 28. August. Und keine Ahnung, ob das nun daran liegt, dass ich das Album über die Monate immer mal wieder gehört habe – aber das ist schon nicht schlecht geworden. Skurriler Weise kann ich da gut den Rahmen dieses Beitrags bilden, ist einer der besten Tracks auf der Platte doch „Hallucinations“ getauft. Ansonsten sind noch „Dead Weight“, „Good to Be Alive“ oder auch der Opener „Gimme A Minute“ zu empfehlen. Leider sind die letzten Songs dann aber doch etwas schwächer, so dass es nicht zum großen Wurf langt.
Auf der Shortlist, aber nicht ganz geschafft: „Androgynous Mary“ von Girl Friday (21.08.), „cheap sodas and ice cream kisses“ [EP] von The Blanks (07.08.) und „Falling Asleep At The Wheel“ [EP] von Holly Humberstone (14.08.).
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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